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Pinturicchio ,
Bernardino.
PIIIIQUTICCIIIO, Bernardino, Maler von Perugia, heisst eigentlich
Bernardino Betti, das Malerlcin (Pinturiechlo) genannt. Paseoli
nennt 1454 als das Geburtsjahr des Künstlers; Vasari kannte es
nicht, so wie er sich denn überhaupt um Pinturicchio zu wenig
kümmerte. Letzterer ist daher erst in neuester Zeit, besonders
durch Freiherrn von Rumohr (Italienische Forschungen lI. 330 H],
und L. Schurn (Uebersetznng der Ilebensheschreibungen VasarYs
II. 2. 316 E.) nach seinen Verdiensten gewiirdiget worden, Vasari
entgegen, welcher gleich Eingangs iron dessen Biographie den Pin-
turiechio zu jenen Menschen zählt, welche, ohne wirkliche Vor.
ziige, das Glück emporhebt. Nach seiner Ansicht hatte Bernardo
einen weit grössern Namen, als seine VVerlse verdienten, und so
wurde seit Vasari dieser Künstler nicht selten 'mi_t Ungerechtigkeit
behandelt, was nach Freiherrn von Bunjmhr seinen Grund darin
zu haben scheint. dass man die Leistungen seines friihcrn und fri-
schcrn Lebens nicht genug von den spiitern unterschieden hat,
in denen leere Fertigkeit und einseitiges Absehen auf Gewinn vor-
waltet, in welchen vielleicht eben das Schlechtere von handwerks-
mässigen Gehiilfen beschatlt seyu mag. Dass Pinturicchio deren
eine Menge hatte, wissen wir aus Vasari. Er selbst war inlseiner
frühesten Zeit der Gehülfe des Pielro Pcrugino, als welcher er den
dritten Theil des ganzen Gewinnstes bezog, scheint aber nie ci-
gentlicher Schüler des Perugino gewesen zu sein, Vasari behaup-
tet zwar dieses; allein Bcrnardn war nur um acht Jahre jünger
als jener, und beide könnten nach Rumohr l. e. 520 nach den An-
regungen des Niccelu di Fuligxio und des Lorenzo di Lorenzu
vielmehr eine gleichmässige Ausbildung erhalten haben. Auf ein
gleichmäßiges Wirken deutet auch der von Vasari angeführte Um-
stand, dass Pinturiechio einen Theil des Gewinnstes bezog, der
wohl dem Schüler nicht zu Theil geworden wäre.
Pinturicchixfs frühere Arbeiten, zum Theil gemeinschaftlich mit
Pietro Perugiuo in Rom ausgeführt, waren in Rom zu suchen,
Vasari setzt aber jene in Siena voran, welche die späteren sind.
Bernardn malte in Rom mit Perugino vcrmuthlich schon in der
Sixtina, um M84, und hierauf beschäftigte ihn der Cardinal Do-
menicu. della Roverc, der von Pinturicchiu seinen Pallast inABorgD
wrecehiu mit Malereien verzieren liess. Er arbeitete auch Einiges
im Pallaste von St. Aposteln. für Seiarra Coluuna, allein alle diese
Arbeiten scheinen zu Grunde gegangen zu seyh s da sie von den
römischen Topographen nicht erwähnt werden. Nicht lange nach-
her. fährt Vasari fort, im Jahre 1484 liG-SS Innucenz VIII. ihn ei-
nige Siile und Logen im Pullaste von Belvedere malen. Er stellte
da die Ansichten von Rum, Mailand, Genua, Florenz, Venedig
und Neapel dar, und über der Hatxsthure malte er die Mutter
Gnttes in Fresco; aber alle diese Bilder sind zu Grunde gegangeilv
so wie die Madonna in Tempcra in einer Capelle von St. Peter:
deren Vasari erwähnt. In der Kirche S. Maria del Populo verzierte
er zwei Capellexi, die eine iliir DDIIIBIIICO dann Roverc, d-ie andere
fiir den Cardinal Innocenzio Ciho. Er malte da die beiden Cardt-
nale in Lebensgrösse. In der lloverdschen (Japelle ist das trelIll'
ehe Allargemälde erhellen, die Arlllßlung des Christuslsindes da!"
stellend. Die Bilder der anderen Capelle gingen 1700 zu Grunde-
(lagegen aber cxistircn xioch jene der von Sixtus IV. daselbst 6T
bauten Capelle, worunter die Madonna und ein heil. Augustin
von Pinturicchio herrühren. Diese Bilder sind neuerlich vun 93'
muccini restaurirt werden. In der YViSlhung der Hauptlialpellc SIPd
ebenfalls Malereien von ihm, deren Vasari -_im Yerlaufc seiner bio-