In der Bildersammlung zu Paiisanger, dem Landsitze. des Grafen
Cowper, ist eines der schönsten Gemälde des Meisters. Das auf
dem Schoosse der Maria sitzende Christuskind hat so eben dem
kleinen Johannes das Iireuz gegeben. Maria, in deren Gesichte
von dem feinsten Oval und echt jungfräulichem Ausdruck man
deutlich den Einfluss des Leonardo erkennt, sieht Johannes mit
sanftem Mitleid, Jesus ihn mit schmerzlicliem Ausdruck an. Augh
in dem abgewandten Profil des Johannes ist das Gefühl schmerzlich;
seine auf die Brust deutende Linke sagt aber, wie gern er das
dargebotene Iireuz annimmt. Links neben der Maria sitzt Joseph,
den Hintergrund bildet eine schöne Landschaft mit einer Fächer-
paline. Die ungewöhnliche feine Grazie in den Linien der Com-
position lässt Waagen verniuthen, dass dieses Bild aus den Jahren
herriihre, in welchen er mit Rafael verkehrte. Die Farbe ist selbst
für den Frate von ungewöhnlicher Gluth und Tiefe, die Ausfiih-
rung des Einzelnen im zart verschmolzenen Vortrag höchst fleissig,
und in den Sfumato auf die Einwirkung des Lionardo deutend.
Leider sind einige Theile verwaschen. In der Bildersammlung zu
Light-Court wird ihm eine Maria mit dem Iiinde beigelegt, die
aber in manchen Tlieilen an Andrea del Sarto erinnert. In der
Sammlung des Sir Abraham Huine ist eine Madonna, die vom
Iiinde gehcrzt wird; von edlem und, wie Baccio es bisweilen liebt,
wehmiithigem Ausdruck. Waagen sagt, man fühle es, dass Frate
durch IlafaePs Bild aus dem Hause Tempi zu dieser Composition
angeregt worden sei. Die Färbung ist selbst für ihn von beson-
derer Iiraft, Klarheit und Tiefe.
In der kaiserlichen Gallerie zu St. Petersburg ist ein Bild aus
der späteren Zeit des Künstlers, eine Madonna mit dem Kinde
auf dem Sclioosse, sitzend von vier miisicirenden Engeln umgeben.
Maria umfasst das Kind mit miitterlicher Zärlichkeit, und dieses
schmiegt sich mit inniger Liebe an die Mutter. Diese Liebe macht
den Grundgedanken des Bildes aus; Alles lös't sich in Gefiihl auf.
In den Figuren zeigt sich eine grosse Lebensfülle, namentlich in
den vollen runden Gesichtern. Hand, Kunst in St. Petersburg
I. 81 , spricht mit grosser Begeisterung von diesem Bilde.
In der königl. Pinakothek zu München sind drei Gemälde von
Frate, die zu den schönsten ihrer Art gehören. Eine heil. Fami-
lie, aus der späteren Zeit ClBS Meisters, zeichnet sich durch unge.
mein zarten Farhenschmelz aus. Das Bild der heil. Jungfrau mit
dem auf ihrem Schoosse stehenden Iiinde, Iiniestiick, ist unter
dem Einflusse des Leonardo entstanden. Auf dem dritten Gemälde
dieseHSammlung sehen wir die knieende Madonna, wie sie das
Jesuskiiid anbetet, kleine Figuren, und im Hintergrunde eine
offene Landschaft.
In der k. k. Gallerie zu Wien ist eine Darstellung im Tempel,
eines der bedeutendsten Werke Bartolomeds, und ein Bild der
Maria mit dem Binde, aus der Briisseler Sammlung. Die _Skizze
zur Darstellung im Tempel ist in der Gallerie der Uffizien zu
Florenz. In der Gallerie Esterhazy daselbst ist eine Maria mit;
dem Kinrle, ein heiteres Bild, voll Grazie und Zartheit. In der
gräflich Thurifschen Sammlung zu Wien sieht man eine schöne
heil. Familie.
Die Gallerie des königl. Museums in Berlin besitzt eine grosse
'I'afcl mit der Himmelfahrt der Maria, an Welcher aber nur die
obere Hälfte von Frate herriihrt. Von lichten Wolken und musi-
cii-enden Engeln umgeben, schwebt die Heilige empor. Der un-