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Pollajuold ,
Simone
del.
Pollawolo, SlmOnG de], genannt Cronaca, Architekt, geboren
zu Florenz 1454, gest. 150g. Dieser berühmte Künstler, der noch
mehr unter seinen Beinamen bekannt ist, war nach Vasari ein Ver-
wandter des berühmten Antonio del Pullajuolo, dem er aber, wie
es scheint. keinen Unterricht verdankte. Simone kam frühe nach
Rom, nach einer Sage als Flüchtling, und da nun hatte das Sm-
dium der alten römischen Architektur so sehr sein ganzes Wesen
eingenommen, dass er auch noch später, nach seiner Rückkehr in
Florenz, unaufhörlich von seinem Aufenthalte in Rom und von
den römischen Alterthiimern erzählte, gleich einer lebendigen
Chronik, woher ihm der Beiname Simone Cronaca wurde.
Cronaca hatte in Rom viele alte Bauwerke gezeichnet, auf das ge-
naueste ausgemessen, und ilas_Alterthum gleichsam zum einzigen
Lehrer gehabt, dessen Prinzipien er befolgte und in Anwendung
brachte. Das Werk, an welchem Cronaca allen Reichthum seiner
Erfahrung zur Schau stellte, soll nach Vasari den weltberühmte
Pallast Strozzi zu Florenz seyn, der aber nach dem Plane des Be-
nedetto da Majano begonnen wurde, wie Vasari vermuthet. Ge-
wiss und urkundlich hat aber Vasari dies nicht gewusst, denn er sagt
nur, dass Viele behaupten, der ältere Filippo Strozzi hätte beim
Baue des Pallastes den Benedetto zu Bathc gezogen, und dieser
habe ein Modell gcfertiget, wornach der Bau angefangen wurde,
den Cronaca (noch zu Lebzeiten Majands) fortgesetzt und beendet
habe. Alles dieses berichtet also Vasari im Leben des Benedetto
da Majano nur nach Hörensagen, im Leben Cronacafs gibt er
aber die Sache als gewiss in einer hübschen Erzählung, die aber
in neuester Zeit durch Dr. _Gaye (Iiunstblatt 1857, No. 67 u. 68)
eine bedeutende Modification erlitt. Dieser Schriftsteller hat die
Erzählung vom Baue des Pallabtes aus Familien-Urkunden bekannt
gemacht, worin aber der Baumeister nicht genannt wird. Nach
Vasari's Angabe im Leben des B. da Majano wäre dieser freiwillig
vom Baue abgetreten, zur Zeit, als Cronaca gerade von Rom nach
"Florenz gekommen war. Filippo Strozzi soll ihm sogleich den Auf-
trag ertheilt haben, ein vollständiges Modell anzufertigen, sowohl
vom Innern, als vom Aeussern des Pallastes, so dass also das Mo-
dell des Benedetto, von welchem Vasari spricht, ohne weitere Be-
rücksichtigung geblieben wäre. Wenn wir Vasari glauben dürften,
so hätte vor Cronaczfs Ankunft das obere Stockwerk seine Vollen-
dung noch nicht erreicht, und S. del Pollajuolo wäre so eben recht
gekommen, um durch das prächtige Gcsims des Pallastes seinen eige-
Piuhni zu krönen. Dieses Gesiins wird als Cronaczfs Meisterstüek
erklärt, und neben jenem des Pallastes Farnese in Rom als das
einzige Muster dieser Art angesehen. lVIan behauptete, er habe
die Verhältnisse seines Gebälkes von einem altertliüuilichen Werke
entlehnt, was dahingestellt bleibt- Vasari rühmt besonders die aus-
serordentliche Vollendung und Genauigkeit in der Zurichtung und
Verbindung der Steinblockc, aus welchen Cronaca die ungeheure
Krone dieses PallastßS gebildet, so wie die Sorgfalt in" der ganzen
Construction, die so Weit ging, dass dieses grosse Ganze nicht
aus Steinen zusammengesetzt, sondern aus einem einzigen Stein-
block gehauen zu seyn scheint. Auch die Architektur des inneren
Hofes wird dem Crqnaffü beigelegt- Er brachte da zwei Säulen-
ordnungen, eine ClOFISCbC und eine ccrinthische an, mit sehr schö-
nen Säulenlauben, Alles mit höchster Genauigkeit in den Details
vollendet. Vasari preist diesen Pallasl: als Meisterstück jener impo-
santen florentinischen Architektur, die in Hinsicht auf Stärke und
Grösse weder erreicht noch übertroHen wurde, und Quatremcrc de
Quincy, der im Leben der berühmtesten Architekten vor der Bio-