Volltext: Poyet, Bernard - Renesse, Daniel (Bd. 12)

Quercetus , 
Franz. 
Quercia , 
Jncopo 
dellq. 
161 
QIIOPOBIIIS, Franz, jener Künstler, von welchem es bei Füssly 
heisst, dass er ein Blatt nach Bernini gestochen, ist F, Qußgnuiy, 
der aber nach Berniui nichts gestochen hat. Das Blatt, welcheg zu 
dieser irrigen Angabe verleitet hat, stellt die Statue des heil. An- 
dreas von eben diesem Quesnoy aus Brüssel vor. 
Quercia, JEICOPQ dena; Bildhauer von Quercia in der Nähe von 
Siena, von Vasari Jacopo di Maestro Pcro di Filippo genannt, 
Steht an der Grünzscheide zwischen dem älteren und dem moder- 
nen Style der liunst. Es zeigt sich aber bei ihm schon entschieden 
der Uebergang von dem im 11t- Jahrhunderte durch Giutto und An- 
drea Pisano ausgebildeten, noch mit dem byzantinischen und deut- 
schen verwandten Styie zu freierer Behandlung der Formen und 
Drapirung. sowie zur Nachahmung des römischen Geschmackes 
in Architektur und "Anordnung; schwankender jedoch ist die Aus- 
führung, welche zum Theil noch Anhiinglichkeit an die alterthüm- 
liche Schärfe und Härte, zum Theil schon einen merklichen Fort- 
schritt zur Weichheit und Natürlichkeit wahrnehmen lässt. S0 be- 
stimmt Schorn (Anmerkung zu Vasari's [lebensbeschreibungen II. 
1. S. 26) den Iiunstcharakter des Jacopo, und nun folgen die von 
ihm ausgeführten Werke nach Vasari und den in der genannten 
Uebersetzung beigegebenen anderweitigen Nachträgen. Für dessen 
erstes, beachtenswerthes Werk erklärt Vasari eine Art Catafalk in 
pyramidaler Form, welcher bei dem Begriibniss des sienesischen 
Fefdhauptmanns Giovanni  Ubalrlini errichtet wurde. Auf 
dieser Pyramide stand die über lebensgrosse Beiterstatue "des Gie- 
feierten, wobei Jacopo die Knochen des Reiters und Pferdes aus 
Holzstiicken bildete, dann das Gerippe mit Heu, Werg und Stri- 
cken umwickelte, und zuletzt das Ganze mit einer Erdart überzog, 
die mit Teig, Leim und Scheerivolle gemischt war. Mit Weiss 
überzogen gewann dann dieses Bildwerk ein dem Marmor ähnli- 
ches und dem Auge sehr getälliges Ansehen, und noch später be- 
dienten sich die [iünstler dieser neuen Methode 'bei Anfertigung 
ihrer Modelle. Nach Vollendung dieser Reiterstatue schnitzte J. 
della Quercia zwei 'l'afeln aus Lindenhulz, und führte die Figu- 
Yren, die Bärte und Haare mit solcher Geduld aus, dass man die 
Stücke bewunderte, und im Dome zu Siena aufstellte. Für die Fa- 
eade dieser Kirche führte er nach Vasari- einige Propheten in nicht 
sehr grossem Massstabe in Marmor aus, und diess sind jene acht 
Gestalten über dem Gesimse der Seitenpfeiler, die Holztafeln aber 
sind verschwunden. Bürgerkrieg und Pest trieben jetzt den Kiinst- 
ler aus Siena, er fand aber in Lucca Aufnahme, wo PaoloGuitiigi, 
der Gebieter der Stadt, durch ihn das Grabmal seiner Gattin" Illa- 
ria de] Carretto fertigen liess. Dieses Monument, welches-Dien- 
gnara (Stor. della Scult. IV. 79) in Abbildung gibt, besteht aus 
einem marmorncn Sarge, auf welchem die Gestalt der Verewigteti 
fuht, mit unendlichem Fleisse ausgeführt. Auf dem Sockel tuhrte 
91' einige Kinder mit Laubgeflechten so fein in Marmor aus, (11155 
Sie dem Vasnri wie von Fleisch erschienen. Zu den P1155811 der 
Iltaria stellte" er als Symbol der Treue, einen Hund in Relief der. 
Dieser Sarg befindet sich jetzt in der Sacristei der. Cathetlrßlß. ü! 
übe? beäßhädiget, da ihn 1429 die Luccheser aus HüSS gegen" Gui- 
nigi der Zerstörung preisgeben wollten, wenn sie nicht die Schön- 
heit der weiblichen Gestalt und der reichen- Verzierung etwas zu- 
 riickgchalten hätte. Eine Seite des Basernents, drei Knaben, die 
ein Blumengßwinde "halten, befindet-sich inderGallei-ie zu Flu- 
renz. Die Anordnung der Figuren dieses Monuments ist ganz in 
antiker Weise, und zeigt, dass schon Jacono von der Weise des 
Naglefs Iiüzzstler-Lex. Bd. XII. 11
	        
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