Volltext: Müller, Jan. [vielm. Jens Peter] - Passe, Wilhelm de (Bd. 10)

der liunstausstelliing in München siahcn, und abgebildet ist in 
IiaczynshPs Prqchtwerli. Im Besitze des IiöniggLudWig V0" Bayern 
ist, neben dem trelflichen Bildnisse der schönen Vittoria aus Albano 
V0" 1822, das herrliche Gemälde mit zwei weiblichen Figuren, Ita- 
lia und Gcrmania vorstellend, welches man 1852 auf der Iiunstaus- 
stellung in München bewunderte, neben mehreren geistreichen Zeich- 
nungen des Künstlers. Im Jahre 1857 vollendete er das grosse Bild, 
welches den Einfluss der Religion auf die Iiünste vorstellt. gegrü- 
wärtig im StiidePschen Institute zu Frankfurt a. M. Man sieht darauf 
eine Versammlung der grössten Meister der bildenden Künste, wel- 
che zugleich die verschiedenen Schulen repriiscntiren, von den 
früheren Jahrhunderten bis auf Rafael. In neuester Zeit malt er 
an einem grossen Bilde für den Dom in Cöln. 
An diese VVerlse reiht sich eine bedeutende Anzahl von Zeich- 
nungen, die grüsstentheils in Nachbildungen bekannt sind, wie 
am Schlusse des Artikels zu ersehen ist. Graf von Baczynski (Ge- 
schichte der neueren deutschcn Kunst I. 50) behauptet, dass sich 
der Künstler in seinen Haudzeichnuiigen gerade am grössten zeige. 
Den Grund dieser Erscheinung sucht der edle Graf in dem Mau- 
gel der Schule, welche allein eine gleichmä-ssige Ausbildung der 
verschiedenen künstlerischen Fähigkeiten hervorbringe, und die in 
der Entwicklungsperiode des Künstlers gänzlich fehle; ferner darin, 
dass ihm die Aullassung eines kräftiger sinnlichen Lebens, wozu 
das Coluriren der Carnation gehöre, nicht zu Gebote stehe, wel- 
ches der Iiünstler späteren Ansichten gemäss sogar als der höhe- 
ren liunst verderhlieh achte. Dann bemerkt der Verfasser der Ge- 
schichte der neuern deutschen Kunst, die besonderen religiösen 
und sittlichen Ansichten dieses verehrungswiirdigen Menschen stün- 
den nicht im Einklange mit der Entwicklung einer Alles umfas- 
senden liunst; allein die Gegenstände, welche er behandle, Llltld 
die jetzt ausschliesslich christlsatholische seien, dürften in der Aus- 
führung die Mängel seines Princips am wenigsten fühlbar maclienß 
Immerhin aber erkennt Raczynslti den ersten Ausfluss seiner künst- 
lerisch begeisterten Seele in der Handzeichnung jedesmal als das 
Vorzüglichste, indem nach der Ansicht jenes Schriftstellers Over- 
beclüs Werke in dein Maasse, dass der Gedanke sinnliche Gestalt 
in Rundung und Farbe gewinnen solle, an Leben verlieren.  
Overbecls ist fast der einzige unter den oben genannten Künst- 
lern , der mit Entschiedenheit an ihrem zuerst gewählten Principe 
festgehalten hat, Das Streben und Schaffen der jüngsten Nach. 
lsommenschaft, die Resultate des letzten Jahrzehents sind seinem 
Sinne fremd geblieben. Er ist im Schoosse der pietistischen Schule 
heimisch geworden. und _Sßln frommer Sinn geht nur auf Darstel- 
lung des Heiligen, Göttlichen. Ausallen seinen Bildern strahlt 
der Glaube, die ungeheuchelte religiöse Ueberzcugung, so dass 
er gewiss au; inneren] Drauge , so wie einige andere seiner Freunde, 
zur römisch-katholischen Kirche sich wandte. Auch seine Werke 
tragen das Gepräge einfacher Wahrheit, der tiefsten Frömmigkeit_ 
und Lauterkeit des Gemuthes, und dabei athmen seine Ge- 
stalten oft eine Aumuth und Holdseligkeit. so wie sie nur Rafael 
verleihen konnte. Seine alterthümlich schlichte Darstellungsweise 
lljmmt freilich nicht einen Jeden ein, und was so tief gefühlt ist. 
sieht nicht Jeder mit profanen Augen , immerhin aber darf man be- 
haupten, dass, was edle Zeichnung und lnnigkeit der Empfindung 

	        
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