Robert ,
Leopold.
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ler einen Rang unter den gefeiertsten neueren französischen Malern.
Eine zweite Darstellung dieses Gegenstandes besitzt Graf von Rac-
zynski, der Verfasser der Geschichte der neueren deutschen Kunst.
Es ist dies keine Copie, denn als Robert dieses Bild in Venedig
malte, war das erstere schon mehrere Jahre in Neuilly. S0 viel
ist aber gewiss, dass dieselben Studien zu beiden Bildern gedient
haben. Rechts hat einer der tanzenden Schnitter eine ganz vcr-
schiedene Stellung. DerTon in der Landschaft, der Horizont
und die Farben in manchen Gewändern sind ebenfalls verschieden.
.Das llaczynsliische Bild ist auch nicht ganz vollendet; denn der
Iiiinctler hatte 1855 vor der Stadelei, auf welcher dieses Gemälde
noch unvollendet stand, in einem Anfalle von Schwermuth auf ge-
waltsame Weise sein Leben geendet. Graf Iiaczynslsi liess es
aber von heincr zweiten Hand berühren, und bezahlte der Fami-
lie 15000 Frs. dafiir. Das Gegenstück zu diesem Bilde ist das Ge-
niälde der Fischer, mit dem obigen das letzte Vermüchtniss seines
Fleisses an die Nachwelt. Beide Bilder, keine Darstellungen aus
drin Reiche der Phantasie, sondern wahre Gemälde des VVirltlichen,
vereinigen in hohem Grade Schönheit des Gedankens mit Schön-
heit der Ausführung. Ein tief durchdachtes Studium waltet in der
Anordnung des Ganzen vor, und ein jedem Einzelnen angemesse-
ner Fleiss hat die lland des Künstlers selbst in den ldeixistcn De-
tails geleitet. Ueber den Vorzug beider Bilder lautet das Urtheil
nicht gleich, so vicl ist aber gewiss, dass beide das Gepräge eines
schöpferischen Geistes und hoher Vollendung an sich tragen. E.
Collow, der im Iiunstblatte von 1855 Nro. 45. den Nccrolog des
Künstlers gibt, sagt nach eigener Anschauung, dass die Fischer
noch mehr als die Schnittcr jene unmittelbar gewinnende Einheit
sowohl der liarhen und Formen, als auch der ganzen Stimmung
und Empfindung haben. Auch Graf llaczynslsi setzt die Schnitte-r
den Fischern xiach, iVaagen llI. 740. crhliirt aber in Rücksicht
der Cumposition die Schnitter als das Hauptbild. dem in der Schön-
heit der Motive und einzelnen Iiöpfe, des edel melancholischen
Gefühls, der gliihexirlen" Beleuchtung, des satten Tons, der Gleich-
mässigkeit und Grdiegenheit der Ausbildung nur die Fischer gleich-
hommen. ln den Schnittern freuen wir uns mit den Fröhlichen, la-
chen mit den Glücklichen, und dennoch konnte der Meister vor
einem solchen Wcrhc zum Selbstmörder werden! Allein dieses be-
weisst uns wohl zur Genüge, dass er die That in Folge eines mo-
mentanen Wahnsinns vollbrachte. Die Fischer sprechen dagegen seine
eigene Stimmung aus. Trauernd mit denTratlrigc-xi vertiefte er sich
in fremdes inneres Ungliicls. Eine arme Fischerfamilie trifft zu
Chioggia bei Venedig Vorkehrungen zur Abreise auf den Fischfang
im atlrizitisclten Meere. Aus diesem einfachen Vorgange schufliuberf.
ein Bildlvoll Interesse und ergreifendenlLebens, [ein rührend schönes
Gedicht voll tiefer Schvvc-rmutll. Waihrend ein 'I'l'ieil der Mari-
nari in voller Thiitigheit ist, steht zur llechten ein hdann mit dem
Compass neben sich, und fleht zum Himmel um glückliche Heim-
kehr; zur Llllliüll sitzt ein altes Miitterchen in Kummer versunken
und in einiger Entfernung drückt, mit ahgehiirmten Wangen und
gesenktem ßlicla, die arme Mutter und Gattin den Säugling an
die Brust. Collow beschrieb dieses Bild in dem erwähnten
liunstblatte genauer und mit warmem Gefiihlc, so wie es denn (la-
nials in Paris, wu es zur Ausstellung ham, mit um sn tieferer Piiih-
rungbetrachtct wnrdnuda das tragische Ende des liiinstlers alle erschüt-
tert hatte. Der berühmte Fabrihherrr Paturle in Lyon hatte dic-
ses lYleistcrwvcfli-i Wclclms 15 fast lcbcns rrosse Figuren enthält,
käuflich an sich gebracht, es aber sniiter cfcr städtischen Behörde