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Porta ,
Baccio
von Bartolomeifs Hand. Es stellt das jüngste Gericht dar, und
erinnertunach Hugler in denuin den Seiten Qhristi sitzenden" Apo-
steln auffallend an HataePs Disputa und mit dieser an ienes jungste
Gericht des Orcagna im Canipo santo zu Pisa.
Die trelTlichsten Altar-bilde: des Frate sind in Lucca vorhanden;
namentlich zeichnet sich die in S. Romano vorhandene Madonna
della Misericoi-dia aus, welche" in holdseliger Geberde unter einer
Schaar AndZ-ichtigcr sitzt und sie unter ihrem Mantel vor dem Zorn
des Himmels schützt. Die Zeichnung dazu ist in England. Ueber
einem Seitenaltar dieser Iiirche malte er Gott Vater, v0n' Engeln
umgeben, dann die beiden heiligen (Fatharinen. F. v. Ruinohr
(Ital- Forsch. III. 71) vermuthet, dass an dem Entwurfe,
wie an einzelnen Thcilen an der Aussuhrung Theil genommen
habe. Im Dome zu Lucca ist eine Madonna mit Johannes und
Steplianus, ebenfalls ein berühmtes Werk.
lm Iircuzgange von S. Spirito zu Siena ist ein schönes, höchst
ausdi-ucksvolles Frescobild von ihm: Christus am lireuze, unten
Maria und Johannes, Magdalena den Stamm des Kreuzes umfassend.
Aiisserhalb 'l'oscana sind die VVerlie des Fra Bartoloineo ziemlich
selten, doch_ findet man deren auch in berühmten Gallerien des
fluslanrles. In der königl. Gallerie des Louvre zu Paris ist ein
icrrliches Bild der Maria mit dem Iiinde auf dem Throne, wel-
ches sich mit der heil. Catharina vermählt, umgeben von fünf
männlichen Heiligen. Die Gestalten sind edel. die Köpfe ernst
und würdig, die Umrisse sehr bestimmt, die Farben von erfreuli-
cher fast zu bunter Gluth, das Helldnrilsel sehr tief. Dieses Bild wurde
lange in der Kirche des heil. Marcus zu Florenz gezeigt, endlich
aber König Franz I. von Frankreich geschenkt. Vasari sagt, es
sei zur Zeit von ßafaePs Aufenthalt in Florenz gemalt, also zwi-
sahen 1505 und 1507. Ein zweites Gemälde des Louvre stellt Ma-
ria auf dem_ Throne. sitzend dar, wie sie von dem herabschwcben-
den Engel die Verkündigung empfängt. Zu den Seiten des Thro-
nes sind in Verehrung Johannes der Täufer, Magdalena, Francis-
cus, Hieronymus, Paulus und Margaretha. Bezeichnet: f. Bart".
floren oriii. pre 1515. Maria ist hier, unabhängig von einer be-
stimmten Zeit, als die von Gott erwählte Gebährerin des Erlösers
von den grössten Heiligen verehrt, dargestellt. Der ungemeine
Adel in den Charakteren und Bewegungen. die_lreie_ Zeichnung,
die grosscn Geivanrlinutive, mehr als alles aber die saftige, harmo-
nische Färbung, das tremiche Helldunliel, zeigen hier den Meister
in seiner spntestexi Zeit und hochsten malerischen Vollendung. So
bßtlxflllßllli Waagen (hunst und Hunstler etc. llI. 427.)
Auch in England finden sich mehrere Bilder von Frate, deren
VVaiagen im I. und II: Bande des genannten VVerhes erwähnt. Im
brittischen Museum sind neun Zeichnungen, darunter der Entwurf
zu dem von Vasari erwähnten Altarblatte des heil. Bernhard, dem
die Maria mit dem IZiinde erscheint, und ein Studium mit der Fe.
der zu seinem berühmten heil. Marcus im Pitti. Die Iiiinstlev
Woodborn hatten 1856 noch zwei Bände mit Studien aller Art,
die sich vordem in einem Nonnenlsloster zu Florenz befanden, von
der Zeit der Plaiitilla Nelli her, Frate's Schülerin. Sie sind auf
blauem Papier in SChYVETZGP Kreide mit vieler Freiheit und einer
echt malerischen Breite ausgeführt. Noch bedeutender ist aber
eine grosse Zeichnung zu seinem Hauptwerk, der lYIaria in der
Herrlichkeit, zu welcher eine heil. Bruderschaft fleht, in der Iiir-
ehe ,St. Romano zu Luccn.