Biedinger,
Johann
Elias.
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tem Eifer zum Ruhme der Kunst. Die Werke diese: Künstlers
sind sehr zahlreich, besonders die Badiruiigen und die Zeichnun.
gen. Die Gemälde rühren aus seiner früheren Zeit her, und dar-
unternennt man besonders sechs grosse Jagdstiicke, die an den kai-
serlichen Hof nach St. Petersburg kamen. Auch nach Zürich lsa-
men zwei grosse Bilder. Die meisten sind im kleineren Formate
und nach allen Seiten hin derstreut. In der späteren Zeit seines Le-
bens arbeitete er fast ansschliesslich mit dein Crayoii und mit der
Iladirnadel, in letzterer Hinsicht für seinen Iiunstverlag. Riedin-
ger gründete eine Iiunstliandlung, die sehr blühend, und beson-
ders an eigenhändigeii Arbeiten reich war. Seine beiden Söhne,
so wie sein Schwiegersohn Juh. Gottf. Seuter, vermehrten diese
Verlagsartikel durch eigene und setzen die Sammlung iiiit Umsicht
fort. Der Vater wurde im Jahre 1759 Direktor der Kunstakademie zu
Augsburg, so wieer schon früher ßeisitzer des evangelischen Elte-
gerichtes war. Der fleissige Ptiedinger suchte lteine Ehrenstellen,
da sie ihn von der Kunst abzogen, seine Mitbürger glaubten aber den
treilflichen Mann ehren zu müssen. Der liüiistler stand aber seinem
Amte mit aller Würde vor, und so ward sein Leben doppelt segnend.
Biedingefs Verdienst ist noch immer llllgeäülllllälßfl und wird
es stets bleiben. Sein Talent, alle bekannten zahmen, jagdha-
baren und wilden Thiere, besonders die letzteren in ihren inan-
nigfaltigen Charakteren darzustellen, ist bevfunderungswürtlig. Der
Iiiinstlcr belanschte die Natur nach allen Richtungen hin, und gab
Sie in seiner Thierwelt auf das Genaueste wieder. Seine Blätter
führen uns die Thiere in allen ihren Lagen, in den schwersten
Stellungen vor den Blick, in grösster Wuth, im Iizinipfe unter
sich, im Schrecken vor ihren Verfolgern, in ihrer natürlichen
Schüchternheit. in ihrer Ruhe. Besonders trefflich sind die Bliit-
ter mit den Hunden, Hirschen und Rehen, welche, gleichsam das
Leben derselben besdhreibend, einen Schatz für den Waidinann
bieten. Auf andern Blättern erscheint der Löwe in mannigfalti-
ger Situation, so wie der 'I'ieger und der Leopard, das Nashorn
und der Elephant, Affen, liameele und Dromedare, Bären,
Luchse, Eber, Wölfe, Füchse, Adler, Eulen n. a.. alle diese
Thiere entweder einzeln oder in schönen Zusammenstellungen.
Auch die Spuren und Fährten der wilden 'I'l_iiere sind auf das
Genaueste angegeben. Seine Landschaften sind ebenfalls der
Natur abgenommen, in genauer Harmonie zu den dargestellten
Thieren. Eben desswegen, wie diese." bald _wild schnn, hnld
freundlich und einladend. lliedingeis Blatter bilden eine Schulab-
tlieilung für den Jäger, eine Augeiilust fur den Jagtllrcund, eine
Fundgrube für den Thierrnaler. Auch der liuiistsaiiiinlei" hnsclit nach
diesen Dingen, da die meisten von den vielen Blättern dieses
Künstlers gut sind. Haiiptvurzüge bleiben die genannten, ausser-
dem sind aber diese Radirungeu auch mit grösstem Fleisse ausge-
führt. _Seine malerische Nadel drückte Haare und Pelz meisterhaft
aus, bei allen übrigen Vollkommenheiten in Hinsicht aufallgemeine
FOYIII- Auch die Landschaft ist gut behandelt, und die Beleuch-
tung eChon zusammengehalten.
Riedinger versuchte sich auch in der Thierfabel, und fiilirte
auf 16 radirten Blättern die T-hiere handelnd ein. Diese Blätter
wurden V0u Einigen hoch erhoben , allein Giitlie (linngt und A1.
terthum l- 5- 5- 79)_.willilinei1 nur das Verdienst der Ausführung zu-
gestehen. Er stellt sie als Beispiel einer durchaus fehlerhaften Denk-
weise und misslungener Erfindung in dieser Art auf. Es gebriclit
ihnen an der durchaus geforderten ironischen Würze; sie spre-
chen weder das Gemiith an, noch gewähren sie dem Geiste einige
Naglefs Iüuistler-Leac. Brl. XIII. 11