Baimondi ,
Marczmtonio.
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tvelches 1501i erschien. Vasari hatte auch wahrscheinlich dieses Werk
im Sinne, aber es wurde erst nach Dürefs Anwesenheit in. Venedig
von Raiinondi copirt und mit dem Monugrainme des deutschen
Meisters versehen, während die Passion das Zeichen Dürer's nicht
hat. Das Leben der Maria ist auch sicher das erste YVerk, wel-
ches llaiinoxidi copirte, wahrscheinlich bald nach seiner Ankunft
in Venedig, jedenfalls vor 1510. weil der Tod der Maria und die
Himmelfart der Heiligen in der Copie fehlen, da diese beiden Blät-
ter Dürefs erst 1510 erschienen. Wienn also Dürer je wegen Miss-
brauch seines Namens zur Iilage kam, so muss diese Folge aus
dem Leben Mariens die Veranlassung gegeben haben, denn diese
Blätter allein tragen Dürer's Zeichnung, nur das letzte "Blatt auch
jenes des Cupisten. Aber gerade dieses Blatt müchte auch die
Veranlassung zu jener Fabel gegeben haben, dass Baimondi seine
Copie der Passion habe als solche bezeichnen müssen, und da mit
den Marc-Antonßchen Blättern überhaupt viel Betrug gespielt
wurde, so könnte dann diese Sage benützt worden seyn, um der
sogenannten Waesberg'schen Copie der Passion das Ansehen einer
Arbeit Raim0ndi's zu verschaffen. Die Passion hat aber Marc-An-
ton nicht mit Dürer's Zeichen versehen, uiu das liunstliebende
Publikum zu täuschen, wie man behaupten wollte, Diese Copien
tragen nur das belsannte 'l'äfelcheii, _wie andere Copien nach
Dürer, und dieses gibt demVcrdacfite eines solchen Falsums keinen
llauin. i
Die Dauer seines Aufenthaltes in Venedig ist nicht genau be-
kannt, sicher hat er aber in dieser Stadt nicht alle seine Blätter
nach Dürer gestochen, was Einige glaubten, weil man meinte, die
vielen Arbeiten nach Rafael, Badinelli, Giulio Romano u. s. w.
hätte ihn nicht mehr an Dürer denken lassen. Marc-Anton hat in
Venedig vielleicht nur seine Copie des Lebens der lYlaria vollendet,
und wenigstens der allergrösste Theil der übrigen Copien nach Dil-
rer ist in Rom entstanden, wo der Künstler sicher schon 1510 an-
kam. Diese Jahr-zahl trägt nämlich dasunter dem Namen der Klet-
terer les Grimpeurs bekannte Blatt, welches Raimondi nach
einer Zeichnung RafaePs, die dieser auf seiner Reise in Florenz
nach Micliel Angela's Carton verfertigte, wahrscheinlich schon in
Rum gestochen hatte, möglicher Weise als Probeblatt für Rafael
selbst, da dieser an den Copien nach Dürer, deren Zahl Rai-
mondi anfangs in Rom immer vermehrte, sehr grusses Wohlgefal-
len fand und darauf weitere Plane für sich baute. Dieses beweitet
eine Stelle in der Ausgabe der Lebensbeschreibung des Vasari von
1550, auf welche Ottley wieder aufmerksam machte, da sie in der
spätem Ausgabe fehlt. Man liest da: Perche avenclo vedutu Raf-
faello lu andamento nelle stampe d,AlDCTtO Durero, volonteroso
ancffegli di mostrare quelle che in tal arte poteva, fece stndiare
Marc-Antonio Bolognese in questa pratica infinitamente: il quale
riusci tanto eccelente, che fece stampare le priine _cose _sue. la
carta degP innncenti, il Cenacolo, il Nettuno" etc. Sicher ISI. 1185!
Niere-Antonio in Rom mit Rafael in einem engen Verhältnisse Stalld,
und letzterer es sich angelegten seyn liess, den ltiipferstecher auf"
eine noch höhere Stufe der Kunst zu heben. Er legte ihm die ei-
genen Zeichnungen zum Studium, und dann viele derselben auch
zum Suche vor. In seinen ersten Arbeiten hing ihm zwar immer noch
die hunslweise Diirer's an, es gelang ihiu aber bald, die Schönheit
und Zartheit der Formen der Werke HafaePs zu erfassen, und wenn
dffllßl" da! erste nach einer Zeißlmuflg Sanzio's gestuchene Blatt, jene
hßcllßl Sehens Lucretia, noch nicht befriedigend ausfiel, so ist die
zweite malte, auf welche er das Unheil des Paris stach, schon desto