Palladio ,
Andrea.
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der Stadt. Er gab im Jahre 1564 auch ein kleines Werk iiher die
römischen Denkmäler heraus, welches einige Auflagen erlebte.
Nachdem der Künstler wieder in seine Vaterstadt zurückgekehrt
war, beeiferte sich jeder Baulustige, einen. Plan von Palladio zu
Erhalten. Die Zahl der Gebäude, die sich nach seinen Entwürfen
zu Vicenza und in der Ümgegenil, zu Venedig und anderen Städ-
tendes Gebietes erhoben, ist sehr bedeutend, denn man fand Iastnur
jene Iiirche, jenen Pallast; jene Villa u. s. w. schön, welche nach
Palladids- Plan erbaut waren. Seine Phantasie war ausserordcxitlich
reich, sein Geschmack durch das Studium der VVerlte einer frühe,-
ren, besseren Zeit geläutert, und nicht minder glücklich der Sinn
für das decorative Element der Architektur. Er wusste die Formen
der römischen und griechischen Baukunst auf das mannichfaltigste
zu yerbindcn, und sie dem modernen Begriffe anzupassen, Alles
dieses mit grosser Freiheit, da er sich nie sklavisch anidie alten
Typen hielt. Bei den Stadtpalliisteu ordnete er mit grosser Eigen-
thiimlichkeit die Siiulenordnung so an, dass dadurch zugleichauch
ein SE-iulengang entstand. Die Erdgeschosse bestehen meistens aus,
einfachen Arkaden ohne Gurten. Sehr oft dienen diese Säulen-
giizxge dem oberen Stockwerke statt eines Untersatzes in Idussage;
derßossagen selbst bediente er sich mitGeschmack, aber mit Maass,
und trieb es nie bis zu den festungsartigen Mauern des früheren
florentinischen Hiiuserbaizes. Doch wusste Pnlladic sehr wohl, dass
Bossagen, so wie regrlmiissig behauene Werkstiiclte. die Wirkung
erhöhen und die Schiinhcit der Säulen und Verzierungen in ein
noch glänzcnderes Licht setzen können.
Sein Werk ist der prächtige Pallast Tiene an der Strassp St.
Stafanolauf einem massiven Untersatze, mit Arkaden, die Haupt.
etage mit corinthischen Pilastern geziert. Der Bau wurde nicht"
ganz vollendet, der Plan aber ist vollständig yin Pnlladirfs Archi-
tokturwer-ls. Einer der elegantesten Palliisto ist derjenige, weltlich
er zu Vicenza für "Ginseppe de Porti erbaute. eigentlich ein Dop-
pclpallast, der an zwei Strnssen stösst. dm Erdgeschosse sind Ar-
kaden mit wenig vorstehenden Bossagen, auf Vißlüllen der Unter-
satz der jonischen Siiulcxl ruht, welche die sieben Fenster der Fa-
cadetrennen. Im Hufe ist eine Gallerie in compusiter corinthischer
Ordnung." Im Pnllasttr-Valznara wendete er Pilaster an , welche die
iobereund untereßtage durchreichen. und die Luge des Gartens daselbst
zierte eumit einem cnrinthischcn Peristyl. Präichtig ist sein- Pal-
last zu Maser im 'I'revisauischen, in welchem Eleganz mit Pracht
sich paart. Der Pallast Barlaaratno ist nicht minder von Bedeutung,
50 wie der kleine teinpclähnliche Pallast in der Vorstadt S. Croce
zu Padua. '
Die Palliiste und Wohnhäuser, welche nach den Plänen dieses
Künstlers atlsgteiiihrt wurden, sind zu zahlreich, als dass wir sie
hier aufzuzählen im Stande wären. An diese Werke reiht 5ich
dann ein grusse Anzahl_ von herrlichen Landhäusern, womit
er die (Jmgagentl von Vtcenza und die Staaten Venedigs zierte.
Da hatte seine Einbildnngskraft noch freieren Spielraum, da er"
durch das Terrain nicht beschränkt war, wie in den Stadtamt-Seil"!
Combinationsvermögen "konnte sich auf das mannichfaltigs-te äns-
sernl Vor allem bewundert wurde die Yilla Capra oder Botondo
bei Padua: Lord Burlitlgtotl nahm sie beim Bau seinei Land-
hauses zu ChiSWiC zum Vurbilde, und ihm folgten bald mehrere
andere englisch-e Grosse. In Capra waren ehedem auch div Qrigi-