Die Ausleger dieser Stelle und die Hunstrichter theilen sich_in
zwei Klassen, von denen die eine die ganze Sache in Zweifel
zieht, die andere sie zu erklären sich bemüht. Die zweifelnde
lilasse läugnet zwar nicht, dass Parrhasius den Demos gemalt,
aber, dass diese Eigenschaften als ihm inwohnend, in dem Ge-
mälde zugleich ausgedrückt worden seien. Hier theilen sich die
Zweifelnden wieder in zwei Klassen, indem die eine voraussetzt,
Pliniiis habe sich eines von den vielen Iiunstmährchen der Grie-
_chen aufhalten lassen, die andere aber, mit Caylus, in der Be-
schreibung des Plinius eine feine Satyre iindet.
Die erklärende Klasse gibt die Möglichkeit der Sache zu, ist
aber in der Vorstellung von der Ausführung wieder unter sich ver-
schiedener Meinung. Auch hier sind zwei Partbeien. Die eine
erklärt sich diesen Demos als einzelne Figur, die andere als Gruppe
von Figuren; die für eine einzelne Figur entscheiden, weichen
darin von Neuem von einander ab, dass sie die Darstellung der
verschiedenen Eigenschaften entweder in Attributen oder Symbo-
len suchen, oder durch verschiedene Ziige und Geberden sie mög-
lich zu machen bemüht sind. In Meusel's Museum 1789 Btes St.
sucht ein angeblicher Künstler letzteres physiognomisch darzuthun.
l-Iirt denkt sich den Demos als Jüngling. Wieland muthmasset er-
dichtete Namen (Aristipp I. S. 30g verg. mit S. 426). Nach seiner
Vorstellung zählte man auf dem Gemälde mehr als hundert halbe
und ganze Figuren in drei Hauptgruppen vertheilt, nach den drei
Hauptfiguren des Demagogen, des Schatzmeisters und des verur-
theilten Feldherrn angeordnet. Vgl. auch Grund, Malerei der
Griechen S. 625. der beide Meinungen in seiner Deutung vereini-
get, und bei Pliniiis "pinxit et daemon" liest, so dass nach sei-
ner Meinung Parrhasius, wie bei dem lionius des Philostratus,
auf seinem Gemälde einen Dämon vorangesetzt, um in dieser poe-
tischen Figur, die, mit den Kennzeichen der Stadt Athen versehen,
die mannigfaltigen Ziige des Vullischaralsters zu' einem Ganzen
vereinigen sollte. Aus Allem geht hervor, dass sich hier die
Auslegungskunst noch nicht Genüge geleistet hat. Ueber die frü-
heren Meinungen berichtete G. A. Lange im Iiunstblatte 1820
No. 11. Eine neuere, sonderbare Hypothese ist jene des Quatre-
mere de Quincy, Mun- d'art antiques, Paris 132g II. 7x, welche
auch in einem Bilde versiunliehet ist: in einer Eule mit anderen
Thierköpfen. Hirt (Arch. 1855 S. 19g) glaubt, die Schilderung
des Plinius komme aus der Feder irgend eines Sophisten, aber
nicht aus dem Pinsel eines Malers, indem die Malerei so viel sich
Widerspreeliendes nicht auszudrücken vermiige.
Parrhasius fertigte auch mehrere Zeichnungen, theilweise blossc
Unjgigge (novöxpaniiah Hierin war er besonders ausgezeichnet,
weniger glücklich, wenn er die ganze Figur anatomisch richtig
hatte zeichnen mussen (in lineis extremis palmam adeptus am-
hire cnim se extremitas ipsa debet._ Minor tamen videtur sibi coin.
vafahls in mediis corporibus eirprimendis, lesen wir bei Plinius),
Nach seinen Zeichnungen arbeitete Mys die Centauromachie am
Schilde der Proinachos des Phidias, so wie die übrigen Werke
der Toreutik, womit das Gusswerk geschmückt war. Diess er-
Zählt Pausaniils, man darf aber nicht annehmen, dass Parrbnsiüs
der Zeitgenosse des Phidias gewesen, dass er schon um Ol. 84 ge-
lebt habe. Die Ausschmiickung des Schildes geschah beinahe 100
Jahre nach Fhidias Tod.