Pilgfüm v
Anton.
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tern. Sein Nachfolger Rudolph IV. vollendete nicht nur den Bau
seines Vaters mit gänzlicher Schllessung der Gewölbe und mit Auf-
setzung des hohen Daches, sondern begann auch einen neuen er-
weiterten Bau im Ghore, wozu er am 7. nprxl _i559 den Grund.
Stein legte. Zugleich aber begann er auch die beiden hohen Thür-
me im lireuze des Domes zu gründen, welches Biesenwerk dem
Wenzla aus Iilosterneuburg anvertraut wurde. Dieser brachte bis
zu geinem 1404 erfolgten Tod, den Thurm an der Mittagsseite auf
zwei Drittel in die Höhe. Heinrich Iiunipf, ein Hesse, und Chri-
stoph Horn von Diinkelspiel, verfertigten um diese Zeit die Zier-
arbeiten und Bildsaulen des Domes, unter denen sich besonders
die reichgeschmiickten Portale der beiden unteren Seitengänge aus-
zeichnen. Nach Wenzla's Tod arbeitete Peter von Brachawitz bis
1429 an dem Thurme fort; allein erst dem Hans Buchsbaum, des-
sen Gehiilfen , war es vorbehalten, am vierten Tage nach Michae-
lis 1450 die Syitze des Thurmes zu krönen. Meister Buchsbaum
förderte auch den von Budolph IV. angefangenen oberen Kirchen.
theil, der jedoch erst zur Zeit des Königs Mathias. von Ungarnf
gänzlich beendet wurde, und begann den ferneren Bau des un-
vollendet gebliebenen Thurmes, wozu am St. Hippolitstage 1450 der
neue Grundstein gelegt wurde. Buchsbaum, welcher 1454 starb,
halte die Meister Leonhard Steiuhauer, Lorenz Pfenning von Dres-
den, Seifried König yon Constanz, Georg Iihlaig von Erfurt und
Anton Pilgranx von Brünn zu Nachfolgern beim Baue, der über-
haupt nur sehr langsam von Statten ging. Im Jahre 1516, da Gre-
gor Hauser Baumeister bei St. Stephan war, war man endlich ge-
zwungen. den weitem Bau des zweiten Thurmes ganz aufzugeben,
und erst 157g wurde er von Hans Saphoy mit einem kleinen Auf-
satze iiberbaut."
Auf das Zeugnis: Haielbnclfs hin nahm man friiher an, dass
Rudolph IV. nach langem vergeblichen Suchen in Klosterneubui-g
einen anspruclilosen, armen, aber in seiner Kunst eriahrnen Bau-
meister gefunden habe." Den Namen dieses Mannes wusste Hasel-
hach nicht. es ist aber der oben erwähnte Wenzla. dessen Tod
man um 1400 gesetzt hat. Von dieser Zeit an sollten verschidene
Baumeister am Werke sich gemiilit haben, ohne zum glücklichen
Ziele zu gelangen , so dass man um 11107 alles, _was sie auf die
Grundlage des ersten Baumeisters ausfiihrten, wieder abreissen
musste, endlich aber heisst es, sei jener kunstreiche und kühne
Meister aufgetreten, der den Muth hatte, ein herrliches, halb vol.
lendetes Werk, an welchem die Kunst geschickter Meister schon
gescheitert war, würdig auszubauen. Die Sage nennt ihn Anton
Pilgram von Brünn, der von jetzt an die Ehre, den Thurin vollen-
det zu haben, genoss. An jene Sage knüpft sich auch das Mähr-
chen von boshaften Meistern und verfolgten Junger", deren in
Fressen Baugeschicbten öfter eingewebt sind. Pilgram soll näin-
ich seinen Lehrjünger Hans Buchsbaum, dem bereits als solchen
die Führung des zweiten Thurmbaues aufgetragen worden, aus Neid
voin Gerüste herabgestiirzt haben. Dieses wurde Indessen schon
frühe als Fabel erklärt, und oben erwähnte Zeugnisse des F. Tschisch.
ka bestätigen die Sache neuerdings. so wie sich auch das Verhält.
niss des Meisterszum Schüler als ein ganz anderes herausgestellt
hat. Buchsbaum ist älter als Pilgram, dennoch lässt ihn die alte
Sage als Lehrjungen von letzterem untergehen, und dieser trägt
den Ruhm davon. Indessen kommen die früheren Schriftsteller me
S0 ganz ins lleiiic mit Ihm, und besonders ist es Ogesser in seiner
Beschreibung des Domes, der eine Verwirrung in seine Angaben
gebracht hat. Er lässt den Anton Pilgram um 1315 als Baumeister