Volltext: Poyet, Bernard - Renesse, Daniel (Bd. 12)

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Pythagoras. 
siegte er wieder, zwischen Ol. 76 und 78, wo er sich dem Hiero 
zu gefallen, welcher damals regierte, als Syrakusaner ausrufen 
liess, was seine Landsleute so sehr verdross, dass sie seine Statue 
im Tempel der Juno Lacinia niederstiirzten und sein Wohnhaus 
zum öffentlichen Kerker herabwiirdigten, wie Pausanias VI. 15. 1 
erzählt. Wenn also dies die Statue des Pythagoras gewesen ist, 
so muss der Künstler schon "um Ol. 75 gearbeitet haben. Thiersch 
(Epochen S. 215) setzt den Anfang seiner künstlerischen Vortreff- 
lichkeit schon gegen Ol. T0, O. Müller die Thätigkeit desselben 
Ol. 75  87, Hirt aber (Arch. 151) lässt ihn erst in den achtziger 
Olympiaden von Glearch unterrichten. 
Pythagoras hatte bereits genaue Hunde der Proportionen. zeich- 
nete sich in lebensvoller Darstellung der lYluskeln und Adern aus, 
legte die Haare sorgsamer als andere, nnd war zugleich auch im 
ergreifenden Ausdrucke Meister, was damals etwas Seltenes war. 
Die Vortrefflichkeit dieses liünstlers erhellet auch daraus, dass er 
durch die Statue eines Pankratiasten, die er in Delphi aufstellte, 
selbst den Myron besiegte. Pythagoras war auch durch seine Ath- 
letengestalten mehr bekannt, als durch die Bilder der Götter und 
Heroen. Von Götterbildern nennt Plinius zwei Statuen des Apollo, 
welchen er als Ititharödos und als Tüdter der Schlange Pytho 
darstellte. Der erstere hatte den Beinamen des Gerechten, weil 
bei der Erstürmung von Theben durch Alexander ein Fliehender 
sein Gold in dessen Schoos barg. und es dort wieder fand. Die 
andere Statue ist nicht dem Eidechsentüdter (Sauroktonos) ver- 
wandt, sondern als Schütze zu denken. vielleicht eine Andeutung 
des Ideals des Bogenschützen, welcher uns im Apollo von Belve- 
dere noch erhalten ist._ Den Perseus stellte er mit Flügeln dar, 
wie auf dem Hesiod-Schilde._ Proclus, Append. Anth. Pal. II. 732, 
legt ihm auch eine vorzugliche Statue des Bacchus bei. und ein 
nacktes Bild mit Aepfeln dürfte den Herkules vorgestellt haben. 
Dann bildete er auch den Zweikampf des Polynices und Eteokles, 
die Europa auf dem Stiere sitzend, und zu Syrakus sah man die 
Figur eines Lahmen, dessen Schmerz von der Wunde auch die 
Beschauer zu fühlen glaubten, wie Plinius bemerkt. Dieser Lahme 
ist wahrscheinlich der verwundetePhiloktet, wovon sich keine 
Nachbildung erhalten hat. Man hat ihn zwar in einem Belief er- 
kennen wollen, wo eine Figur mit dem heraufgezogenen Fussß 
sich zeigt, abgebildet in Winckelmann's Werken IV. 157. 58. 
Diese Meinung ist indessen wenig begründet, denn mit dem Her- 
aufziehen des Fusses war es allein nicht gethan; die Wirkung, 
walche die Alten dem Bilde des Pythagoras beilegten, ist ohne 
höchst schmerzhaften Ausdruck des Kopfes nicht denkbar. Auch 
die nähere persönliche Charakteristik des Philoktet musste beriiclv 
sichtigt werden, um das Interesse zu erhöhen und den Eindruck 
zu verstärken. 
Pausanias nennt mehrere athletische Figuren von Pythagoras: 
worin der Künstler ausgezeichnet war. Dahin gehört erstlich de? 
Binger Leontiscus aus Mcssana in Sicilien, wobei Pausanias b? 
merkt, Pythagoras sei in der Bildkunst nicht minder, als irgend ein 
anderer, geschickt gewesen. Das Bild des Astylus haben wir schon 
oben erwähnt, und eine dritte Statue ist jene des Mnaseas von 
Cyrene mit dem Beinamen des Libyers, der im Laufe der Schwer 
bewaffneten siegte, und auch so vorgestellt war. Dieser drei 51V 
gerstatuen erwähnt auch Plinius, der Text ist aber verdorben, wo" 
durch das Ausfallen mehrerer Worte der (Mnaseas) Libys jetzt 1" 
einen Knaben verwandelt ist, der eine Tafel hält. Ucber die Das"
	        
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