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Pliidias.
resten altgriechischer Baukunst und Sculptur so viel wie möglich
nicht nur ganz neue Zeichnungen, sondern Abgüsse von Gypi
fertigen zu lassen, und auf diesem Wege Alles, was den Verwü-
stungen der Zeit und der Ilohheit der Eroberer entgangen war,
dem gänzlichen Untergangs zu entreissen. Er brachte _zu diesem
Zwecke sechs Iiünstler mit sich nach Constantinopel, aber erst
nach. manchen Schwierigkeiten erhielt er die Erlaubniss, die Ar-
beiten zu beginnen. So unermiidet jene Iiünstler waren, so gin-
gen doch drei Jahre hin. ehe alle Denlimale in Athen, zum Theil
auclfausser seinem Gebiete, gemessen, gezeichnet und abgeforml
waren. Doch gerade die nilhereBekanntschaft mit dem Zustande,
worin man sie fand, überzeugte nun weit mehr, dass die Verwrtl-
stungen der Türken, die Zertrümmerung ganzer Statuen und ihre
Zermalmung zu Kalk und Mörtel bald keine Spur mehr von ihnen
übrig lassen würden. Daher bot nun Elgin Alles auf, um zu
retten, was noch zu retten war, und es gelang ihm, einen
Ferman auszuwirken, welcher den Lord sogar zur Wegliihrung
von beliebigen Werken berechtigte. So kain er denn mit einen!
seltenen Schalze von herrlichen Werken aus der Blüthezeit der
griechischen Kunst nach London zurück, wosie nach langen Q8-
batten Staatseigeiithum und in das lirittische Museum aufgenommen
wurden. Mehreres s. "hierüber A. Niemeyefs Beobachtungen auf
einer Reise nach England. Lord Byrun beschuldiget den Lord VElgin
eines unwiirdieen Raubes, allein wenn auch jetzt das junge König-
thum den Verlust jener Iiunstbliithen bedauert, so hat Lord El-
gin auf der anderen Seite viele vor barbarischer Einweihung ge-
rettet. Lord Byron hätte sein Epigranim auf den schottischen Plün-
derer lieber unterdrücken sollen.
Abbildungen der Bilder aus den Giebelfeldern s. B. Lawrence
Elgin Marbles from the Parthenon at Athens etc., London 1818,
fol., und getreue Umrisse darnach, Darmstadt 1828; Marbles of
the Brit. Mus. Vl. Stuart, Antiquities etc. IV. 1 5, gibt den
westlichen Giebel fast vollständig, aber nicht so genau, vom öst-
liehen 1 Figur (Nike) weniger, als im brit. Museum ist. Abhil-
düngen athenischer Tempelsculpturcn sind auch in C. O. Müllerß
Denkmälern. Ueber die im brittischen lNIuseum befindlichen Sculp'
turen dieser Periode vgl. Waagen Kunst und Kunstwerke in Eng'
land I. 79 Hi.
Ueber die Bildwerlte des Tempels "der NikeAptei-os, s. R055!
die Akropolis von Athen, Abth- i, übe!" die 1m bfillischen M11"
seum Stuart Antiq. II. 12, 15, B. XV. N0. 257 260. Denkmäler
d, a, Kunst 26, 17. Abbildungen der Bildwerke des Theseionv 5'
Stuart _III. Ch. 1, Dodwell, Tour etc. I- 365; Alcuni bassiril. V. 59
Müllcfs Denkmäler 20 - 22.
In den gegen [t Fuss hohen Metopen sah man 92 Tafeln mit
Hochreliefs: an der vorderen östlichen Seite Pallas als Giganten-
[iämptbrin und andere Güttei-kiimpfe, an der südlichen in der Mitte
Sccnen aus der älteren attischen Mythologie, gegen die beiden
Ecken hin die Centauromaehie; an der nördlichen unter an-
dern den Auiazonenkampf, an der westlichen abwechselnd Kämpfe
von Reitern und zu lfuss. Früher hatte man annehmen zu dürfen
geglaubt, dass alle diese Metopeii Centaurenkämpfe enthalten h?"
ben, dass aber dieses nicht der Fall ist, zeigten die Üntersuchull"
gen Leacke's (Topography etc.)_und Bröndsted's (Reisen in Gfle"
chenlandJ. Letzterer gibt Nachrichten über diese Werke, s. auch
Kunsthlatt 1851 N0. 22, 25. Auch in der deutschen Ausgabe V0"