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Baimondi ,
Maxfcantonio.
Enciclopedia metodica an zerstreuten Stellen anscliliesst, findet
es wahrscheinlich, dass Raiinondi gegen 1488 geboren wurde, nl-
lein wir möchten uns mit A. Zanetti, le preniier sii-cle de la Cal-
cograph-ie ou Catalogue rais. des estampes du cabinet du fcu iVl. le
Comte de L. Cicognara. Veiiise 1857 p- 17g ff. lieber dem W. Ott-
ley, Verlasser des Inquiry into the origin and early Ilistory of eri-
graving. London 1816, wo dem Marc-Anton ein grossei- Abschnitt
gewidmet ist, anschliessen. Ottley setzt die Zeit der Geburt unsers
Künstlers um 1475 und es dürfte auch ziemlich richtig geurtheilt seyn,
wenn man bedenkt, dass Raimondi 1504 schon ein Künstler von lluf
war, wie aus dem Viridzirio des Alessandro Achillini erhellet, der
damals unter dem Namen Gio. Philoteo seine Verse dichtete, die aber
erst 1515 zu Bologna gedruckt wurden. Philoteo setzt schon 150d den
Iiiinstler unter die ausgezeiclinetsten Stecher seiner Zeit; er konnte
also unter diesen Umständen kein junger Drlensch mehr gewesen seyn.
Die ersten Jahre verlebte Baimondi zu Bologna in der Werk-
stätte des Goldschmieds und IYIalers Francesco llaibolini, genannt
Fraiicia, und er selbst erhielt den Beinamen Marcantonio di Fran-
cia. Dieser lehrte ihn die Goldschmiedekunst, lWIarcantonio blieb
aber nicht bei den gewöhnlichen Arbeiten stehen, ihn fesselte das
rein artistische, und so arbeitete er anfangs mit Vorliebe in Niellzi,
kleine Iiunstjuwelen mit schön gravirten bildlichen Darstellungen.
Allein weder Bartsch, noch einer seiner Vorgänger nennt Niellen
von der Hand dieses Künstlers als solche; man sah die Blättchen
dieser Art nur fiir Iiupferstiche an. Duchesne, Essais sur les nielles,
p. 82. machte darauf aufmerksam, und in unserm, unten folgen-
den Verzeichnisse machen die Niellen den Anfang. Das Nielliren
führte den Künstler sicher auch schon frühe zum eigentlichen liu.
pferstich, da er einmah in der Zeichnung für einen Goldschmied
ungewöhnliche Fertigkeit besass. Noch ganz nielloartig sind das
Urtheil des Paris und hlagdalena von Engeln getragen. Proben
seines früheren Stiches sind zahlreiche Blätter nach eigenen Zeich-
nungen, nach solchen der beiden Francia, nach iVIantegna etc., m-
xiannte Blätter seiner ersten Manier, die vor 1509 entstanden seyll
dürften. wo er Bologna verliess, um in Venedig sein weiteres Glück
zu versuchen. Die Ursache, wnruin er Francia verlassen, ist nicht
bekannt, Vasari mag aber Recht haben, wenn er sagt. den Mai-ß-
Antonio habe auch einmal die Reiselust ergriffen. Dieses könnte
gegen die Mitte des Jahres 1509 geschehen seyn; denn wahrschein-
lich hat er das Blatt mit lYIars, Venus und Amor. nach Mantegna
noch in Bologna gestochen, und dieses ist den 16. December 1508
bezeichnet. In Venedig soll Baimondi , nach VasarPs Behauptung.
zuerst Werke v. A. Dürer gesehen haben, nämlich die Holzschnitt-
Passion in 36 Blättern, welche dem Künstler so wohl gefiel, dasß
er sie genau im Iriupferstich zu coyiren beschlossen haben soll-
Jetzt erzählt Vasziri auch das bekannte Geschichtchen, dass Diirqf
beim Anblick einer solchen Copie, die noch iiberdiess dessen Zev
chen getragen, sehr aufgebracht gewesen, und nach Venedig g?"
reist sei, um bei der Signoria des Nachdruckcs wegen Klage I"
stellen, welcher in so ferne Erfolg gegeben wurde, dass man dem
Copisten verbot, Diirer's Monograxnm auf die Platte zu setzen. Das!
Vnsari hier wenig Glauben verdiene, haben wir im Leben Dürefs
(Neues allgemeines Iiiinster-Lexicon, dann A. Dürer und seine
Iiunst S. 20) gezeigt. Diirei- war 1506 iii Venedig, zu einer Zellv
älS Marc-Anton sicher noch in Bologna lebte, und nichts ivclii-fätß
als die Passion dlpirt haben konnte, indem diese erst 150g-- 1512
erschien. Wenn ltaiinondi damals schon ein Formschnittwerk v0"
Dürer copirt hätte, so müsste es das Leben (lerülaria gewesen Seim