Volltext: Müller, Jan. [vielm. Jens Peter] - Passe, Wilhelm de (Bd. 10)

Die Ausleger dieser Stelle und die Hunstrichter theilen sich_in 
zwei Klassen, von denen die eine die ganze Sache in Zweifel 
zieht, die andere sie zu erklären sich bemüht. Die zweifelnde 
lilasse läugnet zwar nicht, dass Parrhasius den Demos gemalt, 
aber, dass diese Eigenschaften als ihm inwohnend, in dem Ge- 
mälde zugleich ausgedrückt worden seien. Hier theilen sich die 
Zweifelnden wieder in zwei Klassen, indem die eine voraussetzt, 
Pliniiis habe sich eines von den vielen Iiunstmährchen der Grie- 
_chen aufhalten lassen, die andere aber, mit Caylus, in der Be- 
schreibung des Plinius eine feine Satyre iindet.  
Die erklärende Klasse gibt die Möglichkeit der Sache zu, ist 
aber in der Vorstellung von der Ausführung wieder unter sich ver- 
schiedener Meinung. Auch hier sind zwei Partbeien. Die eine 
erklärt sich diesen Demos als einzelne Figur, die andere als Gruppe 
von Figuren; die für eine einzelne Figur entscheiden, weichen 
darin von Neuem von einander ab, dass sie die Darstellung der 
verschiedenen Eigenschaften entweder in Attributen oder Symbo- 
len suchen, oder durch verschiedene Ziige und Geberden sie mög- 
lich zu machen bemüht sind. In Meusel's Museum 1789 Btes St. 
sucht ein angeblicher Künstler letzteres physiognomisch darzuthun. 
l-Iirt denkt sich den Demos als Jüngling. Wieland muthmasset er- 
dichtete Namen (Aristipp I. S. 30g verg. mit S. 426). Nach seiner 
Vorstellung zählte man auf dem Gemälde mehr als hundert halbe 
und ganze Figuren in drei Hauptgruppen vertheilt, nach den drei 
Hauptfiguren des Demagogen, des Schatzmeisters und des verur- 
theilten Feldherrn angeordnet. Vgl. auch Grund, Malerei der 
Griechen S. 625. der beide Meinungen in seiner Deutung vereini- 
get, und bei Pliniiis "pinxit et daemon" liest, so dass nach sei- 
ner Meinung Parrhasius, wie bei dem lionius des Philostratus, 
auf seinem Gemälde einen Dämon vorangesetzt, um in dieser poe- 
tischen Figur, die, mit den Kennzeichen der Stadt Athen versehen, 
die mannigfaltigen Ziige des Vullischaralsters zu' einem Ganzen 
vereinigen sollte. Aus Allem geht hervor, dass sich hier die 
Auslegungskunst noch nicht Genüge geleistet hat. Ueber die frü- 
heren Meinungen berichtete G. A. Lange im Iiunstblatte 1820 
No. 11. Eine neuere, sonderbare Hypothese ist jene des Quatre- 
mere de Quincy, Mun- d'art antiques, Paris 132g II. 7x, welche 
auch in einem Bilde versiunliehet ist: in einer Eule mit anderen 
Thierköpfen. Hirt (Arch. 1855 S. 19g) glaubt, die Schilderung 
des Plinius komme aus der Feder irgend eines Sophisten, aber 
nicht aus dem Pinsel eines Malers, indem die Malerei so viel sich 
Widerspreeliendes nicht auszudrücken vermiige. 
Parrhasius fertigte auch mehrere Zeichnungen, theilweise blossc 
Unjgigge (novöxpaniiah Hierin war er besonders ausgezeichnet, 
weniger glücklich, wenn er die ganze Figur anatomisch richtig 
hatte zeichnen mussen (in lineis extremis palmam adeptus  am- 
hire cnim se extremitas ipsa debet._ Minor tamen videtur sibi coin. 
vafahls in mediis corporibus eirprimendis, lesen wir bei Plinius), 
Nach seinen Zeichnungen arbeitete Mys die Centauromachie am 
Schilde der Proinachos des Phidias, so wie die übrigen Werke 
der Toreutik, womit das Gusswerk geschmückt war. Diess er- 
Zählt Pausaniils, man darf aber nicht annehmen, dass Parrbnsiüs 
der Zeitgenosse des Phidias gewesen, dass er schon um Ol. 84 ge- 
lebt habe. Die Ausschmiickung des Schildes geschah beinahe 100 
Jahre nach Fhidias Tod.
	        
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