Franz
Quesnoy ,
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kindlichen Alters vollkommen darzustellen verstand. Jetzt tritt man
dieser Meinung nicht mehr allgemein bei, jrlenn bei Betrachtung
dieser Werke zeig! sich, ausserdeni dass sie sehr einfürmig und
ohne individuelle Manniclifaltigkeit sind, in den-übertrieben flci-
schigen, nicht selten aufgedunsenennForinen ein von Wahi-heirund
Natur entfernter Charakter. .Es mogen sich indessen auch einige
Werke dieser Art gndelnil die mehr das Gepragtä diar ländlichen
Natur tragen; seine Tac a nier, in der Malerei un P asti , müssen
aber höchst selten ein solches Vorbild gefunden haben, da bei ihnen
Fiaininglufs Uebertreibung oft bis zur Carrikatur ausgeartet ist.
Ausser den vielen Modellen in Thon und Wachs,.die er in
seiner ersteren Zeit fertigte, nennen wir von seinen früheren Arbei-
ten in Marmor einen kleinen Amor, welchen der Prinz von Ora-
nien erhielt, dann zwei Basreliefs: die profane Liebe, welche der
göttlichen den Mund verschliesst, und eine Gruppe von Kindelrn,
die sich mit einer Zie e bal en, und ein drittes Basrelief, we c es
den betrunkenen Sileng vorställt, dein die Nymphe das Gesicht mit
lVlaulbeei-en beschmiert, nach VirgiVs Ecloge, ein Bild, welches in
vielen Abgüssen vorhanden war. Die erste grüssere Arbeit, in wel-
cher er den lireis der Iiinderbildungen verlassen musste, stellt die
heil. Susanna vor, in der Lorettokirche zu Rom, wobei ihm die
Venus Urania im Capitol zum Vorbilde gedient haben soll. Auch
dieses VVerk wurde gepriesen als das Bild wahrer antiker Schön-
heit, und es gab zugleich die Veranlassung, dass ihm die Ferti-
ung eines jener vier colossalen Standbilder in den Nischen unter
äler Kuppel der St. Peterskirche übertragen wurde. Es ist dies die
21 Palmen hohe Statue des hl. Andreas, die Frucht eines fünfjährigen
Studiiiins, ein Bild von edlem Charakter, das Hau it in zarter An-
dacht zum Himmel gerichtet. Wie sehr diese Statiie auch von der
Nachwelt geschätzt wird, beweisen die Urtheile in neuem Schrif-
ten, besonders in Güthe's Winekelmann, S. 596. Es gibt einen
schönen Iiupferstich in fol. nach dieser Statue, WGlCllCiP folgende
Unterschrift hat: Marinoream Apostoli Anrlreae statuain altiturliiiis
paliuurum viginti unius in templo Vaticano facturus Frariciscus
Quercetus Bruxellensis, ibideni hoc primum operis instar ex argilla
gypsoque posuiti An. Szäknümanca) MDCSQXIX. Däeses Blatt ist
also 1629 nach cem Mute e estochen, a er erst 1 40 wurde die
Marniorstatue enthüllt. Ausseäclem werden sich sehr wenig gräs-
sere Werke von ihm finden. Hieher zählen wir noch jene Gruppe
des Marehese Giustiniani, welche A ullo und Merkur über Le-
bensgrüssc vorstellt, ein Werk, weliihcs nach Bellori den Wcrth
des Antinous überbieten soll, was wir dahin gestellt seyn lassen.
Sehr zahlreich sind auch seine kleineren Bilder in Elfenbein und in
weicheren Materien nicht; er ging erst überall nach langer Ueberle-
guiig zu Werke, und machte die fleissigsten Studien nach der Na-
tur mit Beiziehung der Antike. Er fertigte nicht allein für die
ganze Figur, sondern für jedes Glied derselben und für jede Klei-
flerfalte lYIudelle. Diese waren also sehr zahlreich. Er führte deren
"ißiyps, Thon und Wachs aus, letztere für Silbe!" iliiil Güldar-
beiter. Nach solchen Modellen dürften auch von andern liünst-
tlern Bilder in Marmor und Erz ausgeführt worden seyn, Mr.
dArgensville, ani Sclilusse der Biographie dieses Künstlers, Il.
49 Ei ßiiillnt ausser den obigen, noch folgende Werke, welche
{Heilweise nur der Cunipositiun nach dem Fiamingho angehören:
die Engel am Baldaehin bei St. Peter, ein Medaillen des Prof. B.
Üiibiieli 741 Si- Lorenz ausser den Mauern; ein herrliches Basrc-
lißi 1 "Vclßiigß ein Concert von Engeln vorstellt, in der Capelle des
Ciiidiiials Lllomaiilii in der Apostelkircbe zu Neapel; einen Christus