Johann
Pflug ,
Baptist.
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ste Gericht, 1669 gemalt, und als er 1677 in der Fraueulalause zu
Schlcissheim eine ähnliche Darstellung renoöiren wollte, fiel er vom
Gerüste, und beschädigte sich sehr, ohne jedoch arbeitsunfähig
zu werden. Er wurde 1685 auch zum Hofmaler ernannt, als wg]-
eher er etliche Bildnisse malte, bis er endlich 1688 starb.
Pflug, JOhEIUII BBPIISI , Genremaler, wurde 1785 zu Bibel-ach ge.
huren, und schon in seiner frühen Jugend kam er in das Bene-
diktinerkloster Weingarten, wo er neben den Schulstudien bereits
mit Vorliebe im Zeichnen und Malen sich übte. Pflug blieb bis
zur Sekularisatiun im Kloster, jetzt aber begab er sich auf die
Akademie der bildenden liiinste nach München, und blieb von
1805 bis zum Ausbruche des-Krieges von 180g daselbst. Da be-
suelite er neben seinen Studien auf der hohen Kunstschule auch
die ltünigl. Gallerie, copirte unter Leitung des Direktors Ch. von
lYlannlich mehrere Bilder nach Teniers, Brouwer, Mieris, Net-
sclier u. a., und bildete sich so im Fache der Genremalerei aus.
Er leistete auch schon friihe in eigener Composition Treffliches,
und so wurden auf den liunstausstellungen zu Stuttgart seine Bil-
der immer mit besonderen Interesse gesehen. Pflug. blieb aber in
Biberach, da er daselbst die Stelle eines Zeichenineisters an der
Pieal- und Gewerbschule erhielt. Er hat auch schon mehrere tiieh-
tige Schiller gebildet, unter welchem bisher Eberhard Emminger
und Karl sich besonders auszeichnen. Seine Werke sind zahlreich
theils in den königlichen Schlössern Friedrichshafen und zu Stutt-
gart, theils im Privatbesitze. Einige tragen den Namen des Künst-
lers, die anderen sind: I. B. P. A BIBERACH bezeichnet. Es sind
dieses vaterländisclie Vollisscenen aller Art. Im Jahre 1850 sah
man von ihm eine Reihe von Bildern auf der Bunstaussti-llung in
Stuttgart, lauter Gegenstände, die dem Volkskreise entnommen sind,
und ihrer charakteristischen Vortrefflichkeit wegen jederzeit die
Aufmerksamkeit einer Menge von Beschauern auf sich zogen. Es
offenbart sich darin eine Fiille von Anschauungen, die Pflug be-
reits uiit grosser Lebendigkeit im Gemälde zu vereinigen wusste.
und dabei zeigt sich in diesen seinen Werken auch schon grosse
technische Meisterschaft, bei unverliennbarem Streben nach immer
höherer Vollkommenheit. Diese Bilder, welche theils der König
von Wiirtembcrg, theils Privatpersonen erwarben, veranlassten im
liunstblatte von 1850 N0. 81 und 82 eine eigene Erörterung über
Genreinalerei und über King's Gemälde, als Erzeugnisse eines wahr-
haft originellen Talentes. Das erste jener Bilder ist dasjenige ei-
ner alten Frau, die in ihrer getäfelten Stube mit _Stricken_beseh'a'f-.
iiget ist, eine fromme, gutherzige Reiehsstädterin in mannigfaltiger
Umgebung. Durch die mit altmodischen Scheiben Vßfäßllenen Fen-
ster fällt das Sonnenlicht, und durch das ganze Colorit herrscht
naturgetreue Klarheit. In eine bewegtere Scßne des häuslichen
Lebens führte der Künstler durch seine Hauswäsche in der Wohn-
Stube des Erdgeschosses, wo alles in voller Thätigkeit ist, unter
Oberaufsicht der stattliqhgn Haiistyrannin, die unwillig das Wet-
terglas betrachtet. Zum Zeugiiiss des nassen Elements, das in der
stillen Wohnung allen Frieden zu untergraben beginnt, geht der
Pastor mit dem Messner mit offenem Iiegenschirme vorüber. Der
Berichterstatter im Hunstblatte l. c. sagt von diesem Gemälde, man
kßnne kein lebßßdigeres, treueres Bild der täglichen Menschensor-
Sei! fiuden,_ und Wie das Herz von Wind und Wetter sich hin
und her treiben lasse. Die einzelnen Figuren sind charakteristisch,
namentlich die beiden Eheleute erscheinen wie aus der Wirklich-