Volltext: Passe, Simon de - Powle, G. (Bd. 11)

J eaAn 
Baptist. 
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rückzuhalten. der seine Knoehengestalt iinter einem Mantel ver- 
birgt. Der" Genius Frankreichs senkt mit Bekümmerniss die Fa- 
ckel. Und nicht nur das Volk, dem er gedient, und das ihm den 
ersten Dank schuldet, sondern alles Grosse und Gute UitlllntiAn- 
theil an dem Schicksal des Grafen. Die Stärke  moralische und" 
Physische  verliert _in Moritz ihren edelsten Junger. _Darum ist 
auch sie  oder als ihr Repräsentant Herkules  m tiefen Emsg 
des Schmerzes versunken.  
Gewiss ist diese Ideenreihe -in den wenigen Figuren schön und 
richtig ausgesprochen; nicht minder in der Grnppirung- Der uner- 
schrockene Iiriegsheld steht erhaben und dominirt über das Ganze; 
um ihn schliessen sich die übrigen Gestalten an. Während rechts 
von ihm die Feinde auch noch vor dem zum 'I'ode Schreitenden 
erschrecken, sehen wir seinen Freund und Schutzgeist zur Linken 
tranernd und das dankbare Frankreich in Bewegungen verzwei- 
felnder Angst. Unten aber zur rechten Seite des Sarges Herkules, 
der sich bekümmert, zur Linken die frohlockende Gestalt des To- 
des. In einem frappanteren Gegensatze konnte der Künstler die 
einmal zur Darstellung gewählten Figuren nicht vereinigen. 
Allerdings treten auch an diesem Meisterwerke französischer 
Sculptur diejenigen] Merkmale hervor, welche die vorcanovzfsche 
,Periode in ihrer Mangelhaftigkeit bezeichnen. Es fehlt das. Stu- 
dium der Natur und der Antike. Die Gestalten sind mit der un- 
sichern Weichheit und Fülle behandelt, welche das Ergebniss der 
einseitigen oder dürftigen Iienntniss der anatomischen Verhältnisse 
ist, und die letzteren entweder ganz übergeht oder übermiissig 
hervorhebt. Die Gewänder sind, obwohl im geringeren Grade, 
als man es bei andern Bildhaucrn seit Bernini findet, in einer 
willkührlichen Fülle und mit gesuchten Falten angebracht. Die 
Haltung des Marschalls ist am besten gelungen; dagegen hat er 
in dem Herkules, in dem Genius und der Figur Frankreichs sich 
von den Formen und Bewegungen einer verzerrten und unnatürli- 
chen liuustperiotic nicht losgernacht. Bei gründlicheln tStudium 
der Natur und des Alterthums hätte er nicht nur dieses glücklich 
vermieden, sondern seine Auliassung der Allegorie wäre dann wohl 
eine andere gewesen. Der Grieche hätte den Genius nicht als ein 
.dickwangiges wohlbeleibtes Bind, sondern als edelgestalteten Kna- 
bcn oder Jüngling sich gedacht. Ihm wäre Herkules nicht in 
stummen Gram versunken, noch hätte der- Genius eine weinerlicbe 
Miene angenommen, er würde dem letztern einen Still ernsten 
Kummer über die Züge des jugendlichen Angesichtes gehaucht, 
den Alciden aber würde er stark, auch gegen den herbstcn Schmerz 
die Unerschreekenheit des sterbenden Helden bewundernd darge- 
stellt haben. Niemals würde er sich unterstanden haben, den Tod 
in abschreckender Gestalt darzustellen.  
So müssen wir Ideenreichthum, Harmonie der Anordnung, Kraft; 
und Schwung dem alten Meister znerkennen, obwohl er Natur 
und MHaSS eben so wenig erreichter als andere vor ihm und um 
ihn. Aber jene ruhmwürdigen Eigenschaften besitzt er vor so vie- 
len anderen, dass er wie die verklärende Abendrüthe der ü-üheml; 
Periode mßdefllßr Sculptur zu betrachten ist. 
Er war Bildhauer Ludwig XV. Nach ihm hat die Bildhauerei 
aufgehört, ffäflliisische Hofbildhauerei zu seyn- Sie hat sich ge- 
Weigert, in die Moden und Etiketten der Willkiihr sklavisch sich 
zu fügen, und 15V m der Menschheit, der Natur, dem Leben und 
Ideale zurükgekehrt.    
Pigalle ward 1770 Iiektorats-Adjunkt, 1771 Rektor, u. 1785 Kanzler.
	        
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