Volltext: Müller, Jan. [vielm. Jens Peter] - Passe, Wilhelm de (Bd. 10)

II (HJIIIGBIHB: 
U11! 
Kirchen Werke von ihm, die 
Färbung Lob verdienen. Starb 
SO 
in der Zeichnung, 
1'266 im 68- Jahre. 
der 
in 
wie 
Parrhasius, Maler von Ephesus, Sohn und Schüler von Evenor, 
blühte um Ol. 95, als Nebenbuhler des Zeuxis, und hochberühmt, 
wie aus alten Documenten bei Plinius, Quintilian, Plutarch u. a. 
erhellct (s. diese im Original bei Sillig, Müller, Hirt)- 
Plinius und Quintilian gehen vor allen auf die Verdienste dieses 
Iiünstlers ein. Ersterer sagt, der Iiünstler habe in der Malerei 
zuerst die Verhältnisse sorgsamer beobachtet, den Gesichtsbildun- 
gen zuerst eine grüssere Lebendigkeit ertheilt, sich-einer gefälli- 
gern Anordnung beilissen, auch auf eine glanzvolle Darstellung 
des natürlichen Haarschmuelses gesehen, vor allem aber in den 
iiusseren Umrissen sich ausgezeichnet, was ihm selbst Künstler 
bestätigten. Hierin findet Plinius gleichsam das Höchste der Ma- 
lerei, welches viel schwerer zu erreichen sei, als die inneren Theile 
der liürper gut darzustellen. Die Umrisse der Körper meisterhaft 
umziehen. und das Gemalte bei dem Verschwinden täuschend um- 
kriinzen, hält Plinius bei glücklichem Gelingen für eine seltene Vor- 
lmmmenheit. Auch Antigunus und Xenocrates, welche über die 
Malerei schrieben, haben dem Parrhasius diesen Vorzug lobprei- 
send zugestanden. Die liünstler bedienten sich daher seiner Zeieh. 
nungen, wovon später noch theils auf Pergament, theils auf Holz 
Ueberreste vorhanden waren, gerne als Studien. Diess geschah 
nun vorzüglich der streng bestimmten Contureu wegen , denn die 
inneren 'l'lteile des Körpers stellte er nicht mit gleicher Meister- 
schaft dar, wie Plinius bemerkt. Es gebrach ihm also dennoch 
an einer genauen anatomischen Iienntniss der menschlichen Ge- 
stalt. Auch Quintilian scheint besonders auf die Feinheit, womit 
Parrhasias die Gegenstände umzog, anzuspielen, und desswegen, 
so wie auch, dass die Bilder der Götter und Heroen, Wie Sie 
Yarrhasius" darstellte, auf andere als zu befolgende Ideale übergiu- 
gen, nennt er ihn vielleicht den Gesetzgeber der Malerei. Ideali- 
tiit und Charakter gehörten also gleichmiissig zu den Vorzügen des 
grossen Meisters, was auch Xenophon erkannte, wenn er in einer 
Unterredung des Parrhasius mit Sokrates den wahren Zweck der 
liunsrin der naturgemässen Nachahmung mit den Farben, in der 
Auswahl der Formen bei der Darstellung des Idealen, und in der 
Weise die verschiedenen Seelenznstände gehörig auszudrücken setzt. 
Allein zu seiner Zeit erscheint die Kunst in Betracht des Ernstes 
und der Tiefe, womit die Gegenstände aufgefasst wurden, so wie 
der sittlichen Strenge gegen den Geist der früheren Periode bereits 
entartet; sie war zu sinnlicher Illusion und jiusserem Reiz gelangt, 
und selbst der grosse Parrhasius_fand es nicht für unwürdig, in 
seinen Brholnngsstunden Qbseemtäten zu malen.- Plinius sagt 
deutlich; pinxit et ltbidmcs eo genere petulantis ioei se re- 
iiciens. Allein der Geist der Zeit war nicht entgegen, und die 
Neuheit der Leistungen verschaffte im Gegentheile den Künstlern 
ungewöhnliches Anstalten. Parrhasius hatte überdiess auch die 
höchste Meinung von sich. Er glaubte an den Griinzen der Iiunst 
zu stehen, und in seinem Üebermuthe war ihm menschliche Ab- 
egalnmung nicht mehr genügend. Er wollte vom Apollo abstammen 
und den Herluiles in einer Vision erblickt haben. Dabei war er 
nach Art eines Satrapcn stolz undschwelgerisch, kleidete sich vor- 
nehm in Purpur mit goldener Stirnbinde, als Fürst der Malerei. 
liess selbst die Schnürstiefel mit goldenen Buclteln- verzieren, und
	        
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