Faaade in Pilastern, welche ebenfalls das Werk Perraulfs war,
vollendet worden wäre, indem dadurch unter allen Theilen eine
Uebereinstimmung herrschen wiirdc, auf die man jetzt für immer
verzichten miisse.
Ein anderes 'VVerk dieses Künstlers, friiher entstanden als das
obige, wozu ihn theilweise auch seine hohe wissenschaftliche Bil-
dung berief, ist jenes Denkmal, welches der Bonigwden astrono-
mischen Wissenschaften widmen wollte. Es ist diess das Observa-
torium in der Vorstadt St. Jakob, zu welchem er 166? nach den
Anordnungen der Akademie die Plane entwarf. Die Form dieses
Gebäudes ist ein liinglichtes Viereck, auf der Siidscite mit zvrei
fiinfeckigen Thiirmen an beiden Enden. Auf der entgegengesetz-
ten Seite befindet sich ein von aussen viereckiger Vorbau, welcher
in eine Vorhalle mit oFfenem Gewölbe führt, Bei der Construction
wendete der Iiiinstler weder Eisen noch Holz an. Alle Piecen sind
mit der grössten Solidität gewölbt, und jedes kann fiir ein Meister-
stiick in der Steinmetzkiznst gelten. Indessen war dieses Gebäude
gleich anfangs der Gegenstand vieler Critik, welche besonders die
innere Anordnunghnd das Schwcrfiillige des iiusseren Styls betraf.
Quntremere sucht ihn von allen diesen Vorwürfen zu reinigen,
indem er sagt, Perrault habe es sich immer zur Aufgabe gemacht,
die spezielle Bestimmung des Gebäudes gut zu charakterisiren, und
so auch bei der Sternwarte zunächst dafiir gesorgt, dass man die-
selbe nicht für ein VVohngehäuile halten könne, und dann zu er-
kennen gegeben, dass die Plattform, in welche sich das Denkmal
endigt, zu den Beobachtungen bestimmt sei. Wenn nun, wie man
zugiht, der Mangel aller ßekränzung oder E-ndverzierung einem
Gebäude keinen Anschein von Eleganz oder Leichtigkeit, sondern
vielmehr den entgegengesetzten geben muss, so behauptet Quatre-
mere de Quincy, dass gerade dieser angebliche Fehler eines der
äusseren Verdienste des Observatoriums sei, wenn man dasselbe als
ein Werk der Iiunst und des Geschmackes betrachte.
Perrault erhielt auch den Auftrag, eine Zeichnung zu fertigen,
nach welcher am Eingange der Vorstadt St. Antoiine Ludwig XIV.
zu Ehren ein Triumphbogen errichtet werden sollte. Das Monu-
ment war auch bereits an Ort und Stelle in Gyps ausgeführt; a1-
lein wie die Neugierde bcfriediget war, erlosch auch der Eifer der
Anordner, und da iiherdiess neue Projekte neue Auslagen ngthwen-
dig machten, so wurde das Modell ximgeivorfen und selbst das Fun-
dament zerstört. Es ist also nur die Zeichnung vorhanden. Nach
Perraulfs Zeichnung wurde auch die Grotte in Versaillesund die
Wasser-Allee angelegt. Auch entw'art' er ein Efrcqekt zu einem
Gebäude, welches an die Stelle des von Ludwig XIII. erbauten
Schlosses kommen sollte.
Von seinen Schriften gehören der Essai de Pbysique und die Me-
moires P00? Sefvir ä l'histoire naturelle nicht in unsern Bereich.
Seinen schriftstellerischen Ruhm gründete vornehmlich die Ueber-
setzung des Vitruv, von welcher er später tiir den Elementar-unter-
richt der jungen Architekten einen Auszug in kleinem Formate
veranstaltete. Die erste Ausgabe seines Vitruv ist von 1675. die
zweite von 16811, beide in fol. Zu seinen besten YVei-lteo gehört
auch eine Abhandlung in zwei Theilen, unter dem Titel: Ordon-
nance des cinq especes de colonnes selon la metbode des aneiens.
In seinem NRChlaSSe fand man auch eine Sammlung von Maschi-
nen, welche ebenfalls bekannt gemacht wurden. Qeberdiess be-
merken wir rwßll, dass von Perrault auch die Beschreibung des
sogenannten Cabinet des beaux-arts, Paris 1090, herriihre.