Biuggli
Bingly ,
oder
oder
Gotthard!
Gottfried.
199
dem Rathhause drei Bilder, die Sandrart, der indessen den Künstler
ltintle nennt, besonders rühmt, wozu ihm die in diesen Bildern herr-
schende {Currelstheit der Zeichnung und Ringglfs Einsicht in die
Lehre der Verkürzung bestimmte. Die Gemälde stellen die Geschichte
der Erbauung dar Stadt Bern dar. Ringgli malte dann auch den
Glockenthurm und um die Uhren die Jahreszeiten. An einer Seite
des Thurms malte er einen geharnischten MannmitdemStadtbanner.
DieseArbeiten gefielen so wohl, dass ihm die Stadt des Ehrenbür-
gerrecht verlieh. Auch in seiner Vaterstadt hinterliess er Werbe, die
alle mit Wohlgefallen betrachtet wurden, nur seine liutistgenossen
nicht. Die Zunft wollte ihin sogar das Nlalen wehren, als ihm
durch Erbschaft eine Oeltrotte zugefallen war, und der Bath ihm
dennoch die weitere liuustixbting gestattete. Allcinftinggli fuhr
zu arbeiten fort, und nahur den YVahlspruch an:
Durch Missgunst dem nichts wiederfahrt,
Der ehrlich und auf Gott hnrrt,
ln den ich mein Vertrauen stell,
Man ringgle es gleich, wie man woel.
Auf der Bibliothek malte er das Wappen der Stadt mit jenen der
Vogteien, und zur Seite zvrci allegurische Figuren: die Religion,
welche den Tod mit Fiisscn tritt. und die Freiheit, wie sie die
Fessel von sich wirft. Fiissly sagt in seinen Snppletnexiten zum
Künstler-Lexikon, dass noch 170g ein Freihauptmanti Wcrdtmi-
ler das Bild des geplagten Hiob besessen habe, ganz in Spaghe-
let's Manier behandelt. Auch BingglPs Handzeichnungen rühmt
er als sehr werthvoll, darunter besonders eine in England befind-
liche Grablegung, die lienner für Tinturetttfs Arbeit genommen
haben.
Auch Schüler bildete der Künstler, worunter besonders Sa-
muel Hoffmann geriihmt wird.
Dann soll Binggli auch in Holz geschnitten haben; allein es
lässt sich dieses unsers Wissens nicht streng beweisen, da sich
kein Blatt findet, welches seinen Namen trägt. Heller (Gcsch. d.
Holzschn. S. 248) deutet ein aus G. B. bestehendes hlonograittui
auf ihn, nennt aber keines der Blätter, worauf sich dieses findet.
Man findet aber auch Holzschnitte mit dem Buchstaben 3., den
Einige auf Ringgli deuten; allein wenn die Compositiotr nicht si-
chcr für den Schweizer entscheidet, so kann es auch einen der
westphälischen Künstler zum Ring bedeuten. Dann könnte man da-
runter auch einen Formschneider 1B verstehen, der sich ebenfalls
manchmal mit R bezeichnete. Dieser Meister ist aber jünger, da
er zu folgendem Werke Blätter geliefert hat: Abbildung derer
VIII. ersten Durchlauchtigsten Herzngen zu Sachsen etc. Auch der
beigefügten ,Zehen Alter des Menschen Männlichen und Weibli-
chen Geschlechts. Mit ihren Studiis, Verrichtungen, Zuneigun-
gen ordentlich beschrieben. Gedruckt im Jahre 1702-
Als Holzschnitt des G. Ringgli nennt der Verfasser des Cataloges
der Sammlung des Canonicus Blücher die Erweckung des Lazarus,
auf sechs Platten. Links sieht man an einem Steine den Buch-
staben Po, worunter Binggli verstanden wird. Allein es gibt auch
ein anderes grosses Forrnschnittwerls von acht Platten, das Urtheil
Salomon's vorstellend. Links ist ebenfalls ein Stein, aber "mit dem
Monogram I R und dem Messerchen quer durch. Der Meister R
und I R sind aber wahrscheinlich der eine und derselbe.
Binggli hataber wahrscheinlich an einem Fornischnittwerlte als
Zeichner Anthetl, an einem Costuuibuche, welches 1600 zu St.