Ponssin ,
Nicolas.
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und zu wenig die Sinne befriädigten. In Frankreich entwickelte
sicli_ jene Richtung erst später in bedeutendem Umfange. Er ist
gewissermassen als ein Vorläufer jener Künstler zu betrachten, wel-
chc zur Zeit der französischen Republik mit Entschiedenheit den
Pfaden des classischen Altcrthums nachzuwehen bemüht waren.
Nach Frankreich wurde der Künstler auchnuur in einer gewissen
Anwandlung von Eifersucht berufen, weil Italien dem Franzosen
bereits hohe Achtung gezollt liatte. Jetzt fiel es dem Cardinal Bi-
chelieu ein, ihn nach Paris einzuladen; allein der Künstler be-
dachte sich fast ein ganzes Jahr, obgleich ihm die Aussicht auf
die Stelle eines ersten Hofiiialers gegeben war. Im Jahre 1640
reiste er endlich auf Zureden des Herrn von Chantelou von Boni
ab, um nach langer Abwesenheit im Vaterlande eine neue Bahn
zu betreten. Der Cardinal Richelieu und der Staatssecretiir de
Nnyers umarmten ihn bei seinem ersten Besuche, und dann wurde
der Iiiinstler auch dem Iiönige vorgestellt, der aber bei jener Ge-
legenheit den S. Vouet im Sinne liatte, da er zu den umstehenden
Hütlingen sagte: Voila Vouet bien attrapö! Nun war Poussin cr-
ster lWaler des Königs von Frankreich, und Direktor aller artisti-
schen Unternehmungen, mit einem Gehalte von 5000 Livr. Die
Aufträge, welche er von dem Könige und dem Cardinale erhielt,
waren zahllos, oft unbedeutend für einen Poussin; denn er musste
auch Titelblätter fiir einen Virgil, Horaz und fiir eine Bibel, die
in der königl. Druckerei erschienen, Ornamente für Cabinette,
Camine und auf Biicherdecliel zeichnen. Anfangs bezog er_eine
Wohnung in Fontainebleau, die man ihm auf das schönste einge-
richtet hatte, aber noch war Lrn Jahr verflossen, so musste er im
Garten der Tuilerien elegante Gemächer beziehen. Seine ersten
Arbeiten waren jetzt acht Cartons mit Darstellungen aus dem alten
Testamente als Vorbilder zu Tapeten. Für Richelieu malte er den
Moses, der Gott im feurigen Busche erblickt, und dann das .Abend-
malil des Herrn für die Capelle des Schlosses St. Germam. Im
Noviziate der Jesuiten wurde ein Gemälde niit St. Franz inJapan
aufgestellt, und endlich unternahm Poussin die Ausschmiichung
der weitläufigen Gallerie des Louvre. Er sollte da_ die Arbeiten
des HGPl-HXlES darstellen, aber damit begann zugleich auch sein
Kampf gegen Neid und Cabale. Er _wollte die Landschaften seines
Collcgen Fouquier nicht als Ilauptzierde der Gallerie anerkennen,
und dieselbe durch die geschtnaclslosen Ornarnentedes Architekten
le Mercier nicht verunstalten lassen, was beiden Herren s_o
tief verletzte, dass sie sich zum Sturze Poussiii s verschworen, weil
ihnen dieser auch noch vorgeworfen, dass sie elenden (irewinn ho-
her achteten, als Iiiinstlerelire. Dann malte er das beruhinte Bild
der Vvahrheit, welche auf den nrrnen der Zeit endlich siegreich
emporsteigt. Nach Vollendung dieses Gemaldes bat er um Ulr-laub,
umer dem Vgrwande, seine Frau abzuholen, reiste aber 1640 niit
dam Vgrsalze von Paris ab, nicinehr diese Stadt_zu hetrcten. Man
wonte ihn zwar zur Rückliehnbewegen, EHEXDNPODSSID machte
Ausreden und Bedingungen, die man _nicht erliillen wollte uiicl
konnte, und so lebte er noch 25 Jahre in Rom geliebt und geach-
tet. Einen besonderen Freund liatte loussin an dein Cav. clel
Pozzo, der überall zu SGIEIEDIILObG sprach Nlltltl 581119 allißern
Gliicksumstände mit zarter Rllclwlchl Ofdfleu" {Jolcllrtcflnd Kunfl"
ler suchten in Rom seinen Umgang, dfm" er "T" m" hpchst gebli-
deler liebenswürdigel. Manm Zu _seiner_ gelehrten Bildung trug
Cav. del Pozzo vieles bei, da_er ihin die ähellßtiSlßfluiitlllSli- und
Biicherschätze öffnete. Er entzilTerte zuerst die rucluvarts geschrie-
bencn und schwer zu lesenden Manuscripte des L. da Vinci, und gab