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Pisano ,
Niccohl.
lerhaftigkeit derer, bei denen Niccola sich selbst überlassen blieb,
wie in Breuzigungen, jüngsten Gerichten u. s. w. Jedoch ist er
nicht der erste, der die Schönheit der Antike erkannte, er lernte
sie schon in seiner Schule achten , fand sein Handwerk schon vor-
gebildet, steht aber dessen ungeachtet in Ansehung seines Geistes,
Styles, Natursinnes in jener Zeit ganz einsam. Cicognara, Storia
della scultura III. 178 (i, beginnt mit ihm desswegen die wahre
Kunstgeschichte.
Vasari hat dem Meister Niccola ohne alle Gewähr viele beden-
tende Bauwerke beigelegt, und Morona (Pisa illust. II. 2. g. S.)
die Zahl dieser Werbe ohne festen Grund um einige neue vermehrt.
Es ist auch dem wacliern Meister nicht abzusprechen, dass er sich
auf die Baukunst verstanden, den grüssten Ruhm aber verdient er
wegen seiner Bildwerlie. Im Jahre 1225 wurde er nach Bologna
berufen, um das Grabmal des heil. Dominicus von Calahorra zu
vertertigen. Abgebildet ist es bei Cicmgnarn I. tav. 8 10, bei
Morona (Pisa illust. I. tav. 4) und dülgincourt. Er brachte das
Werk 1251 zu Stande, und von nun an begann sein Ruhm. Man
nannte ihn davon, als einem vorzüglichen Werke, Niccola dall'
Urna. Aber noch viel besser sind jene unten erwähnten beiden
Weltgerichte. Lama, Guida di Bologna 1825, schreibt das Werk
einem älteren Künstler zu.
Auch als Baumeister trat er jetzt auf, Vasari legt aber im Leben
dieses Künstlers, deutsche Ausgabe von L. Schorn I. 85, jene
VVerlse, welche Niccolo für Friedrich II. zu Neapel aufführte, dem
Fuccioweinem zweifelhaften Iiiiizstler, bei. Er sagt nämlich, letz-
terer sei zur Zeit der Kaiserkrönung dieses Hohenstaufen durch
Hunorius III. (1220) nach Boni gegangen, und habe hierauf den
Kaiser nach Neapel begleitet un dort das Castell Capoano und
dell Uovn, von denen im 17. Jahrhunderte nur mehr Spuren vor.
banden waren, vollendet. Er lässt diesen Künstler bei Gravina
auch einen Tlhiergartexi mit Mauer umschliessen, zum Vogelfange,
und zu Melfi einen andern für die Winterjagd einrichten; ferner
die Thore Gapua's über den Volturno erbauen, von denen aber
nichts mehr zu sehen ist. Celano. zwar erst im 17. Jahrhundert.
nennt ausdrücklich den Niccolo Friedriclfs Baumeister und leg!
ihm geradezu den Entwurf zum Dom in Neapel für Iiarl I. bei;
Parrino und Sigisnwndo lassen ihn auch mit dem Iiaiser nach
Neapel kommen , und die dortigen Bauten ausführen. Die älteren
Gescbichtschreiber übergehen ihn.
Vasari legt aber dem Niccola von Pisamehrere Bauten in Tos-
kana bei, und hält fur sein schönstes. smnreichstes und wunder-
barstes Bauwerk den Thurm von St. Niccola zu Pisa. Von wun'
derbarer Erfindung ist besonders dnif? Wendeltreppe, deren Fort!)
später von Bramante mrßelvedere lur Julius ll. und von Berninl
im päpstlichen Pallast, im Pallast Burghese und in dem des Fül"
sten tallestrina mit Verbesserungen angewandt wurde. Vasari bß"
hauptet, dass Niccola lt] Pisa eine Menge Palläste und Kirche"
erbaut habe. und dlßße? daselbSY Zuerst den Gebrauch eingefüllt:
habe, die Gebäude auf Pfeiler zu Stützen, und über denselben B0"
gen zu wiilben. Namentlich filllrl er die Camaldolenserkirche 5'
Michele an.
Von Bildwerlsen ruhmt Vasari die in Marmorßausgeführte Pirelli"
abnehme an San Martina zu Lucca, und dann behauptet lVleiSWf
Giorgio, dass Niccola auch den Plan der Kirche S. Jacopo zu _P1'
stoja (1240), und das Modell zu der Kirche des heil. Antonuli
zu Padnu verfertiget habe; im Irrthum ist aber Vasari, wenn e"