Haimondi, Marcantonio.
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Augen der Frau, welche in Mitte des Blattes ängstlich
läuft, nach rechts, gerichtet, und das Haar mit einem
Bande umbnnden, im späteren Blatte stehen ihre Augen
nach links und das Band ist weg. Die Haare der knieeu-
den Frau, welche im Vorgrunde ein Soldat fasst, sind im
Stiche mit dem Bäumchen schön gelockt, im andern Blatte
eine confuse Masse. Ueber der Brücke, zwischen "den
Häusern erblickt man mehr Gipfel von Biiumen, welche
später weggebliehen, und das grösste dieser Hliuser, links
in der Nähe des Picdestals, hat bei A. neun, bei B. nur
acht Fenster. Dann findenrin beiden Blättern auch noch
andere Unterschiede statt, wie im Ausdrucke der Köpfe,
in der Strenge der Umrisse, in der Genauigkeit der Ex-
tremititäten, in der Schönheit der Lagen, wodurch sich das
Blatt mit demÄBiiumchen vor dem andern auszeichnet.
Dagegen besitzt der Stich ohne Bäumchen wieder andere
Vorzüge, welche nur ein Künstler von grosser Reife ver-
langt. Es_wurde aber zu jeder Zeit der Massacre au"
Chipot viel höher bezahlt, als das Blatt ohne Bäumchen.
Descamps II. p. 341- Sagt, dass Nicoles Berghem eine
Copie mit 60 Gulden bezahlt haben, und daraus erbe]-
let zugleich, dass dieses Blatt im siehenzehnten Jahr-
hunderte in Holland bereits im hohenzP-reise stand. Im
Jahre 1757 galt zu Paris in der Pothiefschen Auktion der
Abdruck mit dem Bäumchen 57-1- F13, einExemplar ohne
dasselbe aber nur 18 Fr. IniJahre 1778 wurde ein Abdruck
mit dem Chicot mit 50 Fr. bezahlt, in der Versteigerung
Valois mit 105 in der Auction Prävostsmit 400 Fan,
-Basan 72 Fr. , Sylvestre 700 Fr., Durand 2400 F12, Ploos
von Amstel 59 fl. 10 kr., Frauenholz 18 il., Winkler
12_ Rthln, Stengel 45 fl. 5 kr. In Italienkaufte der Maler
G. Bossi aus der Landrianischen Auktion eine Copie für
ÖOO Fr, und der Iiupfersteeher Longhi. schätzte einen u-
ten Abdruck des Blattes ohne Bäumchen auf 900 {in
Der Abdruck mit dem Biiutnchen im k. Cabinettc zu Mün-
chen kostete 60 LouiscVor. Die Verschiedenheit der Preise
hängt von der Yerschiedenheit der Abdrücke ab, welche
Zanetti auf folgende VVeise bestimmt:
A. Der Iiixidcrmurcl mit dem Bäumchen:
I. Ohne Namen Rafaefsund obneZeichen Marc-Antoxfs.
Ein Abdruck dieser Art kam aus dem Cabinet Puccini
in jenes von Priö zu Turin- Das Exemplar des Prin-
zen Albert von Sachsen-Taschen ging durch die Samm-
lungen von Mariette, Lelu, Borduge und Durancl.
Das dritte Exemplar aus der SammlunglSylvestre, be-
liielt Durand. Heinecke sagt, dass sich auf der k. k.
Bibliothek zu, Wien ebenfalls ein erster Abdruck be-
finde, allein Bartsch suchte vergebens darnach, S0 Wlß
Zani nach dem einfachen Umriss, welchen Helllecke in
Dresden wissen wollte.
U. Mit der obengenannten Schrift.
In- Von der etwas retouchirten Platte mit Adresse.
IV. Sehr abgeniitzt, fast nur mehr die Umrisse, die Schat-
ten und Halbtinten sind verschwunden; Ohne Adresse-
Dlß Originalplatte, in ganz abgeniitztem Zustande be-
sass Longhi in Bologna, und jetzt ist sie im Cabinet
Malaspina zu Mailand.
B. Der liindermord ohne Bäumchen.