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Ostendorfer ,
Micha e].
dessen, immer auf die Malerei, und Begensburghatte ehedem meh-
rere solche VVerlae von ihm, in der Weise der Altorfefschen
Schule. Proben seiner Kunst fand man in der alten Capelle und
zu St. Emmeran. Eines seiner Gemälde, doch in. vernachlässigtem
Zustande, befindet sich gegenwärtig auf der k. Bibliothek zulie-
gcnsburg- Es stellt das ganze Leben Jesu in kleinen Bildern dar,
und auf der Aussenseite der Flügel das jüngste Gericht. {Es sind
über dieses Gemälde noch Eingaben an deifMagisti-at in egens-
hnrg vorhanden, die in der Eos 1820 Nro. T5 abgedruckt sind.
Diese Bittschriftcn sind sehr nachlässig und ohne alle" Beobachtung
der geziemenden Form abgefasst. Alle sindfhuitseifnäm Vvappen-
schil e versehen, welches, mit derFeder gezeichnetyvier schreitende
Basilisken zeigt. '
Der llath hatte ihm ungefähr im Jahre 1555 jenesa-Altarblatg für
die seit dem Interim geschlossene und nur erst das Jahr vorher
wieder eröffnete neue Pfairrliirche zu verfertigen übertragen. Bei
sehr beschränkten Vermögensumstiinden war der geschätzte Meister
nicht im Stande, die Holztafel zum Altarblatt und die beiden Thor-
fliigel auf eigene Kosten verfertigen zu lassen, und das Farbenma-
terial mit dem Goldc ohne Vorschuss sich anzuschaffen. Er ver-
langte daher zu wiederholten Malen vom Ilathe der Stadt Unter-
stützung an Geld, an Roclscnmehl und insbesondere ein Buch fei-
nes Gold. Der Iiath gab ilnu aber nur ein Paar Gulden, nur
einmal ein halbes Buch Gold, und iiberhiiufte ihn mit Vorwürfen,
dass er alles das Seinige vergeude und sichyrwvennper ein Paar
Groschen habe, der 'l'ri-igheit hingebe. Mehrere Monate waren
auch wirklich verstrichen, und mit dem bestellten Gemälde war
noch kein Anfang gemacht werden. Als die Mahnungen immer
häufiger wurden, ging dem Künstler, der von Brodneidern bei dem
Bathe übel angeschwE-irzt zu werden "vcrmuthete, die Geduld aus.
Er beklagte sich in mehreren Vorstellungen an den Hath, dass man
ihm das Essen verweise, und doch nichts gebe", dass ein feiner
Künstler müsse zu Tlerderben kommen, weil iIlVlcisterbuben zu
Meistern beachtet werden. In einer andern schriftlichen Eingabe
heisst es: „Der arme lVIichelOstendorfenmuss sich ansehen lassen,
wenn er Geld habe, arbeite er nichts; aber Gott wird die Verrä-t
ther strafen. Wenn ich eine Bauerntafel zu malen hatte, hatte ich
ein besseres Verdienen. Nach meinen Autriissen und Fürnehmen
wusste ich mehr denn 100 Thalcr oder Gulden zu. verdienen. Dass
ichs aber in 2 oder 3 Monaten könnte enden, wäre mir unmög-
lich. Wollte demnach gerne ein Wissen haben, wie ich mich mit
dem Gemälde halten soll; dieweil E. Weisheit .so viel auf die em-
pfangenen acht Gulden lassen Acht haben." Nach Verlauf vnn 5
Vierteljaihreln vivar Ostendorfer endlich in seiner zbrbeit so weit vor-
gerücls-t, dass auf der Rückseite nur noch das jungste Gerücht zu
malen war. Jetzt war das Ganze auch bald fertig, Zu grossev
Selbstzufriedenheit. Er versah es mit dem aus__O in M bestehen-
den Monogram-me. Ich habe dieses Werk, rühmt der Künstler
von sich selbst, nach keines andern Meisters Hand gesudelt, 591]-
dem nach freier Hand mit solchem Fleisse gemacht, dass ich mich
deßßßn nicht schämen darf. Als er splitßrhlil im Jahre 1555 die
letzte Hand an das Werk gelegt hatte, schrieb er in" der fünften
seiner Bittschriften an den Bathi "E- Weisheit können mich mit
dieser Arbeit bei häuslichen Ehren erhalten, aber auch zum Bettler
macheni" Nichts destoweniger scheint Ostendorler allzu treigebig
belohnt worden zu seyn, denn als er 1556 seine Tochter verhei-
rathete, befand er sich schon wieder in solchen Geldnötheiz, dass