Volltext: Poyet, Bernard - Renesse, Daniel (Bd. 12)

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Prudhon , 
Pierre 
Paul. 
genstiick. Schon fing der Künstler an, einigen Nutzen von seiner 
Arbeit zu ziehen, als seine Frau, die seit ihrer Verehelichung bei 
ihrer Familie lebte, nach Paris kam, und mit ihr drei Kinder, um 
die Last noch driickender zu machen. Im Jahre 1794 bereiste Prud- 
hon die Franche-Comte, und malte da eine grosse Anzahl Portraite, 
die ihm gut bezahlt wurden. Er entwarf zu dieser Zeit für den 
älteren Didot die drei Zeichnungen, welche zu dessen Ausgabe 
von Daphn-is und Chloö gestochen wurden, so wie auch diejenigen 
der vier Kupfer in Gentil-Bernard's Werken. Diese Zeichnungen 
kamen nach Russland. Einen grossen Gönner fand der Künstler 
an dem Präfekten des Seine-Departement, Frochot, der ihm seine 
Lage erleichterte. Jetzt erhielt er auch einen Aneifernngs-Preis 
und ein Atelier im Louvre, da er fiir den Saal der Garden von St. 
Cloud einen Plafond zu malen-hatte, welcher die Weisheit unter 
der Gestalt der Minerva vorstellt, wie sie die Wahrheit auf die 
Erde bringt. Es war dieses die erste grössere Arbeit des Künstlers, 
die man aber so vortrefflich fand, dass ihm bald Gelegenheit wurde, 
in mehreren anderen sein Talent zu erproben. Ein Meisterstiick 
in der Compositiou und Ausführung ist im Saal des Hötel St. Ju- 
lien, den er fiir den Biirgcr de Benois verzierte. Man sieht hier 
vier grosse Figuren, welche den Reiehthuiii, die Iiiinste, das Ver- 
gnugen und die Philosophie vorstellen. Mit diesen stehen kleine 
Figuren und gemalte Basreliefs in genauer Beziehung. Für einen 
andern Salon dieses Fartikuliers entwarf er die vier Jahreszeiten, 
deren Ausführung aber die Zeitumstände verhinderten. Die Zeich- 
nungen kamen in den Besitz des Architekten Bertrand; sie sind in 
schwarzer Iireide mit Weiss gehöht, und wahre Meisterstiicke. 
Im Saale, der damals den Namen des Laokoon fiilirte, im Mu- 
seum der Antiken, malte er aiii Plafood die zeichnende Kunst, 
durch eine Gruppe von zwei Kindern dargestellt. In demselben 
Museum befinden sich auch noch drei andere Plafonds von Prud- 
hon's Hand. Eine Allegorie, Buonaparte zwischen dem Siege und 
dem Frieden, von den Musen, Hiinsten und Wissenschaften beglei- 
tet, dieses Alles in einer Zeichnung, ist durch den Stich von B. 
Roger bekannt. 
Der Künstler lebte jetzt in gutem Wohlstande, aber leider konnte 
er sich von einem VVeibe nicht frei machen, welche ihm durch 
ihre Pllichtvergessenheit so vielen Kummer verursacht hatte. Acht- 
zehn Jahre ertrug er sein Unglück, ohne sich zu beklagen, doch 
war jetzt sein Inneres so sehrangegriffen, dass ihn eine immer 
mehr iiberhandnehmende Melancholie in das Grab gebracht haben 
würde, wenn ihn nicht einige Freunde bewogen hätten, sich von 
diesem Weihe zu. trennen. Von dieser Zeit an lebte Prudhon meh- 
rere Jahre allein und erlangte auch die Ruhe seines Geistes und 
den Frieden seiner Seele wieder; doch sein Herz musste lieben 
und ein neues zlirtliches Verhiiltniss war die Quelle zu neuen Lei- 
den. Aber dennoch blieb seine Liebe zur Kunst ungetrübt, und. 
so hatte er die Freude, 1803 endlich glänzende Anerkennung zu 
finden. Er brachte damals das ausgezeichnete, durch H. C. Miil. 
lers Stich bekannte, Gemälde zur Ausstellung. Welches Psyche vor- 
stellt, wie sie von den Zephiren entführt wird, Späte,- einc Zierde 
der Gallerie Sommariva. Bewundert wurde auch ein anderes, wels 
ches der Präfekt fiir den Audienzsaal des Assisenhofes bestellt 
hatte und auf welchem man das Laster von der Gerechtigkeit um 
der Rache des Himmels verfolgt erblickt, jetzt im Museum de; 
Louvre; doch sind nach Dr. Waagen (Kunstwerke und Känsllie1 
III. 729) beide nicht geeignet, den liiinstler von seiner giinstigstei 
Seite zu zeigen, nämlich in einer dem Correggio verwandten Gra
	        
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