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Poelenburg,
Cornelis.
leuchtet, da seine Figuren keineswegs RafaePsche Anmuth undZax-t-
heit athmen, ja selbst nicht einmal vollkommen richtig gezeichnet
sind. Doch hat seine Manier viel Liebliches und Vvoltlgefiilligcs,
wenn ihm auch der zarte Sinn eines ElsheimeNs fehlt. Es finden
sich Bilder von ihm, die höchst zart vollendet, und auch in Com-
position und Beleuchtung, Wärme und liratt des Tons aus-
gezeichnet zu nennen sind. Man könnte diesen, in kleinen Bil-
dern so delikaten Meister, schicklich den holländischen Albano
nennen.
Poelenburg hielt sich längere Zeit in Iiom auf, wo Fürsten und
andere grosse Iiunstliebhaber seine Bilder theuer bezahlten. Die
Gemälde, welche römische Geenden und Ruinen vorstellen, mit
idyllischer und mythischer Stalfage, sind ziemlich zahlreich , und
er dürfte auch noch später, als er Rom verlassen hatte, einige sei-
ner in Rom entworfenen Zeichnungen in Oel ausgeführt haben.
Von Rom aus begab er sich nach Florenz, wo er ebenfalls gesucht
und reichlich bezahlt wurde, konnte sich aber doch nicht ent-
schliessen in Italien zu bleiben. Auch Carl I. von England, den
den Künstler 1657 nach London berief, huuixte ihn nur auf einige
Zeit fesseln; denn Poelenhurg sehnte sich nach der lleimath. Er
führte aber in London mehrere Bilder aus, selbst Bildnisse, wie
jene des erwähnten liöxiigs. Es finden sich noch jetzt in diesem
Lande schöne Bilder von Poelenburg. Eiirllauptbild des Dieisters,
welches mit einer nicht gewöhnlichen Grösse die ganze Dclicatessc
seiner kleinsten Bilder vereinigct: eine Ruhe auf der Flucht in
Aegypten, ist im Besitze des Herrn Beckford. Endlich kehrte er
nach Utrecht zurück, und verblieb da bis an seinen Tod. Er
malte noch zahlreiche Werke, nach seiner gewöhnlichen Weise
in kleinem Formate, und mit solchem Beifalle, dass sein Huf fast
ein europäischer wurde. Selbst der grosse Rubens zierte sein Ca-
hinet mit Werken von Poelenburg. In Utrecht wird noch jetzt
das Wohnhaus des liiinstlcrs gezeigt, und es gibt noch heut zu
Tage einen "Poelcnburgsteeg." Houbraclien lässt diesen liünstler
1600 sterben, und dieses Jahr ist fast überall als Todesjahr ange-
nommen. Allein der Iiiinstler war noch 1664i mit J. van der Meer
Dekan "der Akademie zu Utrecht, und auch noch 1665 und 66
wird seiner in Rechnungen jenes Schilder-Collegie gedacht. Vcrgl.
B. van Eyndeifs Geschiedenis der vaderl. Schilderkunst I. 576. Van
Dyck malte das Bildniss desliiinstlcrs, und P. de Jude stach sel-
bes für die Icones principum virorurn doctorum. Auch Qor. VVau-
Iuans hat sein Bildniss gestochen.
Cornelis Poelenburg verfertigte grösstentheils nur kleinere Bilder,
in welchen er das änmllthige Gebiet der lllythologie vor Augen
stellt. Bald warten Nymphen des jungen Jupiters, oder Merkur
führt die drei Göttinnen vor Paris; l-lerse's Liebe oder jene des
Neptun zur Scilla, so wie Midas bekannte Geschichte boten ihm
Stoff zu andern Bildern. Oft durchirren zagende Nymphen Wald
und Flur, oder Diana ruht mit denselben am kühlenden Bache.
Dieser ladet zum Bade ein, wo Aktäon und Callisto nicht selten
schlimm wegkommen- Im Pariser Museum sieht man das schöne
Bild eines Dianenbades, in Dresden die Strafe Aktäons, Meleager
und Atalanta, und daSS Poelenburg die Musen auf dem Parnass
gemalt habe, beweiset ebenfalls jene Gallerie. Auf anderen Gemäl-
den dieses Künstlers tanzen ziegenfiissige Satyrn und nackte Nym-
phen, noch öfter aber malte er badende Mädchen aus dem Bereiche
der Mythe. lYIan findet in Gallcricn Landschaften mit drei oder
vier Mädchen im Bade, sind mehrere versammelt, so sieht man
einige schon ausserhalb des Wassers. Selten sind Landschaften