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PiomboqFra
Sebastiano
eben dem Ruhms der Piola naeheiferte, in der Bliithe der Jahre
starb , im Jahre 1744, 26 Jahre alt.
Piombo, Fra Sebastiano del, Mai." von Venedig, 5655„ mit
seinem Geschlechtsnamen Luciani; kommt aber in der Kunstge-
schichte immer nnr unter ersterem vor. In seiner früheren Jugend
betrieb er mit Vorliebe Musik, bis er endlich bei Gio. Bellini noch
grössere Leidenschaft für die Malerei fasste, in welcher er in der
Folge auch wirklich excellirte. Nachdem er Gian Bellini verlassen,
nahm er Giorgione, und ahmate diesem Meister besser als Andere
im Farbenton und im Duftigen nach, wi'e Lanzi bemerkt. In
Rom schloss er sich anfangs an Rafael an, später liess er sich aber
von Michel Angelo leiten, welcher damals mit der Schule llafaePs
in Opposition stand. Piombo _kam aber schon als selbstständiger
"Iiiinstler nach Rom, derberens in Venedig neben Giorgione mit
Ehren genannt wurde. Sein Bild in St. Gio. Chrisostomo daselbst
ward für -ein lYIeisterstück gehalten, im Geiste Giorgionds behan-
delt. Es stellt diesen Heiligen auf dem Throne vor, von andern
Heiligen umgeben. Da sich auf solche Weise sein Ruf schon ver-
breitet hatte, berief ihn Agostino Ghizi nach Rom , um zur Aus-
schmiickung seines Pallastes'(Farnesina) beizutragen, neben Rafael
und B.'Peruzzi. Del Piombo malte da mythologische Darstellun-
gen, die in Hinsicht der Färbung das grösste Lob ernteten, in
Zeichnung aber die Werke der genannten Meister nicht erreich-
ten. Besonders rühmte man das Bild des Polyphem. Sebastiano
gab sich indessen die grösste Mühe, in der Zeichnung vollkom-
mener zu werden; allein es gelang ihm nie in dem gewünschten
Grade. Desswegen nahm sich Michel Angele seiner an, der sich
dieses Künstlers, sowie des Marcello Venusti bediente, um Rafael
ein Gegengewicht hinzustellen, was er dadurch zu erreichen suchte,
dass er die eigene gediegene Zeichnung mit dem schönen Cßlgriie
der venetianischen Schule vereinigte. Piombo war nicht sonderlich
gedankenreich, und im Componiren mehrerer Figuren langsam,
unentschlossen, fing schwer an und vollendete noch schwerer.
Dieser Mangel war ihm sehr fühlbar, und so musste ihm die Un-
terstützung Buonarottfs um so wünschenswerther seyn. Letzterer
galrihui mehrere Zeichnungen, die dann Piombo in Farben aus-
führte: Indessen hat auch Sebastians) treffliche Bilder componirt,
die aber der peinlichen Mühe wegen, die er sich gab, nicht von
Härte frei sind. In St. Agostino zu Perugia ist eine Geburt der
Maria von ihm gemalt, und die Geisslung bei den Qsservanti zu.
Viterbo galt für das beste Bild der Stadt. Die Pietä bei den Con-
ventualen daselbst malte er nach einer Zeichnung Bugnag-Qtgfs,
Michel Angela's Beihiilfe förderte ihn_besonders auch bei der
Ausführung der Malereien zu St. Pietro in Montorio in Rom, WO
cr in einem Zcitraume von sechs Jahren nach den Cartons des-
selben einige Bilder malte. Das Gemälde der Verklärung Christi
sollte zugleich die Frescomalerei in Schatten stellen; denn Seba-
stian malte es auf eigene Weise, welche sich aber nicht bewährte,
indem das Gemälde ganz unscheinlich geworden ist, sowie einige
andere Bilder daselbst. Ein Vvßrli Von größerer Bedeutung, in
welchem Michel Angele durch Fra Sebastiano mit Rafael in VVett-
eifer trat. ist aber die berühmte Auferweekung des Lazarus, jetzt
in der National -Gallerie zu London. Der Cardinal Giulio de M6"
dici, nachmaliger Palast Clemens VlL, wünschte als Erzbischof voll
Narhonne zwei Bilder in die Cathedrale daselbst zu stiften, und
bestellte daher bei Rafael die Transfiguration, bei Sebastian del
Piombo die Auferweclsung des Lazarus, beide als Gegenstück: