Ponte ,
Jacopo
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Compositionen gewahren, die als die ersten Erzeugnisse de; Snge-
nannten Genne zu betrachten sind. So wie nämlich das venetiia-
nische Princip der Naturnacliahinung bereits dem Paolo Vcrunßgg
eine so eigenthumliche Richtung gegeben hatte, so war dies auch
in noch höherem Grade mit den Bassani der Fall, in deren Schule
das Genre ausgebildet wurde, welches zunächst in den Umgebun-
gen des Landstiidtchens Bassano Stoff suchte. Jacopu wiihlte die-
jenigen Gegenstände aus, in denen er Landschaften und Iliittcn,
Bauern und andere niedere Classen des Volkes, Viehheerdcn. Ge-
räthe des häuslichen Bedarfes u, dgl. in inöglichstei- Ausbreitung-
ßnbvillgßü konnte, indem er solche Darstellungen entweder mit
Vorgängen aus der heil. Geschichte oder der lYIytholugic staflirte,
oder auch bald einfache Scenen ländlicher Beschäftigung, Vieh-
oder Iiupfergerätliiiiiirlste u. s. w. darstellte, bald auch die mensch-
lichen Figuren ganz wegliess und Höfe init Thieren und Acker-
werkzeug, Geriithschaften der Küche, also förmliche Stillleben,
inalte. So classificirt Dr. Iiugler (Gesch. d. Malerei I. 523) die
Werke dieses Künstlers, und geht dann, mehr oder weniger Lauzi
folgend, nach unserer Einsicht erschöyfend auf das Charakteristische
derselben ein , wie folgt:
Die Darstellungen Bassano's zeigen im Ganzen wvenig Mannich-
faltigkeit der Erfindung; wenn man einige der Art gesehen hat, so
kennt man so ziemlich den ganzen Vorrath, der über alle Gallerien
zerstreutiist; auch die Gesichter der dargestellten Personen sind
insgeinein dieselben, wie er z. B. eine seiner Töchter bald als liö-
nigin von Salm, bald als lWIagdalena, bald als Bäuerin, welche
Hühner in den Stall trägt, gemalt hat. Uebrigens tritt sowohl jene
mehr launige, wie jene gemiithlicbere Aullassungsweise, welche der
xiiedrigen Genrenialerci ihren besonderen lieiz geben, in den Bil-
dern des Bassano noch wenig hervor; er beschränkt sich auf eine
derbe, kecke Nachahmung nahe liegender Gegenstände, die er je-
doch mit einer geistreichen Gruppirung, und insbesondere init einem
anziehenden Sniel der Lichter und Farben zu verbinden weiss. In
letzterem besteht das Hauptinteresse seiner Bilder; Seim, Farben
leuchten in wundersnnier Iiraft wie Edelsteine, besonders die grii-
nen, die bei ihm einen ganz eigcnthiiinlichen Glanz entwickeln;
seine Lichter sind scharf und fallen mit einer gewissen Iieckhcit
auf die Gegenstände, so dass sie an den Figuren fast nur, wo sich
Winkel bilden, an den Schultern, am Iiuie, am Ellbogen, ange-
bracht sind. Denigemiiss zeigt auch seine Pinselführung eine eigene
geistreiche Manier, die in der Nähe wie ein verworrener Auftrag
aussieht, von fern aber eigentlich den Zauber seines Colorits be-
gründet. Es sind meist Zimmergeinälde von geringeren Dimensio-
nen, die in den italienischen Gallerien nirgends fehlen. Doch ist
nicht Alles der Art von ihm. Er hatte eine förmliche Fabrik für
diese Darstellungen errichtet, darin illll seine vier Sühne, eingeübt
in seine Manier, unterstützten.
Es finden sich indessen von Bassano nicht lauter Ziinmcrbilder
mit Darstellungen aus dein Gebiete des niedrigen Genres oder Be-
gebenheiten des alten und neuen Testamentes im kleineren For-
mate; er malte auch Bildnisse und Altarblaitter, von welchen aber
die grossen sehr selten sind. Sie zeigen meistensliguren weit un-
ter natürlicher Grösse und nie sehr lebßnflig- F11? die Thlefmflle-
rei hatte er aber eine solche Vorliebe gefasst, dass er selbst in hei-
ligen Darstellungen Katzen, Hühner u. dgl. nichtwvegliess." Unter
den Hauptwerken nennt Lanzi die Geburt Christi zu S. Giuseppq
in Bassano, welche nach der Behauptung jenes Schriftstellers hin-