Volltext: Passe, Simon de - Powle, G. (Bd. 11)

Pinturicchio , 
Bernardino. 
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In der Sakristei des Domes befand sich zu Orsinfs Zeit eine 
Madonna mit dem Iiinde, und in St. Bernardino eine Madonna 
mit St. Hieronymus und Bernardin. 
Bekannter sind seine Arbeiten in Siena, da dieselben im Leben 
liathePs schon vielfach besprochen worden sind, nämlich die Bil- 
der der Dombibliothek. Im Leben Pinturicchids saitbvasari, dass 
Rafael alle Zeichnungen dazu gefertiget habe, im eben Rafa'el's 
schreibt er diesem a er nur einige Zeichnungen und Cartons zu. 
Die italienischen Schriftsteller wflichten fast alle der ersteren An- 
gabe bei, indem sie die sämmtlichen Werke als Iiafaelische Com- 
positiunen betrachtet wünschen. Dagegen spricht aber der Um- 
stand, dass man in mehreren nichts von der natürlichen Anmuth 
und Freiheit erkennt, durch welche Rafael den Pinturiechio so 
weit übertraf. Dass Rafael einige Zeichnungen gemachtrhabe, ist 
unläugbar, denn es sind noch zwei derselben übrig, die eine in 
der Gallerie der Uffizi zu Florenz. die andere im Hause Baldeschi 
zu Pcrugia, beide braun mit Sepiagetuscht, und kaum noch be- 
lnerklich mit Weissi gehöht. Die erste dieser Zeichnungen ist der 
Entwurfzu dem von Vasari zuerst beschriebenen Bilde, welches 
den Cardinal Capranica vorstellt, wie er sich in Begleitung des 
Aeneas Piccolomiixi zum Concilium vonBasel begibt, und Welches 
nach Lanzi, Bottari u. a. von Rafael selbst gemalt seyn soll, was 
aber von Runmhr verneint, indem das Gemälde das Geistreiche 
der Zeichnung bei weitem nichtwiedergibt. Die zweite, zu Peru- 
gia befindliche Zeichnung, stellt das 5.te Bild. die erste Begegnung 
Iiaiser Friederich III. mit seiner Braut am Thore von Siena dar. 
Diese Umgebung, sogar die Säule, welche zum Andenken an jene 
Begebenheit errichtet worden wvar, sieht man im Gemälde ange- 
bracht, so wie auch Bildnisse sienesisch-er Personen, vvasdAlles in 
der Zeichnung fehlt. Hieraus schliesst Rumohr, dass Rafael diese 
Zeichnung gar nicht in Siena gefertiget, und hält es für ganz un- 
wahrscheinlich, dass er Cartons zu den Gemälden gemacht, oder 
vollends an ihrer Ausführung selbst geholfen habe. Diehäusfiih- 
rung der Gemälde, und wohl auch grösstentheils der Entwurf der 
Zeichnungen, gebt daher auf Rechnung des Pinturicchio, der sich 
dabei verschiedener Jungen und Gesellen bediente, wie Vasari be- 
hauptet. Das ganze Werk wurde in 10 Bilder abgetheilt. Den 
Inhalt des ersten Bildes haben wir oben bezeichnet, _im zweiten 
sieht man, wie das Conciliurn den Aeneas Piccolominl zu vielen 
Gesaudtschaften aussendet, im dritten, wie er als Legat des Gegen- 
papstes Felix zu Kaiser Friederich III. kommt, itn_ vierten Bilde, 
wie Friederich ihn zu Papst Engen IV. schickt, bei Wßlßbßrß-(jels- 
genheit er zum Erzbischof: von Siena erhoben wurde. dasfunfte 
haben wir oben genannt, im sechsten geht Aeneas als Gesandter 
des Kaisers zu Papst Calixtus IlI., im siebenten Gemäldel sieht 
man ihn zum Papste Pius II. erhoben, im achte" begibt B! Sich 
zum Concilium nach Mantua, im neunten ist dessen Heililgspre- 
chung d" hßil- Catharina von Siena dargestellt, 11ml ißrzehnten 
Gemälde sein unerwarteter Tod zu Ancona. Im Vofdlirßrunde des 
neunten Bildes zeigt -ma-n einen Jüngling, im 511111611 Mantel und 
rollten Beinklttttlern a]; Bildnis; ßafaeps; die Figur neben ihm, in 
Roth und Grun gekleidet, soll Pinturicchio seyn. Beide halten 
Iierzen in den Händen, aber nur die des Pinturicchio istßnßß- 
zündet. In den Feldern der Decke {sind heidnische Gegenstände 
inAi-abesken auf rothem und sehwarzetn Grunde. angebracht. 
-Ein weiteres Gemälde über der Thiire derBibliotbek, erst nach 
dem Tode Pius II. ausgeführt, stellt die Krönung Pius III; dar,  
mit einer Menge von Bxldnisien und der Unterschrift; 4
	        
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