Volltext: Passe, Simon de - Powle, G. (Bd. 11)

Piarta , 
Baccio 
della. 
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Fra Bartolomeo war ein Künstler voll stillen Ernstes, voll schlich. 
ter Würde und Aninuth. Der religiöse Ausdruck seiner heilieen 
Gestalten ist nicht mehr, wie bei den älteren Meistern, gen-iiithlbicl] 
befangen, sondern mehr aus einer bewussten Erhebung lIGTVOYwQ- 
gangen. Eine edle Milde, wie sie das Eigenthum des Leonaiiilo 
und seiner Schule ist, verbreitet sich iiber dieselben, und Seim, 
Madonnen verbinden mit dem Gepräge der Heiligung zugleich den  
Ausdruck einer schönen Weiblichkeit. Aber der Kreis, in Welchem 
Fra Bartolomeo mit Gliick sich bewegte, ist nicht weit gezogen. E; 
fehlt ihm nach Iiugler Gesch. d. M. I. 186 insgemein an derjeni- 
gen innerlichen liraft, welche zur Durchdringung und Vollendung 
grossartig erhabener Aufgaben nöthig ist; er erscheint in Solchen 
auf der einen Seite nicht selten kalt und abgemessen, auf der an- 
deren unruhig und hastig. Was seine Technik anbelangt, so ist 
sein Colorit; besonders im Nackten, ungemein weich; auch im 
Faltenwurfe ist er sehr ausgebildet. Er zuerst führte den Gebrauch 
des hölzernen Gliedermodelfs ein, welches das Studium der Falten 
so sehr erleichtert. 
Seine Compositionen stellen häufig nur einfache Madonnen, von Hei- 
ligen umgeben, dar, wobei er jedoch durch prachtvolle Architekturen 
und kunstreichc Gruppenvertheilung zu imponiren weiss. Mit be- 
sonderer Vorliebe bringt er auf solchen Gemälden Engelknaben an, 
welche bald sitzend und musicirend, bald, wie sie im Fluge die 
Himmelskönigin uinschweben, oder wie sie den Mantel oder den 
Thronhirnmel derselben tragen, dargestellt sind. Zu den vorzüg- 
lichsten Darstellungen, die von Frate's Pinsel erhalten sind, gehü- 
ren nach Iiugler zuerst einige einfache Mailonnen mit dem Iiinde, 
dergleichen in mehreren Gallericn vorkommen (einige der schön- 
sten in den Uflizien und in der Akademie zu Florenz), oder Altar- 
bliitter, wo der Madonna mehrere Heilige zugeordnet sind. Ein 
solches Bild, welches die Schutzheiligen von Florenz enthält, und 
die Madonna im Schoosse der Anna ieine Stufe tiefer, ist ebenfalls 
in den Uffizien vorhanden, nur grau in grau gemalt, da der Künst- 
ler vor der Ausführung des" Bildes starb.  
Reich an Gemälden dieses Meisters ist die Gallerie des Pallastes 
Pitti daselbst, und das berühmteste der hier befindlichen Bilder ist 
die Figur eines heil. Marcus, hoch geriihmt wegen seiner Erhaben- 
heit. Aehnlich, aber nicht so bedeutend, sind zwei Prophetenge- 
stalten in der Tribune der Uffizien, doch ungleich schöner, als 
diese Bilder und von einer eigenthiimlich rhythmischen Feierlich- 
keit und Würde ist das Bild eines heil. Vincentius, welches aus 
dem Kloster S. Marco in die Gallerie der Akademie gebracht 
wurde. In der Capella Savonarola dieses Klosters ist noch eine 
Madonna mit dem Iiinde von seiner Hand, vortrefflich in allen 
Theilen. Die Franzosen wollten desswegen das Werk wegnehmen, 
aber es gelang nicht, ohne dasselbe zu zertriimmern. Ein anderes 
ausgezeichnetes Gemälde. Christus mit den beiden Ilüngern in 
Emaus, malte er über einer Thiire des Iireuzganges. Dieses Ge. 
mälde soll an Wahrheit und Ausdruck der Empfindung zu den be- 
sten des Meisters gehören. Als ausgezeichnet rühmt man auch die 
Pieta der Gallerie Pitti. Der entseelte Körper ist von der edelsten 
Form, und die Ruhe des Todes erregt tiefe Rührung; Maria be- 
trachtet ihn mit dem Ausdrucke der schrnerzreiehsten Liebe, Mag- 
dalena badet seine Fiisse mit ihren Thränen, und Johannes beugt; 
sich über den Herrn und Meister, als spähe er noch nach Zeichen 
des Lebens. An der Wand einer Capelle in. einem kleinen Hofe 
von S. Maria. nuova findet sich ein leider verdorbenes Frßücgbild
	        
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