PipPi ,
Giulio.
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Form den Schüler HafeePs erkennen lässt. Giulio hatte aber auch
nicht das stille Gemüth. eines Sanzio, nicht dessen Sinn, zur Dar-
stellung des Himmlischen geschaffen, ihn beherrschte ein lebendi
bewegter, kecker Geist, der sich mehr im Geivaltigen des Micheä
Angeln aussprach, als im s_tillen, frommen Wirken Bafael's. Es
war besonders das Gebiet der Antike, in welchem er sich am lieb-
sten bewegte. Er gehört, heisst es in der Beschreibung Ronfs
von Platner, Bunsen etc., I. 515, durch seine mythologischen Dar-
stellungen, in denen er durch tieferes Eindringen in den Geist
des Alterthums selbst den Rafael übertreffen möchte, unter die in
ihrer Art einzigen Erscheinungen der. Kunstwelt. Der antike Sinn
scheint in ihm selbstständig wicdergeburen, indem er sich in dein
Geiste des Künstlers auf eigenthiimliche Weise, und im Charakter
der neu italienischen Kunst des 1b. Jahrhunderts spiegelt. Man
bemerkt daher in seinen Werken wohl Studium, aber keine eigent-
liche Nachahmung der Antiken. Er wusste die Vorwürfe der alten
Fabel mit ungemein sprechendem Sinne aufzufassen: in seinen
Gompositicnen herrscht eine reiche üppige Phantasie, ausgezeich-
nete Schönheit in Gruppirung und Anordnung, und alles athmet
in ihnen ein blühendes sinnliches Leben. Der Styl seiner Zeich-
nung ist nicht minder trefflich, aber dennoch haben ihn neuere
Iiunstrichter, wie Fiorillo u. A., manicrirt genannt. Seine Zeich-
nung ist durchaus correkt, auch in seinen christlichen Darstellun-
gen, obgleich diese von ungleich geringerem VVerthe sind, als
seine Bilder aus dem klassischen Alterthuru. Es mangelt ihm an Begei-
sterung für christliche Gegenstände, so gross, vortrefflich und uni-
versell er auch ist. Dann steht er ebenfalls in der Farbengebung
unter Rafael, und nur sehr wenige Bilder dürften sich von ihm
finden, wo er auch hierin auf seiner übrigen Höhe sich erhält.
Mit den Bildern der Sala di Constantino ist dieses nicht der Fall.
Im Uebrigen ist aber Giulio Romano an Geist, Kenntnissen und
Charakter den iibri en Schülern jIiafaePs überlegen, und jene Lücke
in seinem Wesen nägerechnet, war er nach dem Tode des Meisters
vor allen berufen, den Ruhm der Schule fortzupflanzenp
Giuliohs frühere Thätigkeit in Rom fällt mit jener RafaePs zusain-
men, denn dieser Meister bediente sich bei seinen grossen. Unter.
nehmungen häufig dessen Beihülfc. In der Sala di Constantino
malte er nach RafaeYs Zeichnung (mit unbedeutenden Auslassun-
en) die Schlacht des Constantin mit llrlaxentius bei der rnilvischen
grüche. Die Ausführung des Bildes ist kühn und tüchtig, zwar
hart und scharf, wie es die Eigentliiiinlichheit des Giulio ist. Wag
aber hier dem wildbevvegten Ganzen keinen zu gFPSSQU Abbruch
tliut. Diess ist das Hauptbild des Saales, und an dieses reiht sich
die Erscheinung des heil. Kreuzes, ebenfalls von Giulio ausge.
führt. Dieser Künstler hatte auch die Oberaufsicht bei dervAus-
führung der biblischen Scenen an der Decke der iraticanischen
Logen. W011i Rafael die Zeichnungen gefertiget hatte. Der blei-
ster selbst hat da nur wenig gemalt, das meiste Pippi und andere
Sphiilßr- V0" ihm ist die Erschaffung der W611i die Geschichte
des ersten Menschen, die Geschichte des Nßahi )eue des Joseph
und vielleicht auch die des neuen Testaments. In der Farnesinn
malte er einige Darstellungen aus der Geschichte der Psyche, eben-
falls nach BafaePs Cartons. . '
Dann hat Pippi auch nach Zeichnungen Iiafaelk Bilder in Oel
ausgeführt, WM aber nicht immer mit slrenger Gewissheit gesagt
werden kann. Im Museum zu Paris ist ein Bildchen der heil. Fa-
milie, wo das Christkind auf der tWiege stehend den Johannes