Peruzzi ,
Baltasar.
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schönheit die naive Anmuth der früheren Werke geopfert hat. Auch
in grossräumigen Werken ist PeruzzPs streng ordnender Geist zu er-
kennen, und die glückliche Gabe, Gemuthsbewegungen im Bilde zu
fixiren, wie alla Pace zu Rom. pa sieht mandas berühmte Gemälde
der in den Tempel gehenden heil. Jungfrau, in Fresco gemalt, aber
bereits ausgebessert. Fruheruals dieses Bild sind wohl die WVandgF-
rnälde, welche er an den Wanden der Altartribune von S. Onotrio
zu Rosm, uäilter den Iäuäipelgemälden von Pinturicchio, ausgeführt
hat. ie ste en eine a onna auf dem Throne mit Heili en, aufder
einen Seite die Anbetung der Iiönige, auf der anderer? die Flucht
nach Aegypten dar. Diese Bilder sind noch ziemlich alterthiimlich,
enthalten aber höchst anmuthvulle Iiöpk. Nicht so bedeutend,
und noch ziemlich im Style des 15. Jahrhunderts, sind die Decken-
bilder im Saale der Farncsina, wo Rafael die Galathea gemalt hat.
Auch diese enthalten viel Liebenswiirdigcs und Anmuthiges. Vgl-
liugler Gesch. d. M. I. 284.
So gross und ernst Peruzzfs Geist gewesen, so konnte er doch
auch mit den leichten und vielfachversclilungenen Gewinden. der
Arabesken ein gar sinniges Spiel treiben, wenn er auch dem S0-
doma nicht ganz gleich harn, und von dem spätern Caldara iiber-
troffen wurde. In der Iienntniss der Perspektive ist ihm aber kein
_Sienescr gleichgeliommen. Seine architektonischen Verzierungen
in terra verde (chiaroscuro) ausgeiuhrt, und seine inonochroiiien
BilSäGlleäS,tOPfGl'EE Bacclianallräitiai; tdghGvrafen liis Zllftläi-llsäülfig
hat: ea In , "11 YgUSS (G5 S CD GlS (35, 1' ZICF ß le il C
des lgallastes Massini in Rom, den Hochaltar der Hauptkirche in
Sieuahund das Thoä de; liaiiscs Sacrati in Ferrara, diess so lieb-
lich, ass es unter ie e tenhciten der Stadt, und in seiner Art
Italiens, gezählt wurde. Noch mehr aber beurkundete seinen trelT-
liehen vielseitigen Geist der Pallast der Farnesina, der mit höch-
ster Anmuth von ihm ausgeschmiiclit war. Gegenwärtig ist nur
äioch die Delfvoration eines äaalgs imlzweäten Geschosse vorhanden,
ie sc önen erzierun en er a are, ie in wriiner Farbe aus-
geführt waren, sind igerschwuntliaqn. Da "war e: auch, wo später
ein von Peruzzi gemaltes Gesiins das geiihte Auge eines,Titian
täuschte, so dass er durch Betastung sich uberzeugen wollte. Sol-
che künstlich gemalte Architektur war an mehreren Gebäuden
inlliom und ävilena, igid in letztGerert Sltaclt sah man läzsonders,
wec rrosser eister eruzzl in rot es acn gewesen. r wusste
da Alle? hincinzuziehen, ziigelte aber die Laune SlßlS durch die
Vernunft.
Eine andere Gattung von Verzierung der 1-li_iuser,_ deren man
sich damals gerne bediente, ist jene. Wßlähe die Itallfällläf 1,3 lief-
retta" nannten. IYIan schnitt die Zeic iiungen au ein An-
wurf ein, und füllte diese vertieften Linien mit Schwarz und
Wciss aus. Zum Grunde bediente man sich der Thonerde, zer-
stossener Hohle, des 'I'ravertin's oder des Iialksteiiistciubes. Man
schnitt Zieizagien und Scenen ein, naclä Art der Basrcliefs, allein
sicher sind a e diese Arbeiten zu Grun e gegangen.
Dann wollen wir hier auch noch bemerken, dass Peruzzi der
erstlediinterrdentlfeueren ist, welchesr {lilleällöfcletlyOfättiglfiflfli gemalt,
um iese- 111118 Hit wie mit einem ci age zu einer 0 ommcii-
beitvgebracht hat. wie man sich früher nie träumen liess. Gele-
genheit hiezu fand er zunächst bei den Festen, Welche dein Giii-
liano cle' Medici zu Ehren gegeben wurden, und dann bei An-
lass der Cuiiiörlie des Carclinals Hihiena „la Calandra," welche
Leo X.-in- seiner Gegenwart aufführen liess.