J eaAn
Baptist.
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rückzuhalten. der seine Knoehengestalt iinter einem Mantel ver-
birgt. Der" Genius Frankreichs senkt mit Bekümmerniss die Fa-
ckel. Und nicht nur das Volk, dem er gedient, und das ihm den
ersten Dank schuldet, sondern alles Grosse und Gute UitlllntiAn-
theil an dem Schicksal des Grafen. Die Stärke moralische und"
Physische verliert _in Moritz ihren edelsten Junger. _Darum ist
auch sie oder als ihr Repräsentant Herkules m tiefen Emsg
des Schmerzes versunken.
Gewiss ist diese Ideenreihe -in den wenigen Figuren schön und
richtig ausgesprochen; nicht minder in der Grnppirung- Der uner-
schrockene Iiriegsheld steht erhaben und dominirt über das Ganze;
um ihn schliessen sich die übrigen Gestalten an. Während rechts
von ihm die Feinde auch noch vor dem zum 'I'ode Schreitenden
erschrecken, sehen wir seinen Freund und Schutzgeist zur Linken
tranernd und das dankbare Frankreich in Bewegungen verzwei-
felnder Angst. Unten aber zur rechten Seite des Sarges Herkules,
der sich bekümmert, zur Linken die frohlockende Gestalt des To-
des. In einem frappanteren Gegensatze konnte der Künstler die
einmal zur Darstellung gewählten Figuren nicht vereinigen.
Allerdings treten auch an diesem Meisterwerke französischer
Sculptur diejenigen] Merkmale hervor, welche die vorcanovzfsche
,Periode in ihrer Mangelhaftigkeit bezeichnen. Es fehlt das. Stu-
dium der Natur und der Antike. Die Gestalten sind mit der un-
sichern Weichheit und Fülle behandelt, welche das Ergebniss der
einseitigen oder dürftigen Iienntniss der anatomischen Verhältnisse
ist, und die letzteren entweder ganz übergeht oder übermiissig
hervorhebt. Die Gewänder sind, obwohl im geringeren Grade,
als man es bei andern Bildhaucrn seit Bernini findet, in einer
willkührlichen Fülle und mit gesuchten Falten angebracht. Die
Haltung des Marschalls ist am besten gelungen; dagegen hat er
in dem Herkules, in dem Genius und der Figur Frankreichs sich
von den Formen und Bewegungen einer verzerrten und unnatürli-
chen liuustperiotic nicht losgernacht. Bei gründlicheln tStudium
der Natur und des Alterthums hätte er nicht nur dieses glücklich
vermieden, sondern seine Auliassung der Allegorie wäre dann wohl
eine andere gewesen. Der Grieche hätte den Genius nicht als ein
.dickwangiges wohlbeleibtes Bind, sondern als edelgestalteten Kna-
bcn oder Jüngling sich gedacht. Ihm wäre Herkules nicht in
stummen Gram versunken, noch hätte der- Genius eine weinerlicbe
Miene angenommen, er würde dem letztern einen Still ernsten
Kummer über die Züge des jugendlichen Angesichtes gehaucht,
den Alciden aber würde er stark, auch gegen den herbstcn Schmerz
die Unerschreekenheit des sterbenden Helden bewundernd darge-
stellt haben. Niemals würde er sich unterstanden haben, den Tod
in abschreckender Gestalt darzustellen.
So müssen wir Ideenreichthum, Harmonie der Anordnung, Kraft;
und Schwung dem alten Meister znerkennen, obwohl er Natur
und MHaSS eben so wenig erreichter als andere vor ihm und um
ihn. Aber jene ruhmwürdigen Eigenschaften besitzt er vor so vie-
len anderen, dass er wie die verklärende Abendrüthe der ü-üheml;
Periode mßdefllßr Sculptur zu betrachten ist.
Er war Bildhauer Ludwig XV. Nach ihm hat die Bildhauerei
aufgehört, ffäflliisische Hofbildhauerei zu seyn- Sie hat sich ge-
Weigert, in die Moden und Etiketten der Willkiihr sklavisch sich
zu fügen, und 15V m der Menschheit, der Natur, dem Leben und
Ideale zurükgekehrt.
Pigalle ward 1770 Iiektorats-Adjunkt, 1771 Rektor, u. 1785 Kanzler.