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Friedrich.
Behberg ,
imGeiste jener Schule gehandelt, beweisen die Zufriedenheitsbe-
zeugungen Azara's und des bercdten Cicerone Reiffenstein. Die
Ucberreste der antiken Kunst galten damals für das Höchste, jeder
zeichnete und studierte nach dem Marmor und nach Gypsabgüssen;
gemalte Statuen wurden auch in Gemälden handelnd eingeführt.
Behberg zeichnete gewöhnlich nach den Gypsabgüssen der fran-
zösischen Akademie, häufig an der Seite des Franzosen David, mit
welchem er innige Freundschaft schloss. In Concurrenz mit
diesem malte er das grosse Bild, welches den Tod der Kinder der
Niobe vorstellt. David wollte mit seinen Horatiern Zittern erregen,
und Rehberg zu Thränen bewegen. Diese: Gemälde hatte aber
in der Folge dem Iiünstler selbst grosse Sorgen verursacht; denn
obgleich für den Pallast des Vice-Königs in Mailand bestimmt
(s. Ahnannch aus Rom S. ÖIÖ), hatten die Zeitverhältnisse es
anders gefügt, und man sieht das Bild noch gegenwärtig im Nach-
lasse des liünstlers. Pinelli hat die Zeichnung zu demselben leicht
radirt. im Gemälde bemerkt man aber eine kleine Abänderung,
welche darin besteht, dass die Priesterin mit der Rechten nach
den riichcndcn Göttern deutet und dass Amphion den jüngeren
Sohn im Schoosse verbirgt. Im Jahre 1785 verliess Piehberg l-iom
und ging nach Dessau, wo er dem Erbprinzen Unterricht ertheilte,
bis er endlich 1787 zum Professor der königl. Akademie in Berlin
ernannt wurde. Er war indessen an dieser Anstalt nie selbstthätig.
Er reiste schon im ersten Jahre seiner Anstellung wieder nach Iiom,
um daselhst einer zu errichtenden VPrEIISSiSClIBD Kunstschule vorzu-
stehen; allein das Projekt kam nicht zur Ausführung, aber Reh-
berg blieb in Rom. Zu dieser Zeit malte er seinen Belisar, dem
von der Akademie zu Berlin der Preis zuerkannt wurde. Die
Composition dieses Bildes ist den Hunstireilnden durch BcttelinPs
Stich bekannt, das Urbild erhielt der König von Preussen, in
dessen Besitz auch Behbergs Oedipus, Julius Sabinus mit Gattin
und Sohn im Elcnde, und Iiaiifs ßrudermord kam. Seine Bilder fan-
den grossen Beifall, und die meisten musste er wiederholen. Jenes,
welches Bacchus und Cupido vorstellt, malte er achtmal. Dar-
stellungen des Orpheus und der Euridice kamen in den Besitz des
Herzogs von Lcuchtenberg und des Herzogs von Cambridge. Das
eine Gemälde mit Jupiter und Venus kann nach England, so wie
Amor und Psyche, das andere erhielt die Kaiserin Josephine von
Frankreich. Die zweite Darstellung von Amor und Psyche kaufte
der Fürst Taxis. Auch den Ocdipus malte er zweimal. Eine
dieser Darstellungen kaufte die Kaiserin Maria von Russland. Lord
Bristol brachte eine Wiederholung des Julius Sabinus an sich, so
wie ein grosses Gemälde, welches Acneas und Dido in der Unter-
welt darstellt. Die Motive dieses Bildes sind von einem anderen,
eben so grossem Bilde, welches sich im Nachlasse des Künstlers
befindet, verschieden. In dem Bilde des Grafen Bristol, welches
ebenfalls durch ein radirtes Blatt bekannt ist, schwört Aeneas bei
den Göttern, (lass er die Iiüimigin nur auf göttlichen Befehl vcr-
lassen habe, in dem anderen aber fleht der fromme Held hiindc-
ringend zur Geliebten. ihn doch eines Blickes zu würdigen, da
sie sich von dem Treulosen abwendet. Die meisten dieser Gemälde
entstanden in Bom, wo der Künstler in glänzenden Verhältnissen
lebte. Einige Zeit brachte er auch in Neapel zu, und hier ent-
stand ein Werk anderer Art. Das Ilaus des englischen Gcäanflle".
Sir William Hamiltoifs, war da ein Sammelplatz der geistrcicheren
Gelehrten und liiinstler damaliger Zeit, und der Glanzpunkt des
Hauses die bekannte Lady Hamilton, deren Talent. die verschieden-
artigsten Gemüthszustiindc auf pantomimische Weise auf das an-