Richter,
Adrian
Ludwig.
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unter seinen Iiunstgenossen bald bemerklicli. Er malte schon vor
seiner Abreise nach Italien treliliche Ansichten von interessanten
Gegenden seines Vaterlandes. und auch seine landschaftlichen Ba-
dirnngen zogen den Blick auf sich; sein grösserer Ruhm verbrei-
tete sich aber von Italien aus, durch seine Gemälde, welche die
grossartige Alpennatur und die reizende Fiille italienischer Scc-
nerie vergegenwärtigen. Schon im Jahre 1824 lesen wir im Hunst-
blatte, das Romantische, das was in der Natur ans Unglaubliche
reiche, ohne die Gränzen des Möglichen und Wirklichen zu iiber-
schreiten, sei ganz sein Fach, und der Iiiinstler vermöge es mit
solcher VVahrheit vor die Augen zu stellen, dass uns ganz das Ge-
fiihl des Erhabcnen durchdringe, welches der Anblick im reinsten
Sonnenlicht strahlender Gletscher, ungestiimer Bäche, ernster, den
Bergstiirzen und Lavinen sich entgegenstellenrler Waldungen ein-
ilösse. Die Meisterhaftigkeit, mit welcher seine Bilder ausgeführt
sind, der schöne und tiefe Sinn für Natur, der sich darin spie-
gelt, die Treue und Wahrheit in Darstellung des Charakters der
Natur, die wohl berechnete Wirkung heisst es weiter
bereclitige das Höchste in dieser Kunst zu erwarten. Bilder, welche
sich eines solchen Lobes würdig zeigten, sind das Innthal bei Hall,
der Sennenzug auf die Alpen, ein grosses Gemälde. u. a. Auch von
seinen späteren Bildern heisst es im liunstblatte von 1828, dass die
reine morgenhelle Klarheit seiner Landschaften, das genaue Na-
turstudium, womit jeder Baum, jede Blume dargestellt ist, und be-
sonders das dramatische Leben in seinen Staffagen unwiderstehlich
anziehe. Richter machte in Rom selbst in der Historienmalerei
ernste Studien, und somit ist in seinen Landschaften zugleich auch
die Staflage von Bedeutsamkeit. An die Bilder, welche den Al-
penrcgionen in Tirol und Salzburg, und dem Volksleben jener Ge-
genden entnommen sind, reihen sich jene, welche eine siidlichere
Natur vorführen. Dieses sind seine Ansichten aus den Appxeni-
nen, aus der römischen Campagna, aus der Ümgegend von Ole-
vano und am Monte Serone, Baja, Salerno, Grotta Feratta, la Ric-
cia u. s. w. Den zweiten Theil machen seine Zeichnungen in Bi-
ster und Aquarell aus, meisterhafte Arbeiten.
Nach seiner Rückkehr aus Italien wurde Richter an der Kunst-
schule zn Meissen als Professor angestellt. Seine Zeit ist also theil-
weise dem Unterrichts gewidmet, aber er findet immerhin Musse zur
freien Iiuustiibung und sein Ruhm ist ungeschmälert. Ans dieser
letzteren Zeit stammen viele Zeichnungen zu lllustrirten Werken,
wie zum malerisch-romantischen Deutschland (der Harz) u. s. w.
Wir haben von seiner Hand auch trefflich mdirte Blätter. Seine
früheren Arheiten dieser Art findet man in den Folgen landschaft-
licher Ansichten, die sein Vater herausgah, in den malerischen An-
und Aussichten von Dresden und der Uingegend, die wir im Arti-
kel des älteren Richter aufzählen.
1) Scenen aus dem Tiroler Volksleben, 6 lithogr. Blättern, auch
colurirt zu finden. München 1830. fvl-
g) Die sächsische Schweiz. Ansicht von der Bastei, die Basalt-
felsen bei Iiathen, mit 16 Iianrlbildern , das Gegenstück zu
C. Ar Ägiiuhterß; Ansicht von Dresden mit Bandbiltlern, qu.
rny. h)
5) Malerische Ansichten aus den Umgebungen von Salzburg.
ö Blätter, als erstes Heft der Iiadirungcn von L. Richter,
h]. qn. fol.
d) ltlnlerische Ansichten aus den Umgebungen von Rom, 7
Blätter, als zweites Heft seiner Hadirungeu, kl. qu. fol.