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Murillo ,
Don
Bartolomc
Enlävan.
die sich auf VVcrke der Barmherzigkeit beziehen, und die zwei
übrigen stellen den heiligen Johann de Dios mit einem Ar-
men beladen, und die heilige Isabella, Königin von Portugal,
vor, wie sie kranke Bettler heilt. Diese Gemälde wurden von
den Franzosen weggeführt, und noch gegenwärtig sind sie in
der Sammlung des Marschall Soult zu Paris. S. unten: Paris.
Diejenigen, welche dem Murillo kein anderes Verdienst als das
des Colorits zugestehen wollen, werden an der Schulter des Gicht-
briichigen am Teiche die genaueste Iienntniss der Anatomie des
menschlichen Körpers; an den drei dem Abraham erscheinenden
Engeln die menschlichen Proportionen; an den liiipfen des Chri-
stus, des Moses und anderer die edlen Ziig-e; an den Gestalten
des verschwenderischen Sohnes und einiger Weiber und Kinder,
die sich begierig zudrängen, das aus einem Felsen springende
Wasser zu trinken, den Seelenausdruck wahrnehmen können, und
überhaupt an diesen ausgezeichneten Gemälden die Beobachtung
der Regeln der Composition, der Perspektive und Optik nicht we-
niger, als philosophische Einsicht bei Schilderungen der Tugen-
den und Leidenschaften des menschlichen Herzens finden. Fiir
das Gemälde der Speisung mit Brod und Fischen erhielt er 15,975
Realen besonders, für das dazu gehörige des Moses 13,500, fiir
die hierauf folgenden vier kleineren 52,000; und für die übrigen
zwei Bilder des heiligen Johann de Dios und der heiligen Isa-
bella 1Ö,81'10 Realen, woraus man sieht, wie hoch man seine Werke
zu einer Zeit schätzte, wo doch die Lehensbediirfiiisse um die
Hälfte leichter zu befriedigen waren, als jetzt. Auf diese Gemälde
folgten die der Empfängniss und des heil. Petrus, die sich in der
Kirche de los Venernbles befanden, und dasjenige der heil. Jungfrau
mit dem Iiinde, wie sie an einige fremde Priester Brod verlheilt,
an der Wand des licfektoriums in diesem Hospital. Die Empfäng-
niss hält Bermudez für das beste Zeugniss der Fertigkeit lilurillefs,
so wie von seinem Geschmack und seiner Einsicht bei den Gegen-
sätzen des Lichtes und zu Hervorbringung des Tbtaleilickts, und
fiir das beste seiner Hand. Auch malte er in eben dieser Zeit die
19 Gemälde mit Figuren natürlicher Grösse, welche dic Altäre und
den unteren Chor des Capuzinerklosters zieren, und viclc andere.
Nachdem alle diese Werke beendigt waren, ging llIurillo nach
Cadiz, um das grosse Bild der Verlobung der heil. Catharina fiir
den Hauptaltar der Kapuziner zu malen. Ehe er aber das Werk
vollendete, fiel er auf dem Gerüste, ward hierauf bedeutend krank,
und sah sich desshalb gcniithiget, nach Sevilln zurückzukehren, wo
er den übrigen Theil seines Lebens immer liriinkclnrl zubrachtc,
und endlich 1682 starb. Er hatte zwei Söhne, Don Gabriel, der
sich in Amerika aufhielt, und Don Gaspar Stövan, einen Gcistli-
chen, und noch eine Tochter, als Nonne, Donna Francisca ge.
nannt, im Kloster der Mutter Gottes zu Madrid. Er hingerlicss
ausser einem beträchtlichen Vermögen auch eine Anzahl von Ge-
mälden, wovon einige beendigt, andere inur entworfen sind. Ei-
ncs der vorziiglichsten darunter ist sein eigenes Bildniss. Murillo
hatte einen liebenswürdigen Charakter, seine Schüler behandelte
er liebevoll und leitete sie mit Sanftmuth auf dem Wege, der zur
Nachahmung der Natur führt, sowie mehr Anoch durch die Errich-
tung einer öffentlichen Zeichen-Akademie in Sevilla, die endlich
nach manchem [iampfe 1660 erölinet wurde. Er war der erste Vor-
steher, welcher in jener Stadt das Studium des Nackten oHentlieh
lehrte, indem er Nackte stellte, und die Proportionen nebst der
Anatomie lehrte. So ist er auch der Gründer der Sevillanischen