es Ebenen, von Bergzügen umgränzt, oder hocligewölbte Baum-
Iiartisn, welche den Hauptbestandtheil des Bildes ausmachen, zeigt
sich stets eine bedeutungsvolle Gruppirung; den Mittelpunkt hil-
den insgemein mehr oder minder reiche Arehitecturen im Style
des classischen Alterthums. Die Staffage besteht ans Figuren, wel-
che der alten Mythc oder Geschichte angehören und ixn derselben
gemessenen Weise, wie die auf Poussin's historischen Bildern,
gezeichnet sind. Man hat diesen Styl der Landschaft den histori-
schen genannt, "und allerdings, sagt Iiugler, tritt dem Beschauer
hier der Wohnsitz eines Mcnsehengesehlechts von wenigen Bedürf-
nissen und grossen Cesinnungen entgegen. Die Natur steht noch
in ihrer erhabenen Ruhe, in der Nlannigfaltiglseit ihrer eigenthüm-
liehen Gestaltungen, dem Treiben des Menschen gegenüber; von
Feld- und (lrartenbau ist keine Spur, nur hie und da erblickt man
eine Schaafheerde, als auf die älteste und einfachste Benutzung
Lder Erdoberfläche hindeutend. Die menschlichen Wohnungen sind
würdig und anständig, aber ohne Bequemlichkeit und" ohne das
Beilagen an einem gemächlieheren Zustande des Lebens. Das Ganze,
wenn auch die zarteren Wirkungen des Lichtes und der Luft noch
ausgeschlossen bleiben, bringt gleichwohl in dem ßeschauer das
Gefühl einer ernsten, gesammelten Stimmung hervor. So urtheilt
Iiugler von seinen Landschaften.
Unter den neuesten Schriftstellern ist auch Waagen cnmpetent,
und dieser (l. c. III. 641) sagt, dass Poussiifs hochpoetischer Sinn
in Auffassung der Landschaft ungetrübt erscheine, und (lass ihm
mit jenem übereinstimmende, idyllische, bald ruhige, bald leise-
wehmüthigc Beziehungen menschlicher Figuren vor Allein gelungen
seyen. Der Farbensinn war aber der schwächste Theil seines Ta-
lentes, denn seine Bilder sind bald unharmoniseh, bald unschein-
bar, und Iiraft und Harmonie nur in einzeln seltenen Fällen ver-
einiget. Dazu kommt noch, dass iriele seiner schönsten, auf Bo-
lusgrund gemalten, Bilder in Folge eines zu geringen lmpastxfs
braun, und mithin haltungslos geworden sind. Die rothhrnune
Fleischfarbe, eine gewisse Trocliexiheit der Umrisse, bisweilen nicht
glückliche Linien und Zerstreulheit der Composition, ein schwa-
ches Impasto , und dadurch veranlasstes Durchwachsen des Belus-
grundes deutet auf die frühere Zeit seines Aufenthaltes in Rom. Die
Werke seiner mittleren Zeit sind durch die Vereinigung trelTlicher
Compositionen mit lebendigeren Hüpfen und öfter auch durch ein
besseres Impasto besonders anziehend. In der späteren Zeit, in wel-
cher er im Adel der Composition sich bis zu seinem Ende auf
gleicher Höhe erhielt, _und fast durchgängig besser impastirte, wer-
den die leeren und elnfiirmigen, der Antike nachgeahmten liöpfe
besonders häufig und schwächen das Interesse. Auf solche Weise
classificirt Waagen die Gemälde des französischen Museums. Un-
ter den Bildern dieses Künstlers bezeichnet Waagen im Allgemei-
nen die Darstellungen aus der Mythologie als diejenigen, welche
Poussin mit besonderem Gliiche behandelt hat. Die übrigen beste-
hen ausser den Landschaften in Vorgängen aus der heiligen und
profanen Geschichte, so wie der Allegorie. Die Figuren haben
gewöhnlich etwa i Naturgrösse. In ebensgrossen Verhältnissen
war er minder glücklich.
Bei seinen vielen Vorzügen und Verdiensten konnte es zuletzt
nicht fehlen, dass auch endlich Poussiifs Zeitgenossen ihm die
Iirone reichten. Allein er wurde in seinem Leben weit mehr in
Italien, als in Frankreich geschätzt, wo nach dem damals herr-
schenden Geschmacks seine Werlse zu ernst und geistig erschienen