Volltext: Rhenghiero, Rhenghieri. - Rubens, P. P. (Bd. 13)

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Bibern „ 
Joseph 
Vorbild blieb. Er studirte in Rom die Werke RafaePs und Car- 
raccfs, hatte aber, wie Domenici versichert, da mit grosser Noth 
zu kämpfen, und musste sich von den Ueberbleibseln der Nahrung 
der akademischen liostgiinger nähren,.bis er endlich die Gunst ci- 
nes Cardinals gewann, der ihn in seinen Pallast aufnahm. Allein 
Bibern sah ein. dass ihn die Bequemlichkeit von der Arbeit ah- 
halte, und wählte daher freiwillig seine frühere dürftige Lage wie. 
der. Doch blieb er nicht lange mehr in Rom, da er hier die zu 
grosse" Concurrenz scheute, und Meister fand, die er nicht zu 
übertreffen hoffte. Er begab sich nach Parma und nach Modena, um 
die Werke Correggitfs zu studiren, und er schien für diesen Meister, 
den er auch fleissig copirte, entschieden zu haben, als ihn bei sei- 
ner Ankunft in Neapel Carravaggio, oder der herrschende GCSChlnack 
für immer fesselte. Er trat damit auch siegreich aus dem liampfe, 
welchen er nur nicht immer mit ehrlichen Waffen fiihrte, was be- 
sonders Doxninichino und G.Reni erfuhren. Er stand an der Spitze 
der sogenannten Naturalisten, die den Meistern der Carraceischen 
Schule fortwährend gegenüber traten. Ribera war indessen ebenfalls 
ein grosser Meister, der selbst über Carravaggio steht, da er nicht 
allein als Colorist denselben übertraf, sondern auch in einer na- 
turgemiissenerix und correkteren Darstellung. Er behielt stets ein 
eigenthiimliches schönes Colorit bei, welches aber vielleicht durch 
die Zeit tlieilweise zu sehr ins Braune fiel. Er hatte eine grosse 
Stärke im Helldunkel, und nicht selten gelang ihm eine vollkom- 
mene Täuschung. Dann führte er bei starkem Impasto alle. Theilc 
des liiirlners auf das genaueste aus, Man verfolgt in seinen Bil- 
dern den Gang der Muskeln und Adern bis zur Spitze des klei- 
nen Fingers, selbst die Iiunzeln und Haare der Haut sind getreu 
gegeben. Doch sind die Werke edler Art selten; seine abentheu- 
erliche Phantasie zog ihn zur Darstellung von Hinrichtungen, Mar- 
tern, Foltern etc. Dann finden sich auch viele Brustbilder von 
Anachoreten, Propheten, Philosophen, und andere scharfe kno- 
chige Gestalten. Eines seiner griissliehen Bilder gab auch die Ver- 
anlassutlg zu seinem Eniporkommen. Es ist dies die Marter des 
heiligen Bortoloiniius, die er auch noch später mit Vorliebe malte. 
Diese Darstellung zog in Neapel zuerst die Aufmerksamkeit des 
"Vice-Iiiinigs auf den Urheber derselben, und namentlich auch die 
Namens-Unterschrift, mit dem Beiworte Espagnol. Der Spanier 
wurde jetzt Hofmaler mit einem Gehalte von 70 Doppien, und 
zum Aufseher iiber alle künstlerischen Unternehmungen im Reiche 
gesetzt. Bibern machte diese seine Würde auch den anderen 
Iiiinstlcrn fühlbar, und um es bei dem Hofmaler nicht zu verder- 
ben, machten sie ihm selbst den Hof. SeintrEitelkeit verbitterte ihm 
aber zuletzt das Leben. Er wagte es 1048 dem Prinzen Don Juan 
d'Austria auf einen Ball in sein Haus einzuladen; aber der liebens- 
würdige Gast entführte ihm seine geliebte Tochter Maria Rosa. 
Diese Schmach beugte ihn tief, und es geht seit Domenici, der von 
dieser Geschichte erzählt, die Sage, dass er desswegen plötzlich aus 
dem Hause verschwunden und nie mehr zum Vorschein gekommen 
sei. Bermudez weiss indessen von dieser Geschichte nichts, sondern 
behauptet im Gegentheile, llibera sei 1656 mit Ehre und Reich- 
thiimern überhäuft in Neapel gestorben. Bermudez nennt keinen 
Geivährs-mann. Dies ist aber wahrscheinlich Palomino, der den 
liiinßller 1656, (nach Andern 1657) im 67. Jahre sterben lässt. Dass 
ltibera wenigstensnoeh 1050 in voller Kraft gearbeitet hat, bewei- 
set das Bild. der Anbetung der Hirten in der Gallerie des Louvre 
zu Paris. 
Die WVerhe Ilibera's sind sehr zahlreich, und in den ausge-
	        
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