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Polyeuctus.
Polyguotus.
Führung. Doch sei dieses Werh deutlich auf glänzenden Effekt und
Darlegung der Meisterhaftiglseit berechnet, und verglichen mit je-
nen der früheren Zeiten, von einem gewissen theatralischen Cha-
rakter. Zugleich erscheine darin der Pathos so hoch gesteigert, als
es nur immer der Sinn der antiken Welt und das Wesen der hil-
denden Iiunst zulässt, und viel höher, als es die Zeit des Phidins
gestattet haben würde.
Der Name des Polydorus kommt bei Plinius ausserdem nur noch
in einer Stelle vor, unter den Erzarheitern, welche Statuen von
Athleten, Bewaffneten, Jägern und Opfernden gemacht haben, aber es
leitet keine Spur darauf hin, dass der statuarius und sculptor Pu-
lydorus des Plinius Eine Person sei.
Ueber den Laokoon siehe Winekelmanüs Werke VI. 1. 101 HI,
II. S. 205 5.; Heyne antiq. Aufsätze lI. S. 1.; Lessings Laolioou;
Göthäs Propyläen I. S. 1.; Thiersch Epochen S. 522. Hier ist auch
eine nähere Angabe über den Ort der Auffindung. Nach der ge-
wöhnlichen Sage wurde der Laokoon 1506 in den Thermen des
Titus gefunden, man hatte ihn aber hinter jenen Thermen auf dem
Bücken des Esquilin ausgegraben. Hierüber und über den Pallast
des Titus sieh namentlich Thierseh.
POIYGUOIUS, Erzgiesser; der um die Zeit des Demosthenes zu Athen
lebte. Die Athene: licssen durch ihm die Statue dieses Redners
fertigen.
POlygllOülS, der erste Maler Griechenlands von grossem Piuhme,
war aus Thasos gebürtig und Schüler seines Vaters Aglaophon. Die
Zeit, in welche seine Anfänge fallen, lernen wir aus Plinius nicht
kennen; dieser Schriftsteller ist es im Gegentheile, der eine chro-
nologische "Vervvirrung verursacht,_ wenn er jagt, dass Polygnog
vor Ol. 90 elebt hat, also zur Zeit des Phidias und Polyclet, wo
die Plastik gereits auf der Stufe der vollendeten Schönheit stand,
während Polygnot noch weit davon entfernt war. Um diesen Wi-
derspruch auszugleichen, setzen die Weimafschen Iiunstfreunde
(Jenacr Literaturzeitung 1805 III. S. 5- lt. der Einleitung) den Pu-
lygnot um 50 Jahre früher, und so nimmt man jetzt allgemein die
Blütliezeit des Künstlers um Ol. 80 an. Seinen Ruhm gründete er zu
Athen als Maler, obgleich er sich auch mit der Bildkunst in Erz be-
_ gchäftigel hat. Die Zeit seiner Ankunft in der bezeichneten Stadt
ist nicht bekannt; man glaubt aber, es sei dies Ol. 70 geschehen,
als Cimon Thasos erobert hatte; denn Polygnot war Cimon's und
seiner Schwester Elpinice Freund, mit welchem er nach Athen ge-
kommen seyn könnte. _Von jetzt an erhob sich da eine Schule von
Malern (Ewypägpoi), die Plutarch im Leben des Pericles mit den
Färbern und Stickern (ßggosü, nomilrai) zusammenstellt. Polygnot
begann seine Arbeiten tur die Stadt wahrscheinlich gleich nach
seiner Ankunft, vielleicht in der Pökile, weil da Cimon dieselben
bestellte. Da sah W911 neben Micon's Gemälden das Gericht der
griechischen Helden Illfer die Gewaltthat des Ajzix an Cassandru und
ie gefangenen trojanischen Frauen. Unter letzteren war Laodice
die schönste, das Bildniss von Polygnofs geliebter Elpinioe, der
Schwester Cimoifs. Diese muss indessen damals nicht mehr ganz
jung gewesen seyn, _da sie wenige Jahre später Pericles ein altes
Weib nennt, was Hirt (Archäologie S. 167) nicht in Wirklichkeit
nimmt, sondern dass Elpinice anstatt einer Bittcnden für ihren
Bruder bei Pericles einzukommen, vielmehr vor ihm ein freundli-
ches Lächeln geltend machte. Im Tempel der Dioscuren (Analicion)
zu Athen malte er die Thaten dieser spartaiiisclien Hcroen und