Nicolas.
Poussin ,
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bendig, die Malerei im hellsten Goldton besonders klar und fleis-
Sig- Christus heilt die Blindgebornen von Jericho, vielleicht das
in allen Theilen hefriedigendste Werk aus dieser späteren Zeit. Es
wurde 1650 für den Kaufmann Raynon in Lyon gemalt. Zu einer
besonders gelungenen Composition, einem nicht übertriebenen
Pathos, der gewähltesten Durchbildung in Zeichnung und Gewän-
dern, kommen hier eben so edle, wie lebendige und mannigfaltige
Köpfe, eine entschiedene Beleuchtung, eine kräftige und harmoni-
sche, in einem treiflichen Impasto gehaltene, mild goldene Fär-
bung, und eine reiche und höchst poetische Landschaft. Pous-
sin's eigenes Portrait, fast von vorn, die Linke auf ein Zeichen-
buch gelegt, mit der lnschrift: Effigies Nicolai Poussini Anrdeliyen-
sis Pictoris Anno Aetatis 56. Romae Anno Jubilaei 1650. Für Herrn
von Chantelou gemalt. Thermutis, von zwei Dienerinnen be-
gleitet, betrachtet den kleinen Moses, welchcn ein im Wasser ste-
hender Mann einer jungen Frau übergibt, 1650 für Herrn von
Raynon gemalt. In Formen und Linien sehr edel, im sanften
Goldton sehr harmonisch colorirt, und durch die "entschiedcneren
Massen von Licht und Schatten von ungewöhnlich starker Wir-
, kung, nur leider in den Köpfen äusserst leer und nüchtern.
Dic Ehebrecherin kniet vor Christus, nach dessen VVorten sich
schon die meisten Ankläger entfernen, für Le Nostre 1655 ausge-
führt. Die Handlung ist sehr lebendig und deutlich in guten und
mannigfaltigen, nur etwas übertriebenen Motiven ausgedrückt, die
Zeichnung und Gewänder sehr durchstudirt, der Hintergrund von
einem zarten Silberton, auch die übrige Färbung klar und die
Haltung nur durch die stark rothen Gewänder gestört, die Iiöple
aber in einem seltenen Grade leer und maskenhaft. Saphira, die
Frau des Ananias, mit dem Tode bestraft. Von den Vorzügen und
Mängeln des vorigen, für Herrn Fornnnt de Vegnes gemalt.
Das auf dem Schoosse der Maria sitzende Jesuskind liebkoset den
von der Elisabeth gehaltenen Johannes, 1656. Die guten Motive
entschädigen nicht für die kalten, faden und leeren Köpfe, die
grellen Farben. Die vier Jahreszeiten, Landschaften mit bibli-
scheu Vorgängen staffirt, 1660 begonnen, aber erst 1664 hecnrligt.
Der Frühling; das Paradies, eine anziehende baumreiche Landschaft,
worin Adam und Eva von Thicren umgeben zu sehen sind. Von
sanfter, abendlicher Beleuchtung und tingcwöhnlicher Frische des
Grüns. Der graue Ton der Figuren zeigt den gealternden Künst-
ler. Der Sommer; ein grosses Kornfeld mit Boas und Rulh. In
einem zarten Silberton gehalten, doch durch das Kornfeld etwas
einförmig. Der Herbst; reiche fruchtbare Landschaft von sehr ed-
ler Composition, mit den beiden israelitischen Spähern, die eine
cnlossale Traube tragen. Sehr breit in einem silbernen, aber et-
was einförmigen und schweren Ton behandelt. Der Winter; als
Sündfluth genommen, In der nächtlichen, nur von einem Blitz-
strahl matt erhellten Landschaft machen die wenigen Ueherbleihsel
des menschlichen Geschlechts noch die letzten, ohnmächtigen Ver-
suche, dem Verderben zu entrinnen. Auf einem aus der Fluth
hervorragenden Berge liegt die alte grosse Schlange. In dieser
Compgsitign herrscht. eine grossartige Melancholie, und _die Mu-
tive der spärlichen Figuren sind ergreifend und sinnrcich, der
Ton übrigens zu undurchsichtig und schwßr- MOSQS, de? die
Brone des Pharao mit Füssen tritt. Moses, welcher den Stab
Aaron's in eine Schlange verwandelt, beide für den Cardinal Mus-
sini gemalt. Eine heil. Familie, für dcirHcrzog von Crequi aus-
geführt. Camillus, welcher den Schulmeister nach Falerii zurück
Nagleris Künstler-Lax. Bd. XI. 36