Polygnotus.
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ihre Vermählung mit den Leucipiden. Er maltemig Micon eben.
falls im Tempel des Theseus, und wahrscheinlich schmückte e,-
auch die Halle bei den" Propyläen. Die darauf sich beziehgudg
Stelle des Pausanias ist sehr dunkel. Er scheint da die Polyxena
auf dem Grabe des Achilles geopfert, und die Unterredung des
Ulysses mit der Nausikaa gemalt zu haben.
Polygnot malte auch zu Platäa, zu Thespiä und in Delphi. In
Platäa malte er im Vorbause des Tempels der Minerva Area die
Vertilgung der Freier durch Ulysses, und Onatas den Zug der sie-
ben Helden gegen Theben. Dass Polygnot auch in Thespiä ge-
malt habe, wissen wir nur aus einerStelle des Plinius, wo es
heisst, dass Pausias später die Gemälde dieses alten Künstlers
restaurirt habe. Was hier dargestellt genesen, weiss man nicht,
es wird nur bemerkt, dass Pausias hinter Polygnot zurückgeblieben,
weil er nicht in seiner Gattung mit ihm in die Wette malte. Pau-
sias war nämlich ein Encaustiker, der da Pinselmalereienau re-
stauriren hatte. Indessen schloss die Encaustils, mit welcher sich
Pausias zum Theil abgab, seine Uebung in der Malerei mit dem
Pinsel nicht aus, und daher möchte Hirt eher glauben, dass Pan-
sias, einer der grössten Maler der besten Zeit, bei der Restaura-
tion eher zu viel that, und daher dem einfachen, alterthümliehen
Charakter nicht treu blieb.. Demnach wäre also Pausias getadelt
worden, dass er durch seine Erneuerung die Hand des Polygnot
gleichsam verwischt habe. Böttiger, Archäologie der Malerei S. 563.
sehliesst aus der obigen Stelle des Plimus, dass Polyguot selbst
nie in Encaustik gemalt habe; allein Plimus gesteht an einer an-
deren Stelle wirklich zu, dass von diesem Meister eneaustische
Bilder Vorhanden gewesen.
Am umfassendsten scheinen die Gemälde Polygnofs in der Lesche
der Iinidier zu Delphi gewesen zu seyn. Rechts an der Wand
sah man die Eroberung Ilions und die Abfahrt der Hellenen, links
Odysseus Besuch in der Unterweltn Bei dem Gemälde von Ilion
steht der unermüdliche Bluträchcr Neoptolemos mit dem sanften
Menelaos, der nur die schöne Beute fortzubringen sucht, in einem
interessanten Gegensatze. Das Nolanische Vasenbild (Tischbein's
Homer lX. 5. 6.) hat mit diesem Gemälde einige Züge gemein. Bei
dem Bilde der Unterwelt ist nach Müller (Areh. s. 1514- 3.) beson-
ders auf die Andeutungen der lWIysterien zu achten, Wßlßbßfbeils
an den Ecken (die Priesterin Iileoböa, OliIHJS, die" Üngeweihten),
theils in der Mitte angebracht waren. Bier sass der Mystagog Op-
pheus in einem Kreise von Sängern und Greisen, umgeben von
fünf Troischen und fünf Griechischen Heldßn- Vergl- Ilatbgeber
in der Eneyclopädie unter Ok-nos. Pausanias beschreibt diese Ge-
mälde mit ihren vielen Abthßilüngßll 11m1 911119111911 GYUPPCU, die
theils neben, theils übereinander gemalt waren. Es gibt auch
neuere Ausleger und Restauratoren solcher Gemälde. Im Allgemei-
nen über diese Bilder s. Correspond. de Diderot. Aufl. 131-31. III,
270 Hi; Göthe's Werke 44- 5- 97; Gemälde des Polygnot in der
Lesche zu Delphi von Riepenhauäen, 1395- M" Erläuterungen
von Ch. Schlosser; Peintures de Polygnot a Delphes dess. et grav.
d'apres la desc. de Pausanias nar T. et J. Riepenhausen, 1826 11- 29.
Die Zeit. in welcher diese Gemälde ausgeführt iyurdßnijleflllen
die Alten nicht, nach einer Beischrift des Simomdes (bei Pausa-
Dias 10- 27. 2.) 1111155 man aber glauben", dass Polygnot selbe früher,
als die in Athen gemacht habe, da Simonxdes Ol. Z7. gestorben
seyn soll. Auch in der Anordnung der beiden (Jenmlde ist dns
Altcrthümliche nicht zu verkennen, und so mochte nach Hirt das