Bicdel ,
August.
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die vierte Person ist die hiitende Alte. Dieses Bild zeichnet sich
durch Schönheit der weiblichen Form und durch üUSSlZFUfdeIltliChn
Farbenpracht aus. Licht und Farbe verbreiten über dieses Uild
einen ciigenthiimlichcxi lieiz. Riedel musste auch diese Darstellung
öfter wiederholen, allein er behielt immer nur das llauptmotiv bei,
und brachte im Ganzen solche Veränderungen an, dass jedes die-
ser Bilder für Original gelten kann. Das erste besitzt Iironprinz.
lllaxilnilian von Bayern, ein anderes der russische ldironfolger, ein
(lrlllßs Graf Arco in Miinchen u. s. w. Doch brachte der Iiiinst-
ler nicht einzig mit Wiederholung der genannten Meisterwerke zu,
er malte auch andere Darstellungen, die ebenfalls zu den ausge-
zeichnetsten ihrer Art gehiireti. Eines derselben stellt zwei ru-
hende Landmiitlchen dar, und ein zweites, dies im Besitz des
Herzogs von Ruhan. eine liömerin mit dem Iiinde, welchem eine
andere freundlich zurutt, ebenfalls durch Lithographie bekannt.
llierauf trat der liiinstler aus dem lireise seines lieblichen Genres
heraus und stellte die Judith in einem lebensgrossen liniestiiclt dar,
wie sie, im Zauber des Wlorgexllichtes, die Linke auf das Schwert
stützt, und in der Rechten das Haupt des Ilolofernßs. trägt, welches
aber aber nur bis an die Stirne sichtbar wird. Diese herrliche Ge-
stalt ziert jetzt die Sammlung neuerer Meisterwerke im Besitze des
Iiijnigs Ludwig von Bayern. Dieses Bild erregte bei der Austei-
lung im Locale des Iiunstvereines in München allgemeine Bewun-
derung, und bald erschienen Copien in Oel und in Minatur da-
von. Durch Piloty's Lithographie ist es einem weiteren lireise be-
lsannt. Ein Prachtgenxältle anderer Art, welches der liünstler 18.11
für Baron Lotzbeck malte, stellt aus dem altindischexi Drama Saß
contala die Scene vor, wie die Prinzessin, eine blühende Mäd-
chengeslalt, nackt bis an die mit einer Matte bedeckten Hüfte, und
bis an die linie sichtbar, in der buschreichen Laube steht, und die
Gazellen zu ihrer Beschützerin heraneilen. Dieses lchensgrtxsse,
in üppiger Farbengluth gemalte Bild, ist eines der brillantesten
Stiiche, welches die Malerei je hervorgebracht hat, und es ent-
wickelt dabei eine Schönheit und Reinheit der Form, und eine
Gediegenheit der Behandlung, wie sie nur ein Meister erster Grösse
zu erreichen inrStande ist.
Im Jahre 1842 vollendete er sein Bild der Meclea, auf ei-
nem Gebiete, welches bisher ihm fern lag, das er sich aber durch
liebevolles Studium der antiken Formenwell: S0 "Phil? "lächle, m11
neue Lorheern erndten zu können. Die liönigstcichter von Col-
chis, mit Gold und Edelsteinen geschmückt, erscheint hier als ver-
stussene Gattin, mit dem Mordstahl in_ der Hand, den sie zu grau-
siger That gezüclst hält. Dieses originelle und schöne liunst-
werls bcsitzf der liünig von VVürtemberg. ein hoher Beschützer des
Künstlers, der schon mehrere andere Werke desselben besitzt.
Zu Anfang des Jahres 18-15 malte Riedcl für König Ludwig von
Bayer", seinem Landesfürsten, die Purtraite zweier Kinder, deren
schmucklose Schönheit die neapolitauiselie und römische Volksju-
gcnfl rcpräsentirt. Wie bei vielen anderen Gemälden des Meisters
su ist ailclr diesen Bildern durch sinnig gewählte Lichtcllehten ein
eigenthumlicher Reiz eigen.
Nachbildungen, alle in grossem Formate.
Die neupolitanisclu: Fischerfamilie, das oben erwähnte Bild des
Kronprinzen vun Bayern, lith. v. G. Bodmcr,
Eine ähnliche Darstellung, im Besitze des Dr. Lucanns in
Halberstadt, lith. von C. Fischer.