Bembran di van
Ryn,
Paul.
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sie gleich sonst mit dem Hange von Rembrandts-Phantasie zum
Seltsamen genau zusammenhängt, Seine Bilder zrehenlaber nicht
blos durch den grössten Zauber des I-Ielldunkels an, sondern-auch
durch eine wahre und tiefe Empfindung, und einen feinen Sinn
für Anordnung. Rembrandt hat in seiner Art das Ausserordont-
lliche geleistet, in einer von Rubens ganz verschiedenen Richtung.
llatten die Malereien des letzteren , sagt Iiugler, Gesch. der Ms-
lerei II. 177, bei allem derbsinnlichen Wesen, immerhin einen ge-
wissen vornehmen Charakter, als für die prunkvolle Ausschnlüttltung-
'des neubcgriindeten katholischen Gottesdienstes oder fürstlicher
Paliiste bestimmt, so erscheint Rembrandt als ein trotziger, diiste-
rer Republikaner; stellt Rubens bewegte Handlungen in durchgeführ-
ter dram tischer Entwicklung dar, so tritt uns bei Rembrandt zu-
meist die Stille einer im Verborgenen giihrenrlen Leidenschaft ent-
gegen ist Rubens bemüht, das Leben objektiv, in vollkommener
Entfaltung verschiedenartiger Charaktere vorzuführen, so ist bei
Rembrandt stets das subjective Element, die Darstellung seiner
eigenen Gemiithstimmung, die Hauptsache. In den früheren Lei-
stungen RembrandFs treten nach liugler diese besonderen Eigen-
thümlichkeiten welIger hervor; er steht hier im nächsten Verhält-
niss zu den vor ihm lebenden Portr-ainnalern seines Landes, und
hat in ihrer Art einzelnes höchst Ausgezeichnetes hinterlassen. Als
Hauptbild dieser Zeit (1652) bezeichnet Iiugler die Anatomie im
Museum im Haag, den berühmten Anatornen Nie. Tulp mit seinen
Zuhörern vorstellend. Dieses Gemälde ist in vollkommenster und
griindlichster Ausführung, Modellirung und Portraitwahrheit ge-
malt, und noch ohne die kecken Effekte seiner späteren Bilder.
Auch in anderen Gallericn kommen einzelne Purtraite dieser
schlichteren Audassungsweise vor, und selbst noch später zeigt
Rembrandt in den Portraitarbeiten,_- neben manchen. Beispielen
verwegener, heftigenAutfassung, nicht selten ein glückliches Be-
streben, die Eigenthumlichkeiten seiner Vorbilder mit Ernst, Treue
"und Sorgfalt wiederzugeben. Das berühmteste Gemälde dieser Art
aus Rembrandtls späterer Zeit (1642) ist seine sogenannte Nachtwache
im Museum zu Amsterdam, ein Bild von colossaler Dimension,
ein lustiges Gedränge, alles durchieinanrler gehend, die Gewehre
ladencl, trommelnd u. s. w., in der Mitte der Führer des Zuges, ein
grosser stattlicher Herr, schwarz vom Iiopfe bis ZLIITLFUSSB geklei-
der. Dieser soll der Hauptmann Franz Banning Iiock, Herr von
Purmcrland und Ilpendam seyn, der mit seiner Compagnie zum
Scheibenschiesscn auszieht. In diesem Bilde tritt bereits, itrotz
der entschiedenen Absicht individueller Auffassung, jenes phanta-
stische Element fremdartiger Beleuchtung und spielenden Helldun-
kels überwiegend hervor. Licht und Schatten "stehen schroff ge-
geneinandernurl geben durch ihren pikanten Contrast den ge-
schlossenen Effekt einer nächtlichen Beleuchtung, obgleich keine
Fackel zu sehen ist. Daher hat das Bild den Namen der Nacht.
wache.
Die eigenthümliche Richtung Rembrandts zeigt sich am vor-
zuglichsten, wo der darzustellende Gegenstand im Einldange mit
5611101" (lüstcr gewaltigen Stimmung stand. Dahin gehören nach
IWäleP Vornehmlich zwei Gemälde des Berliner Museums, von
(lcnell das eine geradezu als sein Meisterstiick zu betrachten
seyn llllffte- Dieses stelltden tyrannischexi Prinzen Aldoph von Gel-
dern dar, der um die Nlitle des 15..lahrhtinderts lebte. Er hatte sei-
TICH Vßfel", den alten Herzog Arnold, bei nächtlicher X-Veile iiber-
fallen und in einen festeniThurm des Schlosses Beeren gelangen
gesetzt, um ihn so zur Abdankung zu zwingend Wir sehen auf