Volltext: Müller, Jan. [vielm. Jens Peter] - Passe, Wilhelm de (Bd. 10)

Wßstc- Der Hut ist mit einer Feder geschmückt, ohne Band. 
11.42. 5 L., m. 5 z. 4 L. 
Dieses Blatt ist ohne Namen, mehrere legen es aber dem 
Qstade bei. Es hat indessen viele Aehnlichkeit mit dem Blatte 
der Lauserin (Epouilleuse) N0. 55, so dass beide dem Isaac 
van Ostade angehören könnten, s. Isaac van Ostade. 
Der pissende Bauer nach rechts bei einem grossen Baurne, 
hinter ihm emnFass, rechts im Grunde uber der hölzernen 
Brüche zwei Hutten. Unten links auf dem Boden sind dm 
Buchstaben: A. 0. S. H. 5 Z, 2 In, Br. 4 Z. 
Dieses seltene Blatt wird immer dem Werke Ostacle's bei- 
gelegt, es ist aber zweifelhaft. In der Stichweise nähert es 
sich der Lauserin, s. desswegen Isaac v. Ostade am Schlusse. 
Das Innere einer Bauernschenke, rechts mit einer offenen 
Thiire, und auf einer Erhöhung zwei Bauern und ein im 
Schatten sitzendcs Weib, lmlss im Hintergrunde am Camin 
drei andere Figuren, und vorn verschiedene Geräthe. Im 
Plattenrande steht: OSTADE F. H. 4 Z. 7 L., Br. 5 Z. 
1 L. 
Dieses äusserst fleissig rarlirte Blatt wird gewöhnlich zu 
den Ostade'schen Blättern gelegt. 
Osmde, 15330 V3", Maler zu Harlem, der jüngere Bruder des 
Obigen, wurde um 1612 geboren, und von Adrian in der Malerei 
unterrichtet. Er malte'Landschaften mit Figuren und Vieh, Dorf- 
ansichten und Winterstiiclie, auch etliche Bambocciaden in Adrian 
Ostade's Manier, doch gehören ihm von letzteren nur wenige an, 
da die schwächeren Erzeugnisse dieser Art von der Liste seiner 
VVerlie gestrichen werden miissen. Er starb im-schönsten Mannes- 
alter, man weiss aber nicht, in welchem Jahre. Im Jahre 1645 
war er noch thiitig.  
Man liest in den früheren Kunstschriften gewöhnlich, dass Isaac 
seinem Bruder Adrian nachstehe, Dr. Waagen (Iiunst und Künst- 
ler I. 23g) sagt aber, man thue dem J. Ostade schweres Unrecht, 
wenn man ihm die schwachen Bauernstiiclse, die hie und da sei- 
nen Namen tragen, wirklich beilege. In Holland, in Paris, V01" 
allem aber in England überzeuge man sich, dass er in seinen Dorf- 
ansichten, seinen Winterstiiclien ein ganz origineller Meister Sei, 
der seinem Bruder im Ganzen keineswegs nachstehe. Nur in Fein- 
heit des Helldunlsels und an "Weiche des Vortrages überträfe ihn 
der Bruder etwas, Isaac sei ihm aber öfter in der Zeichnung und 
im lmpasto überlegen. Sein Fleischtun sei minder röthlich, und 
nähere sich Inehr dem des Rembrandt. Das vollendetste Bild dieser 
Art sah Waagen in der Sammlung des Sir Robert Peel. Vor einem 
Hause reitet ein Mann auf dem Schimmel vorüber, und von den 
ihm folgenden zwei Hunden wird einer von einem Knaben gelieb- 
kuset. Auf der anderen Seite des Bildes sind zwei Schweine, im 
Mittelgrunde sehr malerisch gruppirte Landleute _und Vieh. Die- 
ses fein gezeichnete Bild ist nach Waagen von einer Solidität der 
geistreichsten Ausführung, von einer Verbindung des treßlichsten Im- 
pasto mit der grössten Gluth und Tiefe des Tons, wie diess überhaupt 
selten vorkommt. Der Fleischton ist in den Lichtern gelblicher, in 
den Schatten brauner, als bei seinem Bruder, der beiden röthli- 
Chefs Töne beimischt. Den Schimmel könnte Futter nicht besser 
gemalt haben. Waagen bemerkt zugleich, dass Isaac van Ostadc
	        
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