Auch wir sind im Artikel jenes Künstlers der Autorität LipowskPs gß-
folgt, aber_haben später aus Akten ersehen, dass Pollagio und Gerhard
vier Löwen gefertiget hatten, welche wir in jenen der k. Residenz
erkennen. Ueber die Arbeiten, welche Pollagio und Hubert in
Augsburg unternahmen, siehe den Artikel des letzteren. Pollagio
starb 1604, nachdem er ohngefähr 14 Jahre im Dienste des Herzogs
Wilhelm gestanden war.
POHEUÜOIO: Antonlp del, und sein Bruder Pietro, zwei merk-
würdige liiinstler von Florenz, der erstere Bildhauer, Maler, Me-
dailleur und liupferstecher, der andere Bildhauer und Maler, beide
wenig im Alter verschieden. Vasari sagt, ihr Vater sei von niedri-
gem und ärmlichem Stande gewesen, der indessen das richtige und
scharfe Urtheil seiner Söhne erkannt, aber nur nicht Mittel beses-
sen habe, sie in den Wissenschaften unterrichten zu lassen, wess-
wegen er den Antonio dem berühmten Goldschmiede Bartoluccio
Ghiberti in die Lehre gegeben habe. Den Namen des Vaters un-
sers Künstlers nennt Wlasari nicht, neuere Forschungen haben ihn
aber gefunden, und zugleich erkennen lassen, dass der Stand des-
selben kein so niedriger gewesen seyn könne, als Vasari angibt.
Er heisst Jacopo d'Antonio, und wird in ieiner Urkunde Jacobus
del Pollajuolo- genannt, so dass nicht er, sondern vielleicht der
Grossvater das Gewerbe eines Hiihnerhändlers getrieben zu haben
scheint. B. v. Ptumohr, Ital. Forsch. II. 29g. hat auch gegen die
Angabe W'asari's, dass Antonio vom Vater des Lorenzo Ghiberti das
Goldschmiedhandwerk eilernt habe, Zweifel erhoben, welcher durch
L. Schorn (Uebersetzung von Vasari's Lebensbeschreibung lI. 2.
S. 222. Auinerk. 2.) beseitigt wurde. Bartoluccio war der 'zweite
Gatte der Fiore Gliiberti. welcher noch 1445 am Leben war, so
dass Antonio noch wenigstens drei Jahre bei ihm gelernt haben
kann. Piero del Pollajuolo erlernte bei Andrea del Castagno
die Malerei, diess um 1445; er behauptete aber nie eine so grosse
Selbstständigkeit, wie sein Bruder, sso dass er selbst als Maler ge-
wöhnlich nur mit jenem genannt wird. Antonio beschäftigte sich
anfangs Steine zu fassen und Silber-Emaillen im Feuer zu arbei-
ten, verfuhr aher dabei mit solcher Geschicklichkeit, dass Lorenzo
Ghibcrti auf sein Talent aufmerksam wurde, und ihn neben andern
jungen Leuten bei den Thiiren von S. Giovanni, an denen er da-
mals arbeitete, zu Hiilfe nahm. Antonio war aber auch da nach
wenigen Wochen der beste und sinnreichste Arbeiter. B. v. Ru-
mohr l. c. zweifelte, ob A. del Pollajuolo an diesem Werke Theil
genommen habe; allein nach dem oben von Schorn beriihrten
Umstande ist die Möglichkeit gegeben, und Vasßrfs Glaubwurdig-
keit dargethan. Letzterer sagt nämlich, dass flntonm a" einem
Fruchtgehänge gearbeitet, und an demselben eine Wachtel ange-
bracht habe, die so vollkommen erscheint, als ob ihr nur die Kraft
des Fluges fehle. Diese Wachtel sitzt an_der äusscren Laubver-
zierung der mittleren Thüre am Pfeiler" links vom Eintretenden,
gegen die Mitte zu, auf einem Aehrenbuschel. Nach einiger Zeit
trennte sich Antonio von Bartoluccio und Lorenzo, und eröffnete in
Florenz für sich allein eine glänzende und reiche_Goldarbeiterbude,
wo er viele Jahre sein Gewerbe trieb, und reich in Relief verzierte
Leuchter und andere Phantasien verfertigte, so dass er bald für
den ersten Meister dieses Zweiges galt. So erzählt Vasari, sagt
aber nicht, wie lange Antonio das Gewerbe beibehalten habe. Dies
sieht man aber aus einer Urkunde von, Manni zu Baldinuccfs Le-
ben des Pollajuolo vom Jahre 148 , wo er noch eine Bude für
Goldschmiedarbeitmiethet. S. dieseNgotizin Schorn's Vasaril. c. S. 224.