Volltext: Müller, Jan. [vielm. Jens Peter] - Passe, Wilhelm de (Bd. 10)

stellt: Avgvstinvs Venetus de Mvsis. Das: der Venetianer mit dem 
Familiennamen de Musi gchcissen habe, scheint ausgemacht zu 
seyn; allein es ist immer noch die Frage, ob die bei Bartsch ver- 
zeichneten Blätter demselben alle angehören, oder ob vielmehr zwei 
Künstler in selbe" sich theilen. Die beiden Zeichen A. V. unter- 
scheiden sich nämlich dadurch von einander, dass das eine ein mehr. 
gothisches, wie jenes von A. Dürer, das andere ein lateinisches, oben 
spitzes A hat, worunter Zaui zwei verschiedene Meister vermuthet. 
Auch G. von Quandt (Entwurf zu einer Geschichte der Iriupferste- 
cherkunst S. 194) folgt dieser Ansicht, und behauptet, es sei eine 
Verschiedenheit zwischen den Arbeiten des Meisters, der mit dem 
spitzigen A seine Blätter signirte und des jenen, der sich des breiten 
A bediente. Der letztere nämlich, wenn es je zwei Ii iinstler ge- 
geben hat, ist zwar ein sorgfältiger Stecher, aber ein weit schlech- 
terer Zeichner als jener Künstler, welcher die lateinischen Initialen 
A V auf seine Blätter setzte. Zum Vergleiche nennt v. Quandt die 
beiden Blätter, welche ein Weib mit der Vase auf dem Kopfe und 
die Miissigung vorstellen, und in einer Zwischenzeit von zehn Jah- 
ren gefertigt wurden. Man könnte zwar glauben, dass der ältere 
Stich schon an und für sich gegen den neueren zurückstehen 
dürfte; allein v. Quandt will auf der andern Seite wieder nicht an- 
nehmen, dass dei: Meister A V in dem Grade sich im Stiche ver. 
nachlässiget, als er in der Zeichnung zugenommen hat. Dieser 
Schriftsteller glaubt daher mit Zani, den '21 V von dem A V tren- 
nen zu müssen, und letzterer, dem das wihl erfundene und kühn 
ausgeführte Blatt der Ilexenfahrt angeböret, scheint ihm viel gräs- 
serer Bewunderung würdig. A V gelangte in diesem Blatte aller- 
dings zu seiner müglichsten Vollkommenheit. Diese erlangte er 
aber in Marc-Anton's Schule zu Rom, wohin er nach 1516 äc- 
lsommen ist. In diesem Jahre befand sich Augustin noch In F 0- 
renz, aber bereits als ausübender liünstler, der vielleicht seine er- 
stcn Studien nach A- Dürcr gemacht hatte. Es finden sich nämlich 
Copien nach jenem Meister unter seinen Blättern: eine Land- 
schaft, in welcher er neben andern den Haasen, "die Katze und 
den Ochsen aus Dürer's Blatt mit Adam und Eva von 1504 an- 
brachte, die Heilung des Lahmen nach Dürer's Stich von 1515, und 
eine Copie von Dürer's Abendmahl im Holzschnitt, 1514 von Augu- 
stin de Musi gestochen. In Florenz wagte er sich 1516 an eine 
schwerere Aufgabe, die ihm aber nicht gelang. Er stach nämlich 
Andrea del Sarto's Leichnam Christi in den Armen zweier Engel; 
allein Andrea war mit der Arbeit so unzufrieden, dass er ihm nie mehr 
ein Bild zum Stichekinvertraute, wie Vasari erzählt. Und wirk- 
lich ist dieses Blatt sehr trocken behandelt, dass es sich deutlich 
zeigt, der Künstler habe erst nach der Bekanntschaft mit Marc 
Anton das Bessere geleistet. Dass die Platte wirklich von Augu- 
stin dem Venediger lierrühre, beweiset wohl die Aussage Vasarfs 
vollkommen, und wenn dieses wirklich so ist, so müssen wir auch 
unter dem '21 V jenen Künstler vermuthen, dann diese Buchstaben 
.s_tehen neben der Jahrzahl 1516 auf dem Blatte. Agostino scheint 
510i]. des gothischen '21 in der früheren Zeit seines Wirkens gerne 
bedient zu haben, wahrscheinlich angereizt durch Dürer's Mono- 
gramni, der ein ähnliches A gebrauchte. Von Florenz begab sich 
Augustin nach Rom, und da wurde er unter Leitung des Maljß 
Antonio neben Marco di Ravenna einer der besten Stecher damali- 
8er Zeit. Wie lange er sich in Rom aufgehalten, ist nicht be- 
kannt. Vielleicht verliess er bei der'1.527 erfolgten Plünderung die 
Stadt. um in Florenz sein Glück zu versuchen. Man Weiß M111!
	        
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