Podesti ,
Francesco.
435
arlberg. 51 Blätter gezeichnet und lithographirt vqn A, Po.
desta und A. Mit deutschem und franziisischem Texte,
- München (Sauer) 1840, qu. fol.
POÖCSU, Francesco, Historienmaler von Ancona, wurde um 1798
geboren, und in Rom zum Künstler gebildet; diess mit solchem
Glüche, dass man schon vor mehreren Jahren diesen Künstler zu
den vorzügliehsten Meistern der modernen italienischen Schule
zählte. Potiesti, Camuccini, Palagi, Sabatelli, Nenci, Minardi etc.
sind Künstler, Welche die Italiener zu den Nobilitüteti ihrer Schule
zählen, die sie lieber noch utn eine Stufe höher stellen möchten,
als die vortrelflichsten Maler der medicäiischen Zeit, obgleich in
der heutigen italienischen Kunst so wenig Eigenthümlichheit ist,
dass ausser dem Verfasser der Schrift: I1 progresso delle scienze,
dellc lettere e delle arti, VIII. 1854 nur wenigen Landsleuten ein-
fallen könnte, einen solchen Vergleich anzustellen. Freilich macht
man in Deutschland höhere Forderungen an die Kunst, wie in
Italien, und in der erwähnten Schrift über die Fortschritte der
VVissenschaft und Kunst in Italien wird es daher den erwähnten
Meistern hoch angerechnet, dass sie so viel geschichtliche Kennt-
nisse besitzen, um nicht in auffallende Anachronismen und grosse
Irrthümer zu verfallen, dem alten Römer keinen altdeutschen Har-
nisch anziehen, da römische Architektur setzen, wo griechische
stehen soll etc. Solche Vorhheile gewahrt man bei den genannten
Meistern allerdings, und auch in technischer Hinsicht gelingt es
ihnen. Auch Podesti ist in dieser Hinsieht ein tüchtiger Künstler,
der auch schon viele Bilder geliefert hat, die sich des höchsten
Beifalls zu erfreuen hatten. Die auswärtigen Critiker, nament-
lich die Deutschen, haben aber das Lob manchmal herunterge-
stiintnt. So heisst es im Iiunstblatte von 182-1, bei Gelegenheit der
Beurtheilung eines Gemäldes, welches Eteucles und Polynices vor-
stellt, Podesti zeige darin zwar einen schönen Sinn für Farbe,
Kenntniss und Freiheit der: Zeichnung, es kündige sich'aber zu-
gleich entschiedene Manier an; die Leichtigkeit, sich in angewölm.
ten Formen zu bewegen, iiberltehe ihn der Mühe, die leisex-n,
tiefern Züge der Natur zu erspiihen und wieder zu geben. Ein
pikanter EtTelit und Harmonie der Fiirbtxng sei dem Ganzen nicht
abzusprechen, aber die Charaktere seyen nicht durchgehends edel
und treliiend.
Im Jahre 182g malte Podesli in Rum die Marter des heil. Lorenz,
ein Altarblalt von vielen Schönheiten, wie dies bei allen seinen
Bildern der Fall ist. Als trefflich nannte man 1831 auch den Tod
des Ileilandes, und überhaupt. scheint der Künstler in heiligen
Darstellungen glücklicher zu seyn, wie in jenen aus der Geschichte
des Alterthums und aus der Mythe. Denn in des Grafen Raczyxiki
Geschichte der neueren Kunst ll. 682 heisst es von seinen mythischen
Frescoluildern in der Villa Torlunia, dass sie keineswegs im Geiste
antiker Sculptur gemalt seyen. Man sieht da an der Decke eines
Zimmers die Bacchusmythe und die Götter Griechenlands an der
Wand. VVCII" 111m diese Bilder nicht durchhixi gcxiiigten, so wird
dagegen im Iiunstblatte 1337 unter den historischen Bildern, welche
sich auf der damaligen Hunstausstellung zu .Ma1land vurzüglieh
auszeichneten. PcdcstVs Verherrlichung Christi genannt, woran
vielleicht die Critik wieder mehreres auszustellen für nöthig halten
möchte. Dem aber sei wie ihm Wolle, Pudesli gehört jedenfalls
zu den Iiiinstlcrn, welche die Glanzpunkte der modernen italieni-
schen Schule bilden. Er zeichnet sich neben Camuccini, Agricola,
Bergamasco, Cogheltx, Fiorini, Paolelti und anderen Meistern der
28 n