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Pellegrini,
Pellegrino.
des Johannes und die Scheidung der Auserwählten von den Ver-
worfenen, wurden eine wahre Schule für die Cnrracci. Sie nann-
ten ihn den Michelangelo riformato. Hierauf schichte ihn
der Cardinal (PAugusta nach Loretto, um eine Capelle mit Gemäl-
den und Stuccaturen zu zieren. In der Marc Ancona waren viele
Frescobilder von seiner Hand gemalt, nlehrere Episoden aus der
Geschichte "Prajaifs, Scipiifs u. s. w, vorstellend. Im grussen Bör-
sensaale zu Ancona malte er den die Ungeheuer zähmenden Her-
kules, wo der Künstler gezeigt hat, wie man Buouarottfs Schreck-
liches nachahmen müsse: "mit der Furcht nämlich, es zu erreichen,
wie Lanzi bemerkt. Inzwischen malte Tibaldi auch einige zarte
und anmnthige Bilder in Oel, meistens figurenreich, sehr begei-
stert, lebhaft colurirt, mit Architektur verziert, Alles diess mit ei.
11er Feinheit und Ausführlichkeit, wie Miniaturbilrler. Die Stafä
ieleibilder des Künstlers sind aber jetzt selbst in Italien selten, im
Auslande ist nur hier und du eines zu finden. Zu den schönsten
und anmuthigsten gehört die Veriniililung der heil. Catharina in
der Gallcrie zu Bologna, ehedem in der Capella Scala in der
Iiirche la Misericordia; das Bild der heil. Cücilia mit zwei musici-
renden Engeln in der k. k. Gallerie zu X-Vien; die Anbetung der
Hirten in der Gallerio Lichtensteinxdaselbst; Anna, welche die Ma-
ria lesen lehrt, in der kaiserl. Eremitage zu St. Petersburg, in er-
was schadhaften Stande. .In Spanien waren ebenfalls Bilder von
Tibaldi, denn er wurde dahin berufen, um den Plan zum Escu-
rial zu Fertigen. In diesem Kloster sieht man von ihm Christus
am Kreuze mit En_ elbildern, die Kreuzigung, lireuzabnehmung,
Auferstehung, Grahiegutig, Erlösung der Erzväter, St. Michael im
Kampfe mit Lucifcr vorstellentl. l
Tibplcli
als
A rchitelät.
Im Jahre 1562 berief ihn der heilige Cardinal Carlo Borromeo
nach Pavia, um den Plan zum Pallaste della Supienza zu entwer-
fen, wozu 156i der Grundstein gelegt wurde. In Dllailand restau-
rirte er den erzbisehöfliehen Pallast, und nachdem ihm der Bau
der Iiirche des heil. Fiilelus daselbst von allen Seiten Lub und
Ruhm bereitet hatte, wurde er 1570 erster Architekt des Dumas in
Mailand. Als solcher fing er an, das Innere des Tempels zu mu-
dernisireti, und auch an der Faeaile machte er einen Einbau im
neu italienischen Style, was dem ehrwürdigen gothischen Dome
theilweise den Charakter des Alterthiiinlicheii benahm. Er machte
1567 einen neuen Plan zur Faearle, und unter zwölf Cuncurrenteu
wurde sein, Entwurf zur Bekleidung des Giebels mit der Haupt-
thijre vgpgezugen. Man rühmte daran, dass der Künstler den an-
tiken, d. h. neu tialieniscben Styl sehr glücklich mit dem gothi-
schon vereiniget habe, was aber nur derjenige glaubt, der nicht
bemerkt, wie seltsam die siinnntliehen fünf 'l'hürei1 und die fünf
"Fenster darüber unter den Spitzbiigen und den übrigen gollxisehen
Formen des Ganzen hervorblielsen. Zu seinen Lebzeiten wurden
indessen nur die Portale und zwei Fenster darüber fertig. Später
erlitt der Plan durch Carlo Bnzzi einige Abänderung, aber nach
dessen 1658 erfolgten Tod blieb der Bau bis 1395 eingestellt. Elrst
während der Ilerrsehaft Napoleuxfs vollendete G. Amiiti nach Pel-
legriuiÄs Plan den Giebel und einige andere 'l'heile. Diesen neueren
Ausbau zeigt ein grosser Holzschnitt, welchen L. ßuugun 1312 vul-
lendete, Die haiserlieh Österreichisehe Regierung beliuhl bekannt-
lich die gänzliche Vollendung des Wurlses.