Hazzi ,
Gianzultouio;
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brachte, wodurch sich die Malerei iu-Siena, welche im 15. Jahr-
hunderte von der l-Iühe der beiden vorhergehenden Jahrhunderte
lterabgesunhett war, wieder auf eigenlhuinliclte, liebliche und
edle YVeise entfaltete. Sodoma entwickelte in seinen NVerlien
eine Anmutb und Zartheit: und zugleich einen Ernst und eine
Inniglteit, die vielleicht ltem anderer Iiiinstler erreicht hat. In
weiblichen Figuren macht nur Leonardo da Yinci auf gleiche Palme
Anspruch. Ein besonderer Vorzug seiner XVet-he besteht auch da-
rin, dass sie von ungemeiner YVäx-me und Weichheit des Colorits
sind. Allein nicht jedes seiner Bilder erregt eine gleich hohe
ltrleinung von dem Talente dieses Iiünstlers. Er lüste nicht jede
seiner Aufgaben mit gleicher Begeisterung, mit gleichem Schön-
heitsgcfiihle. Er ist in Zeiclmungiund Anordnung; iuweilen mangel-
haft, in spütcrn Arbeiten flüchtig, man vermisst die Gediegenheit
der Durchhiltlnng seiner besseren Werke, obgleich auch in diesen
sein glücklicher Forniensinn sich noch hund gibt. In der letzteren
Zeit seines Lebens arbeitete er ohne vorgiingige Studien, beson-
ders als 01' all in m50. Volterra, Lucca Arbeit suchte. In seinem
Alter litt er Ivlangel, du ihm in früher Zeit seine Liebbalwereien
grosse Summen kosteten. Er hielt sich in seinem 1112111503 allerlei
'l'hiere, wie Allen, Dachse, Mcerhatzcn, Vögel n. s. w., dit-xver-
sehiedene Kunststücke erlernen mussten, womit Iiazzi die Zeit
vergendete. Dann hielt er viele Pferde, welche in noch ltüherem
(jrade seine ltlittcl erschüpfteii, und so musste der arme Ritter
(dello Spron d'oro) zu Fusse in das Spital von Sicna wandern, wo
er 1554 starb.
Zu seinen vielen Schülern ziihlt man Michel Angele Anselmi
da Siena, Maestro liiccio, Iiustico. lo Scalabrino.
Die frühesten Arbeiten Sodomzis sind die WVantlgeniiildc im
Iilostcr S. Uliveto rnaggiorc auf dein VVege von Siena nach Rom.
Hier sieht man im grossen Hofe 56 Darstellungen aus dem Leben
St. Benedicfs, von welchen neun ClCtD L. Signorelli, die" anderen
(lClIl Cav. _Sodoma angehören. Einige erlsliirext diese Bilder für die
besten unsers liünsllers. Er zeigte darin nach ß. v. Iiuniohr,
Itahliorsch. lI. Sßlrteinen Umfang der Beobachtung, eine Schärfe
des Sinnes für die Berleutung des Charakters und der Bewegung
menschlicher Formen, welche in seinen späteren GCltlliltlüD einer
sehr allgemeinen Vorstellung von sinnlicher Atllltttiltliallltl gegeben
hat. Vasari fand dagegen an diesen NVerken zu trudeln, und be-
suntlexs macht er dem Iiiinstler wegen der dortigen (Üirotteslten und
Launen Vorwürfe. Parini suchte ihn gegenVasarVs Vorwürfe zu
vertheitligen, Lettern sul archicenobio di Monte Oliveto p. (I9.
Später begab sich Razzi nach Rom, wo daselbst Pabst Julius II.
den Vatikan mit ltlnlereien verzieren liess; allein seine Bilder wur-
den bis auf einige Arabeslsen und Zwischenfelder an den Decken
vernichtet, um für Raphael Platz zu gcwillrlßn- Erhöhen Sind.
Frescobiltler in der Farnesina, wo er in einem Zimmer des Ober-
geschosses die Hochzeit des Alexander mit der Roxane und den
Alexander im Zelte des Darius malte. Diese Bilder zeigen zwar
noch nicht einen Künstler, der seine Mittel in voller Gewalt hat,
man siebt aber darin schon die reizendsten, anmuthvollsten Wei-
bergestalten. Diese reizenden Bilder w-ertlen aber wvenig besucht,
du man sie über den liafaehschen in den unteren Stilen gewölm.
lieh übersieht.
VUII grüsserer Bedeutung sind Sodomtfs spätere Arbeiten in
Sit-na. Sein lYleisterwei-lt von 1520 ist hier in der liirehe S. Do-
lllClllCCH lfl der Kapelle dcr hl. Iiatharitiai von Siena. Auf der
"linlsen Seite der Iinliellc malte er die Heilige, wie ihr, begleitet