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Giulio.
Stimmung, nach Dr. Iiugler nur ein Bild gemeiner Lascivität.
Einzig die Gestalt, und besonders der mit humoristischer Derbheit
gemalte Kopf des alten Weibes, gibt einen Beleg für die edlere
Thiitigkiit des Künstlers. Nach dem früheren Cataloge der Samm.
lung von Sanssouci kam dieses aus jener Gulleric nach Berlin.
In Sanssouci wurden ihm noch folgende Bilder zugeschrieben:
Orpheus und Euridice, ganze Figuren, die Vermählung der heil.
Catharina, die Erziehung des Bacctius, und Orion.
Professor Schaffert in Baden besass 1350 ein wenige Jahre vor-
her wieder auf-gefundenes herrliches Bild der Madonna mit Jesus
Und 3011801185. ganze Figuren in ohngcfähr halber Lebensgrösse.
Pippi malte dieses Bild nach RalaePs Zeichnung, die in Latidoifs
Leben dieses Iiünstlers nachgebildet ist.
In der haiserl. Eiiemita e zu St. Petersburg wird ihm das treffli-
che Bild einer heil. Familie zugeschrieben, bei deren Darstellung
das Naive eines kindlichen Spiels zum Motive diente; eine Skizze,
Gott Vater vorstellend, wie er den ersten Bewohnern des Paradie-
ses droht; eine Madonna mit dem auf einem Tische stehenden
Hinrle; ein kleines Schlachtgemälde, und das lüsterne Bild einer
Leda mit dem Schwane.
Uebor die Bilder der hönigl. Gallerie des Louvre in Paris gibt
Waagen, Kunst und Künstler lll. 445 ff. , ausführliche Nachricht.
Da sieht man die Anbetung der Hirten, welche aus der Capelle
Buschetti in S. Andrea zu Mailand in den Besitz Carl's I. von
England gelangte, und nacbmals mit der Jabach'schen Sammlung
in jene Ludwigs XIV. kam. -Zu den beiden Seiten des Vurgrun-
des sieht man Johannes den Täufer und den heil. Longinus, und
in der Ferne die Verkündigung der Engel an die Hirten. Gegen-
stände dieser Art sagten dem feurigen, mehr auf das Dramatische
und Sinnliche gerichteten, Geist des Giulio nicht zu. Der Ausdruck
ist daher hier übertrieben , und doch unbedeutend, dießltiaralitere
und Formen kräftig, aber nicht fein. In der sonst meisterlichen
Zeichnung finden sich, ausser den Uebertreibungexi, zu spitze und
vorn ausgebogcne Finger. Die Färbung ist von ungeincincr Tiefe
und Sättigung, die Lichter glühend, die Schatten schwarz. In ei-
nem Bilde der Maria mit dem Kinde und dem lslcincndohannes
haben die Charaktere, welche denen in der Madonna dei Cande-
labri sehr ähnlich sind, zwar ein gefälliges, keineswegs aber ein
heiliges Ansehen. Der sehr warme Ton ist in den Lichtern des
Fleisches heller als meist, die Rundung der Theile und Verschmel-
zun der Töne sind meisterlich, Gewänder und Hintergrund sehr
duniiytel. Das Bild der Beschneidung, mit vielen Figuren in einem
Tempel mit gewundenen Säulen, stammt aus dem Nachlasse des
bekannten Financiers Fouquet. Es wurde von Ch. le Brun gekauft
und später Ludwig XIV. überlassen. _D1eses Bild ist in den Cha-
rakteren theils kräftig, theils edel, in den Motiven graziös, in
Zeichnung und Gewändern von vielem Style, in der Malerei ge-
diegen, in der Färbung bunt und unwahr. Die Lichter im Flei-
sche sind weisslich, die dunkelgrauen Schatten sprechen für die
Anwendung des sehr nacbdunkelnden Russes, dessen Giulio sich
öfter zum Nachtheil seiner Malereien bediente. Bedeutender ist
der Triumph des Titus und Vespasian über Judäa. Hier sind d"?
energischen Charalftterq und das Dramatische an ihrem Platze, und
es spricht sich dann die Begeisterung der Zeit für römische Grosäe
aus: Zu den Hüpfen der Imperatoren sind ihre Medaillen benutzt-
Der Fleisehtcli ist hier besonders braun, Rundung und Verschmel"
zung der Theile nassen-ordentlich, eine bläuliche, gebirgige Laub