Volltext: Rhenghiero, Rhenghieri. - Rubens, P. P. (Bd. 13)

Biedinger, 
Johann 
Elias. 
161 
tem Eifer zum Ruhme der Kunst. Die Werke diese: Künstlers 
sind sehr zahlreich, besonders die Badiruiigen und die Zeichnun. 
gen. Die Gemälde rühren aus seiner früheren Zeit her, und dar- 
unternennt man besonders sechs grosse Jagdstiicke, die an den kai- 
serlichen Hof nach St. Petersburg kamen. Auch nach Zürich lsa- 
men zwei grosse Bilder. Die meisten sind im kleineren Formate 
und nach allen Seiten hin derstreut. In der späteren Zeit seines Le- 
bens arbeitete er fast ansschliesslich mit dein Crayoii und mit der 
Iladirnadel, in letzterer Hinsicht für seinen Iiunstverlag. Riedin- 
ger gründete eine Iiunstliandlung, die sehr blühend, und beson- 
ders an eigenhändigeii Arbeiten reich war. Seine beiden Söhne, 
so wie sein Schwiegersohn Juh. Gottf. Seuter, vermehrten diese 
Verlagsartikel durch eigene und setzen die Sammlung iiiit Umsicht 
fort. Der Vater wurde im Jahre 1759 Direktor der Kunstakademie zu 
Augsburg, so wieer schon früher ßeisitzer des evangelischen Elte- 
gerichtes war. Der fleissige Ptiedinger suchte lteine Ehrenstellen, 
da sie ihn von der Kunst abzogen, seine Mitbürger glaubten aber den 
treilflichen Mann ehren zu müssen. Der liüiistler stand aber seinem 
Amte mit aller Würde vor, und so ward sein Leben doppelt segnend. 
Biedingefs Verdienst ist noch immer llllgeäülllllälßfl und wird 
es stets bleiben. Sein Talent, alle bekannten zahmen, jagdha- 
baren und wilden Thiere, besonders die letzteren in ihren inan- 
nigfaltigen Charakteren darzustellen, ist bevfunderungswürtlig. Der 
Iiiinstlcr belanschte die Natur nach allen Richtungen hin, und gab 
Sie in seiner Thierwelt auf das Genaueste wieder. Seine Blätter 
führen uns die Thiere in allen ihren Lagen, in den schwersten 
Stellungen vor den Blick, in grösster Wuth, im Iizinipfe unter 
sich, im Schrecken vor ihren Verfolgern, in ihrer natürlichen 
Schüchternheit. in ihrer Ruhe. Besonders trefflich sind die Bliit- 
ter mit den Hunden, Hirschen und Rehen, welche, gleichsam das 
Leben derselben besdhreibend, einen Schatz für den Waidinann 
bieten. Auf andern Blättern erscheint der Löwe in mannigfalti- 
ger Situation, so wie der 'I'ieger und der Leopard, das Nashorn 
und der Elephant, Affen, liameele und Dromedare, Bären, 
Luchse, Eber, Wölfe, Füchse, Adler, Eulen n. a.. alle diese 
Thiere entweder einzeln oder in schönen Zusammenstellungen. 
Auch die Spuren und Fährten der wilden 'I'l_iiere sind auf das 
Genaueste angegeben. Seine Landschaften sind ebenfalls der 
Natur abgenommen, in genauer Harmonie zu den dargestellten 
Thieren. Eben desswegen, wie diese." bald _wild schnn, hnld 
freundlich und einladend. lliedingeis Blatter bilden eine Schulab- 
tlieilung für den Jäger, eine Augeiilust fur den Jagtllrcund, eine 
Fundgrube für den Thierrnaler. Auch der liuiistsaiiiinlei" hnsclit nach 
diesen Dingen, da die meisten von den vielen Blättern dieses 
Künstlers gut sind. Haiiptvurzüge bleiben die genannten, ausser- 
dem sind aber diese Radirungeu auch mit grösstem Fleisse ausge- 
führt. _Seine malerische Nadel drückte Haare und Pelz meisterhaft 
aus, bei allen übrigen Vollkommenheiten in Hinsicht aufallgemeine 
FOYIII- Auch die Landschaft ist gut behandelt, und die Beleuch- 
tung eChon zusammengehalten. 
Riedinger versuchte sich auch in der Thierfabel, und fiilirte 
auf 16 radirten Blättern die T-hiere handelnd ein. Diese Blätter 
wurden V0u Einigen hoch erhoben , allein Giitlie (linngt und A1. 
terthum l- 5- 5- 79)_.willilinei1 nur das Verdienst der Ausführung zu- 
gestehen. Er stellt sie als Beispiel einer durchaus fehlerhaften Denk- 
weise und misslungener Erfindung in dieser Art auf. Es gebriclit 
ihnen an der durchaus geforderten ironischen Würze; sie spre- 
chen weder das Gemiith an, noch gewähren sie dem Geiste einige 
Naglefs Iüuistler-Leac. Brl. XIII. 11
	        
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